TV-Talente, Verbal-Artistik und ganz viel Emotionen

Aktualisiert

«Das Supertalent»TV-Talente, Verbal-Artistik und ganz viel Emotionen

Deutschland sucht «Das Supertalent» - und hat überraschend viel zu bieten. Ein Akrobat, zwei Tänzer und zwei Sänger zogen zuletzt in das Finale ein: Persönliche Schicksale wie das des aidskranken Carlos sorgten für Emotionen.

Es geht um 100'000 Euro Siegprämie für den Gewinner: Im zweiten Halbfinale der Castingshow «Das Supertalent» mussten aus zwölf Kandidaten die fehlenden fünf Teilnehmer für die finale Sendung am 29. November gefunden werden. Das heisst auch, dass der Traum vom TV-Ruhm für sieben Deutsche enden musste: Sechs von ihnen versuchten, die Jury mit Gesang zu überzeugen, die 21-jährige Paula Hessel-Sousa wollte mit Samba Eindruck schinden.

Dankbar muss man den Anrufern sein, dass sie einen Finaleinzug von Allgäupower und von der siebenjährigen Sophie Voskanian verhindert haben. Ersteres ist eine Bauern-Band aus Bayern, die ihr Lied (Bauer sucht Frau») mit Besenstielen und Mistgabeln vertonen. Letztere ist ein äusserst selbstbewusstes Mädchen, dass selbst Partysongs komponiert: Schnappi und Co sind Virtuosen gegen das Handy-Geträller des kleinen Dunkelhaarigen.

Sophie ist die grösste Hoffnung der Klingeltonindustrie, bei «Das Supertalent» ist sie zum Glück raus. Quelle: YouTube

Auf der Strecke blieben weiterhin die elfjährige Sängerin Lena Fink aus Österreich, der «Ave Maria»-Barde Dennis Chmelensky (13) aus Berlin, der 36jährige Anthony Bauer aus Nürnberg und die vier Punk-Rocker der Band Amplify. Die waren nach ihrem Auftritt von Dieter Bohlen verbal abgestraft worden. Ihre Lied-Wahl sei «Scheisse» gewesen, weil die Norddeutschen keinen populären Hit, sondern etwas Eigenkomponiertes gespielt haben. «Wir wollten unsere eigene Musik spielen», kam schwacher Protest der Band. Allein: Genützt hat es nichts.

Wer hat stattdessen die Gunst der Jury und der Anrufer ergattert? Der erste, der erfuhr, dass er im Finale dabei ist, war Tänzer Marcel Pietruch. Der zehnjährige war bereits vor einem Jahr in der Show dabei, flog aber achtkant raus. Das hat er sich zu Herzen genommen und trainiert: Die Zuschauer haben diese Mühe und seine schneidige Performance belohnt. Für wirkliche Begeisterung hat die zweite jugendliche Gewinnerin des Abends gesorgt. Yosefin Buohler aus Königswinter ist erst 13 Jahre alt, doch «Jojo» singt wie eine ganz, ganz Grosse. Ihre Version von «The Voice Within» von Christina Aguilera riss alle von den Sitzen. «Glaub das, ab heute - Du bist ein Star», adelte Juror Bruce Darnell das Mädchen, die schwedische Wurzeln hat.

«Jojo» begeistert mit ihrer Stimme. Quelle: YouTube

Christoph Haese ist ebenfalls im Finale. Der Turner machte mit einer Trapez-Nummer Eindruck – und auch der 20-Jährige Berliner hat eine spannende Lebensgeschichte. Seitdem er fünf Jahre alt ist, macht er Ballet. Mit zehn Jahren ging er an ein Internat in die deutsche Hauptstadt, um weiter tanzen zu können. Derzeit lebt der Künstler vor allem von staatlicher Unterstützung, aber mit etwas Glück hat er nach dem Castingshow-Auftritt in seinem Terminplan ja mehr Engagements…

Christoph Haese turnt am Trapez. Quelle: YouTube

Der Finaleinzug von Shinouda Ayad erstaunt dagegen. Der 31-Jährige ist ein Derwisch-Tänzer. Vor acht Jahren kam der Gebäudereiniger nach Kiel: Die RTL-Show sieht er als grosse Chance an. Seine Aufführung ist nicht schlecht, andererseits aber auch nicht besser als andere Darbietungen. Dennoch erhält er genug Anrufe, um weiterzukommen: Ob es für den Ägypter einen Bonus bei der türkischen und arabischen Minderheit in Deutschland gab?

Shinouda Ayad ist ein Derwisch. Quelle: YouTube

Das bewegenste Schicksal des Abends war aber wohl das von Carlos Fassanelli. Der Argentinier lebt seit 17 Jahren in Deutschland. 1992 bekam der 44-Jährige, der mit einem Mann verheiratet ist, eine niederschmetternde Diagnose: Er ist HIV-positiv. Der smarte Sympath sang Frank Sinatras «My Way» auf Spanisch, ein Lied, für das man etwas durchgemacht haben muss, wie es Bohlen ausdrückte. Er wurde damit zum Joker der Jury, die selbst auch einen Kandidaten ins Finale befördern darf. «Weil es vielleicht die letzte Chance ist» wie Bohlen sagte.

Carlos singt «My Way». Peinlich: Am Ende der Kandidatenvorstellung wird das Lied «Who Wants To Live Forever» von Queen eingespielt. Quelle: YouTube

Das Finale von «Das Supertalent» kommt am 29. November um 20.15 Uhr auf RTL. Auch aus der Schweiz kann für die Teilnehmer abgestimmt werden.

(phi)

Deine Meinung zählt