Trend«Haustiere sind keine Kinder? Für mich schon»
In jedem vierten Haushalt lebt mindestens ein Hund oder eine Katze. Besonders junge Schweizer und Schweizerinnen setzen auf Haustiere statt Kinder - das zeigt auch unsere Community.
Darum gehts
In 25,3 Prozent der Schweizer Haushalte lebten 2022 mindestens ein Hund oder eine Katze.
Haustiere nehmen immer häufiger die Rolle eines Lebenspartners oder Familienmitglieds ein.
Besonders Millennials ziehen oft Haustiere der Familiengründung vor.
Dass das zu Problemen führen kann, erzählen ein Tierarzt und Tierpathologe.
Leserinnen und Leser der Community erzählen über die Bindung mit ihren Haustieren.
Die Schweiz ist ein Land der Tierfreunde: Im Jahr 2022 lebten, laut dem Verband für Heimtiernahrung (VHN), in 25,3 Prozent der Haushalte mindestens ein Hund oder eine Katze – Tendenz steigend. Besonders die jüngeren Generationen setzen immer häufiger auf Haustiere: Bei den bis 34-Jährigen haben 21,3 Prozent der Haushalte ein Haustier, bei den 35- bis 44-Jährigen sind es 24,6 Prozent.
Diese Zahlen spiegeln auch einen globalen Trend wider: Eine US-Studie ergab, dass 70 Prozent der Millennial-Frauen ein Haustier dem Kinderhaben vorziehen. So auch in der Community: Einige Leserinnen und Leser der Community sehen ihre Tiere als Kinderersatz.
Klappe die Boxen aus, um die Geschichten der Community zu lesen
«Ein Leben ohne Haustiere? Absolut unmöglich»
«Ich verbringe lieber Zeit mit meinem Hund»
«Mein Hund ist mein Ein und Alles»
«Meine Katzen sind meine Kinder»
«Mein Hund ist ein vollwertiges Familienmitglied»
Tatsächlich: Soziologe Markus Kurth erklärt, dass die Bindung zu Haustieren zunehmend enger wird. Das bestätigt auch die Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin: «Die finanzielle und zeitliche Investition in die tierärztliche Versorgung ist heute deutlich grösser als früher.»
Man investiere nicht nur viel mehr in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere, sondern integriere sie auch stärker in den Alltag und die Freizeit. «Es ist bemerkenswert, wie sehr Tiere inzwischen ein zentraler Bestandteil unseres Lebens geworden sind – in einem Ausmass, das es in der Vergangenheit so nicht gab», heisst es auf Nachfrage.
«Tier sollte Tier sein dürfen»
Diese ausgeprägte Tierliebe kann aber auch zum Problem werden, wie Clemens Hohl, Tierarzt der Tierklinik Aarau West, erklärt: «Ich erlebe regelmässig, dass besonders Hunde emotional einen äusserst hohen Wert für ihre Tierbesitzer haben. Dies kann zu einer Vermenschlichung des Haustieres führen, was häufig für das Tier nicht gewinnbringend ist, da es von seinen natürlichen Instinkten und Lebensweisen abgebracht wird.»
Hast du ein Haustier?
Häufig fehle diesen Hunden eine natürliche Sozialisierung, was sie in diversen Lebenssituationen hohem Stress aussetze, so der Tierarzt weiter. Auch bei Katzen sei es ähnlich, denn Stress, welcher häufig durch Haltungsfehler verursacht werde, könne bestimmte Krankheitsbilder begünstigen. Sein Fazit: «Alle Tiere sollten Tier sein dürfen.»
Ähnlich sieht es Tierpathologe und Autor Achim Gruber, der sich in seinem Buch diesem Thema annimmt: «Es ist nicht schlimm, wenn ein Hund zum Geburtstag eine Torte bekommt. Was schlimm ist, sind die massiven gesundheitlichen Probleme, die Tiere haben, weil sie überzüchtet sind, um in das Kindchenschema zu passen.»
«Durch übertriebene Tierliebe wird das Wohl der Tiere gefährdet»
Die Rede sei von runden, babyhaften Köpfen mit menschlichen Glupschaugen und gedrungenen, kleinkindhaften Körperformen. «Das löst bei uns starke Emotionen und Pflegetriebe aus und kommt daher, dass man die Tiere als Kindersatz möchte», so der Forscher weiter. Durch solche Entgleisungen durch falsche oder übertriebene Tierliebe werde das Wohl und Leben von Haustieren vielfach gefährdet.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.