Top-Taliban geschnappt
Pakistan ist möglicherweise ein massiver Schlag gegen die Taliban gelungen: Sicherheitskräfte nahmen angeblich die Nummer 3 der radikalislamischen Gruppe fest. Die Taliban wiesen die Angaben allerdings zurück.
Der Ex-Verteidigungsminister der 2001 von der Macht in Afghanistan vertriebenen Islamistengruppe, Mullah Obaidullah Achund, sei in Quetta im Südwesten Pakistans gefasst worden, gaben ein hochrangiger Sicherheitsbeamter und Kreise der Taliban am Freitag übereinstimmend an.
Zu der Festnahme kam es den Angaben zufolge bereits am Montagabend, nur wenige Stunden nach der Abreise von US- Vizepräsident Dick Cheney aus Pakistan. Es wäre das erste Mal, dass Pakistan seit dem Sturz der Taliban einen wichtigen Anführer der Miliz ergreift.
Kopfgeld
Achund nahm den dritthöchsten Rang im Führungsrat der Taliban ein. Zu seiner Zeit als Minister wurden ihm enge Kontakte zum pakistanischen Geheimdienst ISI nachgesagt. Der US-Geheimdienst CIA führt Achund auf einer Liste der meistgesuchten Taliban und hatte eine Million Dollar als Belohnung für seine Ergreifung ausgesetzt.
Nach Einschätzung des pakistanischen Journalisten und Taliban- Experten Ahmed Rashid war er zwar selbst kein Feldkommandant der Islamisten, stellte aber eines der Bindeglieder zu den militärischen Anführern der Miliz dar.
In Talibankreisen hiess es, Achund sei im Haus eines Verwandten gefasst worden. Die «New York Times» berichtete auf ihrer Internetseite, US-Vertreter in Washington hätten die Festnahme Achunds bestätigt.
Pakistan steht derzeit unter zunehmendem Druck der USA, entschiedener gegen die Taliban vorzugehen. Geheimdienste oder auf eigene Faust handelnde Agenten des US-Verbündeten werden verdächtigt, den Islamisten entgegen der offiziellen Regierungspolitik freie Hand zu geben.
Auch US-Vizepräsident Cheney hatte den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf bei seinem Besuch zu einem stärkeren Engagement gegen Extremisten aufgefordert. Einem hohen pakistanischen Sicherheitsvertreter zufolge war das Zusammentreffen der Festnahme mit Cheneys Besuch aber Zufall. (sda)