SchmökerstoffTiktoks Bookfluencer sorgen für Verkaufsrekorde
Sie weinen beim Umblättern der letzten Buchseite oder lesen laut vor, damit das Publikum in Ruhe einschlafen kann: Auf Tiktok gehen Videos unter dem Hashtag #Booktok viral. Die Plattform erweist sich als digitaler Buchclub mit grossem Erfolgspotenzial.

Der Gymnasiast Josia Jourdan aus Muttenz zeigt auf Tiktok seine Lieblingslektüre.
Tiktok/josiajourdanDarum gehts
Tiktok ist bekannt für Videos von skurrilen Rezepten, einstudierten Tanzeinheiten und inszenierten Comedy-Einlagen. Dabei wird auf der Plattform auch ganz schön viel gelesen, und zwar Bücher. Ganze 50,4 Milliarden Aufrufe hat der Hashtag #Booktok bisher erreicht. Neben Clips zu persönlichen Leseempfehlungen, den besten Neuerscheinungen, den schönsten Covers und geheimen Buchhandlungen posten die Nutzer und Nutzerinnen aber auch Videos zu farblich geordneten Bücherregalen oder zeigen, welche Emotionen die Lektüre bei ihnen auslöst. Beliebt sind aktuell auch Live-Schaltungen, welche die Creators nutzen, um ihre Fans mit säuselnden Stimmen in den Schlaf zu lesen.
Geschichten übers Erwachsenwerden
Insbesondere Young-Adult- und Fantasy-Bücher werden von den Usern und Userinnen gepusht. Diese behandeln Themen, welche für die 18- bis 25-Jährigen im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Unter dem Hashtag #Booktokschweiz veröffentlicht auch Josia Jourdan aus Muttenz seine Empfehlungen. Der Gymnasiast berichtet über das, was ihn bewegt. Er präsentiert Bücher für die queere Jugend und erzählt pikante Details aus dem Privatleben an seinen liebsten Leseplätzen.
Videos führen zu Grosseinkäufen
Die Social-Media-Plattform veranlasst aber nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Kaufen. In Grossbritannien meldet BBC, dass die meistverkauften Young-Adult-Bestseller auf Tiktok-Trends zurückzuführen sind und für Rekordzahlen sorgen. Sowohl Autoren und Autorinnen als auch Buchhändler und -händlerinnen nutzen die App gezielt für ihr Marketing, wie beispielsweise Saskia Papen aus Kleve. Die 23-jährige Buchhändlerin regt auf ihrem Profil zu Wettbewerben an oder stellt auf Videos nach, mit was für Kundenanfragen sie sich im Alltag befasst.
Neuerscheinungen sind auf Social Media weniger beliebt
Überraschenderweise sind die im Internet zu Bestsellern gehypten Bücher selten Neuerscheinungen. Bereits herausgebrachte Exemplare haben grössere Chancen, mit markanten Hashtags und polarisierenden Posts zum Diskussionsstoff der Stunde zu werden. Bekannt wurde so das Buch «They Both Died at the End» von Adam Silvera. Es wurde 2017 publiziert und stand dank gleichnamigem Hasthag erst Jahre später im Rampenlicht. Ein anderes Beispiel dafür ist Maeline Millers Buch «Song of Achilles».