Stier-ParadeÜber 200 Bullen sollen Zug herausputzen
Mit der neu lancierten Zuger Stierparade vom Verein kreative Bewegung können Künstler Stier-Rohlinge nach ihren Vorstellungen kreativ gestalten.
Seit über 125 Jahren gehört der «Zuger Stieremärt» genau so zu Zug wie die Zuger Kirschtorte. Über 250 Stiere waren für den diesjährigen Stierenmarkt angemeldet und wurden am vergangenen Donnerstag für Bauern und Viehhändler zum Kauf angeboten. In diesem Jahr waren aber nicht nur waschechte Bullen am Start, auch Stier-Rohlinge haben sich unter ihre lebenden Artgenossen gemischt.
Türöffner für Nachwuchs
Der Verein kreative Bewegung aus Cham hat die Zuger Stierparade lanciert. Während eines Jahres werden die Fiberglasfiguren verkauft, von Kunstschaffenden gestaltet und auf privaten und öffentlichen Plätzen ausgestellt. Laut Kathrin Sonderegger, Geschäftsführerin Stierparade, ist diese Idee in den letzten zwei Jahren gemeinsam mit dem EVZ entstanden: «Es war uns ein Anliegen, aus der Zuger Stieren-Tradition ein Kulturprojekt zu entwickeln.» Das vierköpfige Vereinsteam möchte vor allem als Türöffner für den Nachwuchs von Kunstschaffenden agieren. «Wir möchten jungen Künstlern die Angst nehmen, mit der Wirtschaft in Kontakt zu treten und damit die freie Kunst fördern», sagt Sonderegger.
Insgesamt 201 Stier-Rohlinge
Die Teilnahme erfolgt folgendermassen: «Private oder Unternehmen kaufen einen Stier-Rohling und übernehmen die Rolle eines Mäzenen im Sinne eines Projektförderers», so die Geschäftsführerin. Ein Künstler bekommt den Auftrag und kann den Rohling nach seinen Vorstellungen und Ideen gestalten. Den Preis stimmen die Beteiligten untereinander ab. Der Verein empfiehlt für die Gestaltung der Königsklasse 2500 Franken und 1500 Franken für die eines Jungstiers. Für die Zuger Stierparade stehen insgesamt 201 Rohlinge in zwei Varianten zur Verfügung, 67 ausgewachsene Bullen und 134 Jungstiere. «Bei den Bullen haben wir uns für die Zahl 67 entschieden, da 1967 das Geburtsjahr des EVZ ist. Die Kleinen verkörpern den Nachwuchs, je 67 stehen für Kultur und Sport», so Sonderegger.
Die Künstler können sich im Künstler-Pool mit ihren Ideen bis zum 30. September bewerben. Aber auch Zuger Schulklassen und Schweizer Kunstschulen haben die Möglichkeit, beim Projekt mitzumachen. Sonderegger: «Ab dem 1. Oktober wird der Künstler-Pool online aufgeschaltet. Potentielle Käufer können so ihren Künstler oder ihre Schulklasse aussuchen.» Aus dem Künstler-Pool entstandene Werke nehmen automatisch am Wettbewerb teil, der nächstes Jahr in der Bossard-Arena stattfindet. Eine internationale Jury kürt die besten Stierwerke mit Preisen im Gesamtwert von 30000 Franken.
Stierparade-App
Dazu gibts noch eine eigens entwickelte App, bei der man die Standorte der einzelnen Stier-Rohlinge verfolgen kann. «Dabei können die Künstler jeden einzelnen Gestaltungsprozess mit Foto dokumentieren und auf diese Weise auf sich aufmerksam machen», sagt Sonderegger. Die App stellt auch eine Rangliste mit den meistdokumentierten Stierwerken auf.
Insgesamt werden im Sommer 2017 rund 200 künstliche Stiere im Kanton Zug auf öffentlichem und privatem Grund platziert. Der Zuger Stadtrat Urs Raschle: «Die Kunstwerke sollen nicht nur an Zuger Hotspots wie in der Altstadt oder am Kolinplatz ausgestellt werden.» Vielmehr möchte die Stadt Orte schmackhaft machen, die ein Zuger weniger gut kennt, wie z.B. das Gubelloch. Eins steht laut Sonderegger fest: «Zug wird voller Stier-Rohlinge sein.» Ein Käufer dürfe aber seinen Bullen auch im Büro ausstellen, was sich bestimmt als Eyecatcher entpuppen werde.