Turbulenzen«Wer von Zürich nach Mailand fliegt, geht besser nicht aufs WC»
Eine Auswertung zeigt: Zürich–Mailand und Genf–Mailand sind die turbulentesten Flugstrecken Europas. Experten sind nicht überrascht.
Darum gehts
Heftige Turbulenzen sind für viele Flugpassagiere ein Albtraum.
Ein neues Ranking zeigt: Auf den Strecken Zürich–Mailand und Genf–Mailand schüttelt es einen besonders häufig durch.
Der Grund dafür sind unter anderem die Alpen.
Für Passagiere, die angeschnallt sind, stellen Turbulenzen aber keine Gefahr dar.
Wer von Zürich nach Mailand fliegt, braucht starke Nerven: Wie eine Auswertung von Turbli von 150’000 Flugrouten weltweit zeigt, gehören die beiden Strecken Genf–Mailand und Zürich–Mailand zu den turbulentesten der Welt (Platz fünf und zehn). Auf diesen beiden Strecken werden die Passagiere während des Flugs also besonders häufig durchgeschüttelt.
In Europa belegen die Routen sogar die Spitzenplätze, dicht gefolgt von Zürich–Genf auf Rang drei. Auch der Flughafen Zürich weist punkto Turbulenzen einen Spitzenplatz auf und liegt in Europa nach Wien an zweiter Stelle.
Überquerung der Alpen sorgt für Turbulenzen
Für Aviatik-Expertin Laura Frommberg sind die Resultate bei genauerer Betrachtung wenig überraschend: «Diese Routen führen alle über die Alpen und in den Bergen gibt es mehr Turbulenzen.»
Fromberg erklärt die turbulenten Flüge ab Zürich so: «Ein Grund sind Auf- und Abwinde, die in den Bergen besonders häufig vorkommen. Zum anderen haben die Flugzeuge auf den besagten Strecken aufgrund der kurzen Distanz eine geringere Flughöhe.» Je tiefer ein Flugzeug fliege, desto mehr Einfluss hätten die Witterungsverhältnisse und dementsprechend wackeliger sei der Flug – was man ja auch von Start und Landung kenne.
Während die normale Reiseflughöhe 10’000 Meter und darüber betrage, fliege man zwischen Zürich und Mailand je nach Verkehrsaufkommen und Witterungsbedingungen auf knapp 6000 Metern über Meer, sagt der Aviatik-Experte Hansjörg Egger. «Da spielen wirtschaftliche Abwägungen eine Rolle: Um Zeit und Kerosin zu sparen, fliegt man so tief wie möglich.»
Das sagen die Swiss, die Piloten und der Flughafen
Der Swiss liegen keine Auswertungen vor, welche Flüge am stärksten von Turbulenzen betroffen sind, heisst es auf Anfrage. Dementsprechend könne die Fluggesellschaft auch nicht bestätigen, dass die Strecken Genf–Mailand oder Zürich–Mailand stärker von Turbulenzen betroffen seien als andere, so Sprecherin Meike Fuhlrott.
Hast du beim Fliegen schon Turbulenzen erlebt?
Anders klingt es beim Berufsverband des Cockpitpersonal Aeropers: «Die erwähnten Strecken können abhängig von Wind und Wetter durchaus turbulent sein», so Roman Boller. Auch seien am Flughafen Zürich Turbulenzen stärker spürbar als an anderen Flughäfen: «Insbesondere bei Bisenlagen kann ein An- oder Abflug entsprechend unruhig sein.» Der Flughafen Zürich schreibt auf Anfrage: «Die Studie ist uns nicht bekannt. Wetter und Wind sind am Flughafen Zürich aber immer wieder Thema.»
So kommst du gut durch turbulente Flüge
Bei extremen Turbulenzen, die es ganz selten gibt, könne es auch mal vorkommen, dass Objekte oder Personen an die Decke fliegen, sagt Steve Borghammer von der Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers. Solange die Passagiere aber angeschnallt sind, stellen Turbulenzen laut den Experten keine Gefahr dar. Aviatik-Experte Egger empfiehlt den Passagieren auf diesen Routen, immer angeschnallt zu bleiben. «Auf so einer kurzen Strecke muss man ja nicht unbedingt aufs WC.»
Vor jedem Flug gebe es ein Briefing, bei dem die Piloten die Wettersituation beurteilen würden. «Gewitter sind beispielsweise viel gefährlicher, darum versucht man, diese zu umfliegen», so Egger weiter. Turbulenzen seien im Unterschied zu Stürmen schwieriger vorauszusehen und könnten auch ohne Vorwarnung auftreten. «Sobald der Pilot aber weiss, dass er in turbulente Bereiche fliegt, weist er die Passagiere an, sich anzuschnallen.»
«Wer Turbulenzen gar nicht mag, soll in der Nähe der Flügel sitzen. Dort ist es am stabilsten. Ausserdem spürt man hinten im Flugzeug das Wackeln mehr als vorne», ergänzt Frommberg.
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