Europas Börsen profitieren vom Trump-Effekt

Publiziert

Trump-EffektAnlegerflucht aus USA verleiht Europas Börsen Aufwind

US-Börsenindizes wie der Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben jahrelang besser abgeschnitten als ihre Pendants in Europa. Mit Trump hat der Wind gedreht.

Europas Börsen profitieren von Trumps Wirtschafts- und Zollpolitik.
Während sich US-Indizes wie der Nasdaq und Dow Jones negativ entwickeln, sind die Börsen in Europa im Aufwind.
Blackrock spricht von einer deutlichen Verschiebung der Kapitalflüsse nach Europa.
1 / 3

Europas Börsen profitieren von Trumps Wirtschafts- und Zollpolitik.

IMAGO/Eibner

Börse: Darum gehts

  • Seit Trumps Amtsantritt als US-Präsident am 20. Januar gehen die US-Börsen bachab.

  • Die europäischen Börsen laufen besser, das passiert sonst kaum.

  • Auch Deepseek spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle.

US-Präsident Donald Trump hat Anlegerinnen und Anlegern einen Abbau von Regulierungen versprochen und so im vierten Quartal 2024 einen grossen Börsenhype mit steigenden Kursen ausgelöst. Die Erwartungen hat er bis jetzt allerdings nicht erfüllt: Seit Trumps Amtsantritt laufen die US-Börsen so schlecht, dass viele ihr Geld lieber in Europa investieren.

US-Börse: Biden schlägt Trump

Trump ist seit dem 20. Januar im Amt. In den ersten 50 Tagen seiner Amtszeit entwickelten sich die wichtigsten Indizes negativ und schlechter als unter Vorgänger Joe Biden, wie eine Analyse von «Newsweek» zeigt:

  • Nasdaq: Minus elf Prozent (Bidens erste 50 Tage: Minus ein Prozent)

  • Dow Jones: Minus 3,6 Prozent (Biden: Plus 4,4 Prozent)

  • S&P 500: Minus 6,4 Prozent (Biden: Plus 2,6 Prozent)

Europas Bankensektor überflügelt Magnificent 7

Die US-Börse läuft unter Trump aber nicht nur schlechter als unter seinem Vorgänger, sondern auch schlechter als die Börsen in Europa. So hat zum Beispiel der europäische Bankensektor (gemessen am Stoxx-600-Index) mit seinen 49 Werten die sogenannten «Magnificent 7» (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla) übertroffen.

«Selbst die Société Générale, das schwarze Schaf der Branche, befindet sich im Aufschwung», sagt ein Portfoliomanager von DNCA Invest.

«Selbst die Société Générale, das schwarze Schaf der Branche, befindet sich im Aufschwung», sagt ein Portfoliomanager von DNCA Invest.

imago images / Horst Galuschka

Das sei sogar in den letzten drei Jahren schon der Fall gewesen, sagt Pierre Pincemaille, Portfoliomanager bei DNCA Invest. Der aktuelle Boom der europäischen Banken habe damit zu tun, dass sie im vierten Quartal 2024 höhere Umsätze erzielten als erwartet. «Selbst die Société Générale, das schwarze Schaf der Branche, befindet sich unter der Führung ihres neuen CEO Slavomir Krupa im Aufschwung», sagt Pincemaille.

Europäische Börsen outperformen US-Börsen

Insgesamt legte der Stoxx-Europe-600-Index dieses Jahr bis jetzt um 7,7 Prozent zu, der amerikanische S&P 500 ging um 4,4 Prozent zurück, wie die NZZ unter dem Titel «Make Europe great again» schreibt.

Der deutsche Aktienindex Dax ist seit Trumps Amtsantritt im Aufwind, während die US-Börse abschifft.

Der deutsche Aktienindex Dax ist seit Trumps Amtsantritt im Aufwind, während die US-Börse abschifft.

IMAGO/Eibner

Dabei zeige eine Auswertung im «Global Investment Returns Yearbook» der Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton, dass US-Aktien meist besser laufen: Zwischen 1900 und 2024 erreichten sie nach Abzug der Inflation eine durchschnittliche Rendite von 6,6 Prozent pro Jahr, die europäischen hingegen nur eine Rendite von 4,1 Prozent.

US-Börse unter Trump – kommt das gut?

Stephen Cohen, Mitglied des Exekutivkomitees des Vermögensverwalters Blackrock, stelle gar eine «deutliche Verschiebung der Kapitalflüsse» fest. So einen hohen Zufluss in Blackrocks europäische iShares-Aktien-ETF habe es seit etwa vier Jahren nicht mehr gegeben, zitiert ihn die NZZ.

Auch Deepseek spielt eine Rolle

Auch die chinesische KI Deepseek spielt dabei eine Rolle. «Es war naiv zu glauben, dass der KI-Vorsprung des Silicon Valley von Dauer sein würde», sagt Victor Cianni, Chief Investment Officer von Alpian.

Zu glauben, das Silicon Valley habe keine Zukunft, sei zwar genauso naiv wie zu glauben, es sei unantastbar. Aber: «Wer hätte gedacht, dass amerikanische Universitätsprofessorinnen und -professoren, die sich keine 40'000-Dollar-Chips von Nvidia leisten können, nun auf ein chinesisches Modell zurückgreifen können, um ihre KI-Forschung voranzutreiben?»

Folgst du 20 Minuten Wirtschaft auf Whatsapp?

Hier kriegst du die aktuellsten News aus der Wirtschaftswelt und die heissesten Updates zu Konsumententhemen direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

110 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen