Organspende: 83 Menschen warteten vergeblich

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Swisstransplant«Wir sind kritisch unterwegs» – trauriger Rekord bei Spenderorganen

In der Schweiz gibt es mehr Menschen auf einer Warteliste für ein Spenderorgan als geeignete Organe. Im letzten Jahr kam es deshalb zu einem traurigen Rekord. 

Franz Immer, Direktor Swisstransplant, sagt im «SonntagsBlick»: «Wir sind tatsächlich kritisch unterwegs».
Ende 2022 warteten 1442 Menschen auf ein neues Organ. 570 Eingriffe wurden durchgeführt. Dank einer medizinischen Innovation sind die Chancen für diejenigen angestiegen, die auf ein neues Herz angewiesen sind.
Künftig soll jeder zum Organspender werden können, wenn er dies nicht explizit ablehnt. Ist der Wille des Verstorbenen nicht bekannt, dürfen die Angehörigen in seinem Sinne entscheiden. In Kraft treten soll das 2025.
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Franz Immer, Direktor Swisstransplant, sagt im «SonntagsBlick»: «Wir sind tatsächlich kritisch unterwegs».

PD/ Swiss Transplant

Darum gehts

  • Im vergangenen Jahr erhielten 83 Menschen nicht rechtzeitig ein neues Organ.

  • Auf der Warteliste stehen mehr Menschen als dass Organe zur Verfügung stehen.

  • Das angenommene Transplantationsgesetz soll frühestens 2025 in Kraft treten. 

Im Jahr 2022 starben 83 Menschen mit einem Platz auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Das ist trauriger Rekord, noch nie starben mehr Menschen, die auf ein neues Organ warteten. Und auch die Prognosen für das laufende Jahr sehen düster aus: Innerhalb der ersten drei Monate starben bereits 29 Patientinnen und Patienten, die auf ein neues Organ gewartet hatten. Auf zwölf Monate hochgerechnet wären es 116 Tote.

«Wir sind tatsächlich kritisch unterwegs», zeigt sich Franz Immer besorgt im «SonntagsBlick». Er ist Direktor von Swisstransplant, der nationalen Stiftung für Organspende und Transplantation. 

«Ich werde diesem Herzen Sorge tragen»

Besonders prekär ist die Lage für diejenigen Menschen, die auf eine neue Leber warten. 35 Menschen mehr stehen auf der Warteliste im Vergleich zum Jahr 2022, es sind jetzt insgesamt 472. Transplantiert wurden 142 Lebern, das sind neun weniger als 2021. Die Sterberate ist hoch, da es für die geschädigte Leber keine Überbrückungstechnologien gibt. 

Dank einer medizinischen Innovation sind die Chancen für diejenigen angestiegen, die auf ein neues Herz angewiesen sind. Auf der Warteliste stehen derzeit 53 Menschen. Die Herzkliniken Bern, Zürich und Lausanne haben vor wenigen Monaten das neue Perfusionsgerät in Betrieb genommen. Ein Spenderherz schlägt in der Maschine weiter, was die Zeitspanne zwischen Organentnahme und Einpflanzung signifikant verlängert. So werden komplizierte Eingriffe möglich, die vorher vielleicht zu riskant gewesen wären.

Eine der Ersten, die von der neuen Technik profitieren konnten, ist Eveline Heiniger aus dem Kanton Aargau. Die 44-Jährige bekam im vergangenen Herbst ein neues Herz. Im «SonntagsBlick» sagt sie: «Ich werde ­diesem Herzen Sorge tragen. Damit es ein gutes ­Daheim hat bei mir.»

Neues Transplantationsgesetz

Im Mai 2022 sagten 60,2 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten Ja zum neuen Transplantationsgesetz. Mit dem Organspendeausweis konnte bisher jeder den Willen äussern, seine Organe zu spenden. In Zukunft soll jeder zum Organspender werden können, wenn er dies nicht explizit ablehnt. Ist der Wille des Verstorbenen nicht bekannt, dürfen die Angehörigen in seinem Sinne entscheiden. Laut dem BAG gibt es jedoch noch einige Hürden zu überwinden, um das neue System einführen zu können. Es soll nicht vor 2025 in Kraft treten. 

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