Nationales Risiko? US-Lobby will Shein verbieten

Aktualisiert

Mode-Gigant«Tiktok ist die Nadel, Shein die Droge» – US-Lobby will China-Shop verbieten

Für chinesische Firmen wirds härter in den USA: Huawei ist bereits verboten, Tiktok könnte es bald sein und nun soll auch Shein der Bann treffen.

Das ausbeuterische System von Shein.

20 Minuten

Darum gehts

  • Shein ist zum Fashion-Giganten aufgestiegen.

  • Eine US-Gruppe will den Konzern nun wegen verschiedener Vorwürfe verbieten.

  • Nun droht dasselbe Schicksal wie Tiktok und Huawei.

Shein ist mit Billigkleidern zum Weltkonzern aufgestiegen. Der Ultra-Fast-Fashion-Gigant hat 2022 Zara als weltweit beliebteste Modemarke überholt. Nun will Shein an die US-Börse gehen.

Doch es regt sich Widerstand. Eine neue Gruppe mit dem Namen «Shut Down Shein», die dem US-republikanischen Lager zuzuordnen ist, fordert von US-Behörden ein Shein-Verbot. Die Vorwürfe: Shein begehe Menschenrechtsverletzungen, nutze Importgesetze aus und spähe seine Kundinnen und Kunden aus.

Die chinesische Firma habe Verbindungen zu Tiktok und zur kommunistischen Partei Chinas und operiere ohne Rücksicht auf US-Gesetze und ethische Geschäftspraktiken. Die Gruppe will die US-Bürgerinnen und -Bürger vor dem China-Shop schützen. Auf ihrer Webseite schreibt sie, Shein sei das nächste Amazon, aber mit schändlichen Absichten. Und weiter: «Tiktok ist die Nadel, Shein die Droge.»

Politisch motivierte Kampagne

Ein Sprecher von Shein sagt zu US-Medien: «Wir weisen diese falschen und unbegründeten Behauptungen kategorisch zurück und werden nicht zögern, schnelle Massnahmen zu ergreifen, um die Rechte unseres Unternehmens zu schützen.»

Menschenrechtsverletzungsvorwürfe gegen Shein gibt es auch von unabhängiger Seite. So habe «Bloomberg» beim Test von Shein-Produkten Kleidungsstücke gefunden, die mit Baumwolle aus Xinjiang hergestellt und in die USA geliefert wurden, sagt Oliver Classen von der Menschenrechtsorganisation Public Eye. «Anders als in der Schweiz ist der Import von nachweislich aus Zwangsarbeit stammenden Waren in den USA verboten.»

Er kritisiert aber, dass es sich um eine politisch motivierte Kampagne handle, wie die schrille Warnung vor Shein als nationalem Sicherheitsrisiko für die USA zeigte. Statt soziale und ökologische Mindeststandards für die gesamte Fast-Fashion-Branche zu fordern, werde analog zu Tiktok vor allem eine digitale Gefahr vor China beschworen, die es gesetzlich zu verbieten gelte. Auch Huawei traf schon der US-Bann (siehe Box).

Tiktok muss sich aufspalten, Huawei verliert massiv

Ebenfalls im Visier der US-Behörden ist Tiktok. CEO Chew Shou Zi versuchte erst kürzlich in einer Anhörung im Kongress vergebens, die US-Gesetzgeber unter anderem davon zu überzeugen, dass Tiktok keine Daten an die chinesische Regierung verkauft und ausreichende Massnahmen ergreift. Die US-Regierung stellt Tiktok ein Ultimatum. Wenn sie den US-Teil nicht verkauft, droht ihr ein Verbot in den USA. Bereits verboten wegen Spionage-Vorwürfen ist Huawei. Der einst grösste Handyhersteller der Welt durfte Googles Betriebssystem Android nicht mehr nutzen. Jetzt ist die Marke deutlich abgeschlagen und nicht mehr in den Top 5 der grössten Handyhersteller.

Auch Reto Föllmi, Professor für Volkswirtschaftslehre an der HSG, befürchtet eine weitere Episode des Handelskonflikts zwischen den USA und China wie unter Ex-US-Präsident Donald Trump. Damals wurden auch Schutzzölle auf Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte aus China erhoben.

Um die Bedenken gegen Shein zu adressieren, gebe es eine Vielzahl von Massnahmen im Handelsrecht wie Strafzölle, so Föllmi. Ein Verbot der Firma gehöre nicht dazu. Auf die Schweiz hätte ein solches Verbot in den USA aber wenig Einfluss. «Shein könnte weiter in die Schweiz liefern, wie es bei den Waschmaschinen war, aber die USA dürften Druck auf ihre Handelspartner ausüben», so Föllmi.

Kaufst du bei Shein ein?

Manfred Elsig, Professor für internationale Beziehungen an der Uni Bern, glaubt, dass es eher zu Einschränkungen, vielleicht auch Strafzahlungen, als zum Verbot in den USA kommt. Bei Shein gehe es nicht um Güter von nationaler Sicherheit.

Die Nähe zur Staatspartei sei aber ein ständiges Thema, das die US-Behörden genauer anschauen würden. Auch in der Schweiz könne es Druck geben, stärker auf die Bedingungen bei den Zuliefererfirmen und Wertschöpfungsketten zu achten. 

Jetzt läuft auch eine Anti-Shein-Kampagne in Kanada (Update, 18.4.2023)

Nach dem Boykott-Aufruf gegen Shein in den USA startet jetzt auch eine Kampagne gegen den Billigkleider-Shop in Kanada. Eine Petition auf Change.org verlangt «mehr Transparenz» von Sein.

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