Treibt Ticket-Betrüger vor Gurten sein Unwesen?

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Bezahlte Tickets kamen nieTreibt Ticket-Betrüger vor Gurten sein Unwesen?

Das Gurtenfestival beginnt am Mittwoch. Mindestens 20 Personen bibbern derzeit noch um ihre Eintrittskarten. Sie vermuten, auf einen Ticketbetrüger hineingefallen zu sein

Mira Weingartner
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Mira Weingartner
Die Zürcher Strafverfolgungsbehörden ermittelt nun gegen diesen Berner Ticket-Schwindler. Er soll  seiner Kundschaft  mehrere hundert, teils gar über tausend Franken abgeknöpft haben.
Der mutmassliche Betrüger bot online angebliche Sponsoring-Tickets zum Weiterverkauf an. Diese sind trotz Bezahlung bis heute nicht bei den Kunden angekommen.
Die Kunden meldeten sie sich wieder bei ihrem Verkäufer, dem sie das Geld für die Tickets bereits überwiesen hatten.
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Die Zürcher Strafverfolgungsbehörden ermittelt nun gegen diesen Berner Ticket-Schwindler. Er soll seiner Kundschaft mehrere hundert, teils gar über tausend Franken abgeknöpft haben.

Facebook

Weil sie einem zwielichtigen Berner Onlinehändler vertrauten, warten über 20 Personen teils schon seit Wochen auf Festivalpässe, die sie dem 36-jährigen Berner P.B.* auf Internetplattformen abgekauft haben. «Er hat seine Kundschaft um mehrere hundert, teils gar um über tausend Franken betrogen», weiss eine der Betroffenen.

Der mutmassliche Betrüger biete online angebliche Sponsoring-Tickets zum Weiterverkauf an. In einem Mail an eine Kundin, das 20 Minuten vorliegt, schrieb B.: «Die Tickets müssten im Voraus bezahlt werden, aber als Sicherheit schicke ich dir alle meine Daten und wenn du möchtest auch eine Passkopie von mir, damit du sicher sein kannst, dass auch alles klappt.» Damit weckte er Vertrauen. «Echt ein fairer Preis und cool, was die Sicherheit angeht», gab die junge Frau zurück und überwies P.B. prompt 229 Fr. plus Porto. Eine andere Frau überwies B. 1480 Fr.: «Er gab sich ja völlig transparent.»

Doch bald wurden die Käufer skeptisch: «Ich habe das Ticket noch nicht erhalten. Hast du mich vergessen?», schrieb ein wartender Kunde per Mail.

Opfer informieren sich via Whatsapp

Während die Käufer auf eine Antwort und die bezahlten Tagespässe warteten, wurde eine von B.'s Kundinnen aktiv. In der Facebook-Gruppe «Bärner Flohmi» suchte sie nach anderen Betroffenen. «Innert Kürze meldeten sich etliche Leute bei mir», so die Frau. Sie alle fühlten sich ausgenutzt. Einige hätten extra Ferien genommen, andere über längere Zeit für die Karten gespart – «dies, damit uns schliesslich einer beklaut», ärgern sie sich. In einer Whatsapp-Gruppe haben sich die Opfer nun zusammengeschlossen – und täglich kommen neue Mitglieder hinzu. Gemeinsam wollen sie B.P. zur Rechenschaft ziehen.

Händler: «Onlinehandel ist ein Risiko»

Bei der Kantonspolizei Bern sind bereits rund 15 Meldungen und Anzeigen zum Thema eingegangen: «Alle Personen gaben an, online über eine Privatperson Tickets bestellt und diese bezahlt, aber noch nicht erhalten zu haben», sagt Sprecherin Jolanda Egger. «Sobald solche Meldungen eingehen, tätigen wir Abklärungen und nehmen die nötigen Schritte vor.» Doch müsse man beachten, dass das Festival noch nicht vorbei sei und Tickets möglicherweise noch ausgehändigt würden.

20 Minuten hat Tickethändler P.B. kontaktiert. «Ich bin dran und suche nach Lösungen», so der Mann. Die Vorwürfe seiner Kunden weist er zurück. Er habe leider selber Probleme, die Tickets zu beschaffen. «Das Ticketgeschäft ist schwierig. Wer online bestellt, muss mit Risiken rechnen», so P.B. Er bemühe sich, entweder die Tickets noch rechtzeitig auszuhändigen oder das Geld zurückzuerstatten. Doch seine Kunden sind skeptisch: «Seine Versprechungen sind reine Hinhaltetaktik», vermutet ein Bekannter von B..

Händler ist bei Gurten-OK bekannt

Für die Organisatoren des Gurtenfestivals ist P.B. kein Unbekannter: «Schon in den Vorjahren bot P. Sponsoringtickets an, die er gar nie besessen hatte», sagt Sprecherin Jeannette Riesen. Sogar mit der Migros sei er deswegen schon in Clinch geraten. Man habe gegen den Mann vorzugehen versucht – «bislang ohne Erfolg, uns sind die Hände gebunden», sagt Riesen. Explizit vor P.B. warnen könne man die Festivalbesucher nicht. Man habe nun aber den Hinweis «Kaufe Tickets nur über die vom Gurtenfestival kommunizierten Kanäle» auf die Webseite hochgeladen. Auch die Polizei rät vor Betrügern im Internet zur Vorsicht.

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