UBS verzichtet auf Staatsgarantie – «Jetzt wird die CS abgewrackt»

Aktualisiert

Kritik an BundesrätinUBS verzichtet auf Staatsgarantie – «jetzt wird die CS abgewrackt»

Karin Keller-Sutter lässt sich nach dem Verzicht der UBS auf die Bundesgarantie feiern. Doch für die CS bedeutet der Schritt wohl das Aus.

Die UBS lässt die CS wohl bald verschwinden.
Bundesrätin Karin Keller-Sutter freute sich am Freitagmorgen über den frühzeitigen Verzicht der UBS. Doch die Freude könnte trügen.
UBS-CEO Sergio Ermotti verzichtet auf Staatsgarantien und ist jetzt viel freier im Handeln.
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Die UBS lässt die CS wohl bald verschwinden.

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Darum gehts

  • Die UBS verzichtet auf die Staatsgarantie.

  • Jetzt ist sie viel freier im Handeln, wie der Bankenexperte sagt.

  • Die Credit Suisse ist wohl bald Geschichte.

Das ist passiert

Die UBS kündigt am Freitagmorgen überraschend per sofort den Garantievertrag vom Bund, den es durch die Übernahme der Credit Suisse (CS) gab. Bis zu neun Milliarden Franken hätte der Bund bezahlt, wenn die CS einen Verlust von mehr als fünf Milliarden Franken macht.

Darum verzichtet die UBS auf die Staatsgarantie

Finanzministerin Karin Keller-Sutter gab kurz darauf eine Pressekonferenz, bei der sie sich zufrieden über die vorzeitige Vertragsauflösung zeigte. «Ich freue mich», sagte sie. Das sei eine Win-win-Situation für die Bank und den Staat. Für die Steuerzahlenden gebe es jetzt kein Risiko mehr und die Bank sei im Markt attraktiver ohne Liquiditätshilfen.

Auch der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger glaubt, dass die UBS vor allem ein Signal an die Börse senden wollte. «Damit zeigt die UBS, dass sie die Risiken der CS in den Griff bekommen hat», sagt Geiger zu 20 Minuten. Jetzt könnte sich der Super-Deal für die UBS auch an der Börse auszahlen, so Geiger. Seit Börseneröffnung am Freitag legte die UBS-Aktie um über vier Prozent zu.

Der Verzicht habe aber auch eine politische Komponente. Ohne Staatsgarantie sei die UBS viel freier im Handeln.

Gibt die UBS jetzt jede Verantwortung auf?

Keller-Sutter sagte an der Pressekonferenz, jede Firma in der Schweiz habe eine Verantwortung. Sie wisse aber nicht, welche Restrukturierungen es noch gebe und wie gross die Bank am Schluss noch sein werde. 

Bankenexperte Geiger sagt: «Früher glaubte ich noch, dass die UBS die CS Schweiz an die Börse bringt. Aber jetzt ist die UBS niemandem mehr etwas schuldig, jetzt wird die CS verschwinden und abgewrackt.» Vielleicht 10’000 Stellen werden in der Schweiz wegfallen, im Ausland noch mehr.

Auch ein News-Scout, der bei der CS arbeitet, sagt: «Die UBS kündigt die Staatsgarantien rechtzeitig vor den grossen Kündigungswellen Ende August und im September. Jetzt sind sie dem Staat zu nichts mehr verpflichtet und können mit dem Personal machen, was sie wollen.»

Wie findest du es, wenn die CS verschwindet?

Wer gewinnt und wer verliert?

Karin Keller-Sutter spricht von Win-Win für UBS und Staat, über Verlierer will sie nicht sprechen, ihr täten die Aktionärinnen und Aktionäre aber leid. «Die Bundesrätin ist natürlich zufrieden, es hat sie nichts gekostet ausser den Verlust der Credit Suisse», sagt Geiger. Verlierer seien die Angestellten, CS-Aktionäre und
-Obligationäre sowie der Finanzplatz Schweiz.

Was passiert, wenn die neue UBS taumelt?

Keller-Sutter sagte, die Too-big-to-Fail-Regel hätte funktioniert. Das Problem bei der CS sei eine Krise im Innern der Bank gewesen und Anstand der Verantwortlichen lasse sich nicht regulieren. Möglicherweise brauche die Finanzmarktaufsicht (Finma) aber stärkere Mittel.

Geiger widerspricht: «Die Bundesrätin probierte nicht mal, die Too-big-to-Fail-Regel anzuwenden und die Bank aufzutrennen, wohl wegen Drucks aus den USA. Dazu muss die Parlamentarische Untersuchungskommission etwas sagen, dann sieht Karin Keller-Sutter nicht mehr so gut aus.» Die UBS sei zu gross für die Schweiz, um Garantien wie bei der CS geben zu können. «Die Bank muss aufgetrennt werden.»

Auch bei der Finma reichten stärkere Mittel nicht aus. «Eine Busse von 100 Millionen ist den Bankern egal, solange es sie nicht selbst trifft», so Geiger. Die Finma agiere im Stillen und schreibe den Banken einen Brief, um den sich niemand kümmere.

Dabei müsse die Finma diese Briefe an die Bankmanager öffentlich machen, wie es auch in den USA der Fall sei. «Dann berichten die Medien darüber und die Leute wissen davon. Dann können sie den Managern auf der Strasse oder beim Einkaufen ihre Meinung sagen. Nur wenn es für sie ungemütlich wird, ändern die Manager etwas», sagt Geiger.

So kam es zum CS-Kauf

Im März 2023 befand sich die Credit Suisse in einer Vertrauenskrise, was zu einer Intervention des Bundesrats, der SNB und der Finanzmarktaufsichtsbehörde führte. Am 19. März 2023 verfügte der Bundesrat per Notrecht ein Massnahmenpaket, das die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ermöglichte.

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