Tierpark-Affäre: Rechtfertigungen
Stadtpräsident Klaus Baumgartner und Gemeinderat Adrian Guggisberg haben am Donnerstag ihre Kommunikation in der Berner Tierpark-Affäre gerechtfertigt.
Der für den Tierpark zuständige Gemeinderat Adrian Guggisberg (CVP) bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, dass in der Sache ein externer Untersuchungsbericht auf dem Tisch liege, verfasst von der ehemaligen städtischen FDP-Präsidentin Annemarie Lehmann.
Er habe vor den Sommerferien von seinem Recht zum Verfassen eines Mitberichts zum Untersuchungsergebnis Gebrauch gemacht, sagte Guggisberg. Materiell könne er dazu öffentlich nicht Stellung nehmen, bevor der Gemeinderat in der Sache entschieden habe.
Bericht durch Indiskretion veröffentlicht
Die «Berner Zeitung» (BZ) hatte am Mittwoch aus dem bisher unveröffentlichten Bericht zititert und die Eckdaten der Affäre bestätigt, wie sie der «Bund» Anfang Juli bekannt gemacht hatte.
Tierpark-Vizedirektor René Hilti wurde demnach von zwei weiblichen Angstellten der sexuellen Belästigung bezichtigt, was er bestritt. Guggisberg legte ihm im Februar die Pensionierung nahe, ansonsten er eine Untersuchung anordnen werde.
Hilti beantragte laut BZ eine Disziplinaruntersuchung gegen sich und ist seit Februar freigestellt. Der Bericht kommt zum Schluss, dass Hilti keine Schuld treffe. Guggisberg habe voreilig gehandelt und die Unschuldsvermutung verletzt.
Der Bericht fordert laut BZ, dass Hilti die bisherige Stelle oder einen gleichwertigen Posten erhalten müsse, dazu Schadenersatz. Das städtische Konzept gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz müsse zudem überarbeitet werden, da es zu wenig zwischen leichten und gravierenden Fällen differenziere.
Kritik an Informationspolitik
Beide Berner Tageszeitungen kritisierten inzwischen die Informationspolitik des Gemeinderats in der Affäre. «Wir haben alles vorgekehrt um in Angelegenheit möglichst objektiv zu handeln und Personen zu schützen», sagte Guggisberg dazu. Er verneinte, dass man angesichts des brisanten Inhalts des Berichts in einem Wahljahr mit Indiskretionen habe rechnen müssen.
Es gehe ihm darum «die Angelegenheit sauber zu bearbeiten», sagte Guggisberg. Ob ihm die Affäre im Hinblick auf seine Wiederwahl schaden werde, könne er nicht beurteilen.
Stadtpräsident Klaus Baumgartner sagte, der Gemeinderat könne vor dem Hintergrund des laufenden Verfahrens «keine Auskunft geben, auch wenn dies die Medien stört». Der Gemeinderat sei in dem Verfahren im Grunde eine richterliche Behörde und deshalb an gewisse Handlungsspielräume gebunden.
«Gemeinderat nicht untätig»
Laut Stadtschreiberin Irène Maeder van Stuijvenberg wurde Hilti nach Eingang des Berichts am 18. Mai die übliche Frist zur Stellungnahme gewährt. Der Gemeinderat sei also «nicht während Wochen untätig geblieben».
Ausser Guggisberg habe auch der fürs städtische Personal verantwortliche Gemeinderat Kurt Wasserfallen (FDP) einen Mitbericht zur Untersuchung verfasst.
Auf Grund des Untersuchungsberichts und der Mitberichte werde zur Zeit in der Stadtkanzlei ein Antrag an den Gemeinderat erarbeitet. Ein Entscheid der Regierung sei in der Sache frühestens in der ersten Gemeinderatssitzung nach den Ferien am 11. August zu erwarten. (sda)