Start von «Das Supertalent»Tränen, Titten und Talente
In der neuen Staffel der RTL-Erfolgsshow «Das Supertalent» sorgen neben viel nackter Haut vor allem ausländische Kandidaten für Aufruhr. Darunter auch zwei Schweizer.
Gleich mit zwei Folgen startete am Wochenende die RTL-Castingsendung «Das Supertalent» in die fünfte Runde. Einzig in der Zusammensetzung der Jury gab es eine Änderung: Neben Dieter Bohlen und Sylvie van der Vaart bewertete die ehemalige «Let's Dance»-Jurorin Motsi Mabuse anstelle von Bruce Darnell die Darbietungen der Kandidaten. Sonst setzte der deutsche Privatsender auf Altbewährtes: Ergreifende Schicksale, nackte Haut, halsbrecherische Akrobatik und Kandidaten mit Fremdschäm-Faktor.
Nasenbär, Hamsterrad und Ventilatoren
Über sieben Millionen Zuschauer verfolgten am TV, wie Nasenbär Sunny einen Mini-Einkaufswagen vor sich hinschob, drei Coiffeure in zu grossen High Heels Hip-Hop tanzten oder wie zwei Berliner auf einem doppelten Hamsterrad halsbrecherisch gegen jede Suva-Norm herumstolperten.
So weit nichts Ungewohntes, wäre da nicht die verdächtig grosse Anzahl von ausländischen Teilnehmern. Da liess sich beispielsweise eine Kalifornierin als lebende Kanonenkugel 21 Meter durch den Saal katapultieren, ein Holländer löschte mittels Milch, welche aus seinen Augen spritzte, Kerzen aus und ein New Yorker Künstler liess mit Hilfe von Ventilatoren Tücher tanzen.
Die wohl überragendsten nichtdeutschen Darbietungen durfte jedoch wohl die Schweiz verzeichnen.
Schweizer Charme und «Musikwunder»
Als Jörg, ein 23-Jähriger Punk aus Gstaad, die «Supertalent»-Bühne betrat, waren im Publikum einige skeptische Blicke zu sehen. Der sympathische Halb-Brasilianer liess sich jedoch nicht beirren und stellte sich dem bohlschen Kreuzverhör, wodurch er im Nu die Herzen der Zuschauer gewann. Als sich der Berner mit dem Irokesenschnitt ans Klavier setzte und drauflosspielte, konnte sich das Publikum nicht mehr auf den Stühlen halten und bescherte dem Berner eine Standing Ovation. Auch die Jury war aus dem Häuschen: «Du hast mein Herz berührt», lobte Sylvie.
Ein weiterer Berner mit flinken Fingern am Piano präsentierte sich ebenfalls in der Sendung vom Samstag. Der kleine Unterschied: Ricky ist gerade mal fünf Jahre alt und haute so begnadet in die Tasten, dass es Sylvie van der Vaart die Tränen in die Augen trieb. «Ein Musikwunder», kommentierte Motsy die Darbietung des jungen Schweizers. Auch für ihn gab es eine Standing Ovation und ein dreifaches Ja der Jury.
«Tiefpunkt beim Supertalent»
Doch «Supertalent» wäre nicht «Supertalent», wenn da nicht auch die sehr skurrilen Auftritte wären. Dazu gehörte sicherlich auch die Darbietung zweier Silikonbrüste mit Bildungsauftrag: Das Talent der Berlinerin Aische ist es, Poesie zu stöhnen, während sie sich ihrer Kleider entledigt. Für diesen Auftritt musste Goethes altehrwürdiger «Erlkönig» herhalten.
Ein weiterer «Tiefpunkt beim Supertalent» - wie es Sylvie nannte - war wohl der Auftritt eines Pärchens, bei dem die Liebe offenbar durch den Magen geht. Der verliebte Sebastian belegte seinen nackten Oberkörper kurzerhand mit einer grossen Portion Spaghetti und liess sich die kohlenhydrathaltige Kost von seiner Angebeteten vom Bauch essen.
Last but not least wäre da vielleicht noch der Niedersachse Rainer zu erwähnen, der als Donald Duck verkleidet versuchte, Stimmen aus Entenhausen zu imitieren. Das gelang ihm so jämmerlich, dass sogar Sylvies spontane Imitation von Woody Woodpecker besser war. Dafür gab es von der Jury ein dreifaches Nein. Ente gut, alles gut.