Transgender Ellyot (21) darf nicht ins Militär

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«Erniedrigend und diskriminierend»Transgender Ellyot (21) darf nicht ins Militär

Transmann Ellyot würde gerne ins Militär. Trotz bestandener körperlicher wie auch medizinischer Tests wurde er als doppelt untauglich erklärt.

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Ellyot möchte gerne ins Militär.
Dies wurde ihm aber untersagt.
Beim Eignungstest hatte er eigentlich bestens abgeschnitten.
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Ellyot möchte gerne ins Militär.

Marius Affolter / 24heures

Der 21-jährige Ellyot aus Lully VD lebte früher als Frau. Mit 18 Jahren folgte sein Coming-out. Im August 2018 wechselte Ellyot offiziell das Geschlecht im Pass. Laut Ellyot verlief bis jetzt alles nach Plan: «Die Nachricht wurde von meiner Familie und meinen Freunden gut aufgenommen. Ich fühle mich seitdem viel wohler.»

Berufung eingelegt

Dieses Jahr wollte sich Ellyot nun freiwillig für den Militärdienst melden. Für den Eignungstest fuhr er extra nach Payerne, wie «24heures» schreibt. Obwohl er sportlich wie auch medizinisch alle Tests bestand, wurde er für untauglich erklärt. «Der Arzt sagte mir, dass meine Ergebnisse zwar alle gut waren, ich aber durchgefallen sei, weil im medizinischen Handbuch der Armee steht, dass ein Transmensch automatisch für doppelt untauglich erklärt wird.»

Für Ellyot ist diese Begründung nicht nur erniedrigend, sondern auch diskriminierend. Gegen den Entscheid hat der 21-Jährige nun Berufung eingelegt.

Wie der junge Mann erzählt, hat sich kurz darauf jemand von der Armee gemeldet: «Mitte Juli rief mich ein Arzt an und fragte mich, warum ich unbedingt ins Militär möchte.» Der Arzt soll ihm während des Gesprächs nicht nur geraten haben, auf die Rekrutenschule zu verzichten, er habe ihm zudem mehrere positive Aspekte, unter anderem die Befreiung von der Steuer, aufgelistet.

«Meine Transsexualität war bis jetzt kein Problem»

Die Begründung: Der junge Mann könnte von den anderen Soldaten diskriminiert werden. Weil er weiterhin auf seine Rekrutierung besteht, erhielt er kürzlich ein Schreiben von der Armee: «Sie teilten mir mit, dass ich in fünf bis sieben Monaten vor dem Zentralen Gesundheitsbesuchsausschuss, der über meinen Fall entscheiden wird, vorgeladen werde.»

Für den jungen Mann ist die ganze Situation nicht nur belastend, sondern auch unverständlich: «Meine Transsexualität war bis jetzt kein Problem. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ich noch nie diskriminiert.»

Armee stellt Diversity-Experten ein

Delphine Allemand von der Schweizer Armee erklärt gegenüber «24 Heures», dass Transsexualität alleine eine Person nicht ungeeignet für das Militär mache. Es müssen dabei stets mehrere Faktoren mit in Betracht gezogen werden. So brauchen Transgender-Menschen oft medizinische oder psychologische Unterstützung, die die Armee nicht garantieren könne. Die Einsatzfähigkeit sei also nicht immer gewährleistet.

Jedes Jahr führt die Armee durchschnittlich 18 Eignungstests für Transsexuelle durch. Bisher hat aber erst eine Transgender-Person die Militäruniform getragen. Die Armee nehme das Thema aber ernst. Am 1. April wurde ein Diversity-Experte eingestellt, der sich nicht nur mit LGBT-Themen auseinandersetzen soll, sondern auch mit sprachlichen Minderheiten oder Religionen.

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