UBS in Wall-Street- Skandal verwickelt
An der New Yorker Wall Street ist einer der grössten Insiderfälle der letzten Jahrzehnte aufgeflogen. Zu den Schlüsselfiguren gehört ein Kadermann der UBS.
Der Ring von Bankern, Brokern, Anwälten und Hedge-Fund-Managern soll nach Darstellung der US-Börsenaufsicht SEC während fünf Jahren Hunderte von Tipps für illegale Finanztransaktionen ausgenutzt haben. Die Deliktsumme wird auf 15 Millionen Dollar geschätzt. Nach den Worten von SEC-Direktorin Linda Chatman Thomsen gibt es kaum eine Wall-Street-Vorschrift, die von den Beschuldigten nicht gebrochen wurde.
Es handle sich um den umfassendsten Insiderring seit den berühmten Fällen Ivan Boesky und Dennis Levine in den 1980-er Jahren, sagte sie. Die Beschuldigten hätten dabei nicht aus Hinterzimmern operiert, sondern ihre klandestinen Treffen zum Beispiel in der berühmten «Oyster Bar» abgehalten.
Die Tipps, die die Bande auswertete, stammten von Kaderleuten bei den renommierten Banken Morgan Stanley und UBS. 13 Personen wurden auf Geheiss der New Yorker Staatsanwaltschaft verhaftet. Ein UBS-Manager, der im Aktien-Research tätig gewesen war, wurde von einem Richter in Manhattan am (gestrigen) Donnerstag gegen Bezahlung einer Kaution von einer halben Million Dollar wieder auf freien Fuss gesetzt. Er bezeichnete sich als nicht schuldig.
Justiz und Börsenaufsicht werfen dem Manager vor, er habe UBS-Empfehlungen über das Herauf- oder Herabstufen einzelner Aktien vorab an die Mitbeschuldigten weitergegeben und dafür Hunderttausende von Dollars kassiert. Zwei der Beschuldigten sollen mit den UBS-Tipps mehr als vier Millionen Dollar verdient haben.
Die UBS erklärte am Freitag an ihrem Hauptsitz in Zürich, die Grossbank unterstützte die Behörden vollumfänglich bei der Untersuchung der Verdachtsmomente gegen einen einzelnen Mitarbeiter. Die US-Staatsanwaltschaft habe die UBS als Opfer dieser Machenschaften bezeichnet. Die Grossbank versicherte weiter, sie schenke dem Schutz der Daten grosse Aufmerksamkeit und habe rigorose Vorschriften erlassen, um den Diebstahl oder Missbrauch von Informationen zu verhindern. «Jede Verletzung dieser Vorschriften wird sehr ernst genommen», sagte eine UBS-Sprecherin.
Die UBS hatte in letzter Zeit schon mehrmals Probleme mit den US-Behörden gehabt. Im Januar 2006 zahlte sie in einem Vergleich wegen betrügerischer Handelspraktiken 54 Millionen Dollar. 2004 war die UBS von der US-Notenbank mit 100 Millionen Dollar gebüsst worden, weil sie sich über die vertraglichen Bestimmungen des Dollarnotenhandels hinweggesetzt hatte. Im Januar dieses Jahres wurde ferner bekannt, dass die Wertpapieraufsichtsbehörde des US-Teilstaats Massachusetts über mögliche Interessenkonflikte der UBS im Zusammenhang mit einem so genannten Hedge-Fund-Hotel ermittelt. (dapd)