Wildbienen: Über 350 Honigbienenvölker in der Schweiz gefunden

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Über 350 Völker entdecktDer wildlebenden Honigbiene geht es besser als lange gedacht

Lange Zeit galten wildlebende Honigbienen in der Schweiz als ausgestorben. Jetzt kann eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Bienenschutz einsetzt, einen neuen Meilenstein vermelden.

Die Initiative FreeTheBees hat in der Schweiz mittlerweile über 350 Standorte wildlebender Honigbienenvölker dokumentiert.
Dies kann als wichtiger Erfolg für den Naturschutz gelten, doch die Bedrohungen bleiben bestehen: Parasiten, Insektiziden und der Klimawandel machen den kleinen Nutztieren zu schaffen.
In der Diskussion um wirksamen Schutz gibt es verschiedene Meinungen. Eine Zusammenarbeit von Naturschützern und Imkern wäre darum wichtig.
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Die Initiative FreeTheBees hat in der Schweiz mittlerweile über 350 Standorte wildlebender Honigbienenvölker dokumentiert.

Matthias Gerisch

Darum gehts

  • Die Biene ist für den Menschen äusserst wichtig und steht unter Druck.

  • Neue Daten zeigen nun, dass es auch viele Standorte wildlebender Honigbienenvölker in der Schweiz gibt.

  • Für einen wirksamen Schutz wäre eine Zusammenarbeit von Imkern und Naturschützern wichtig.

Der Biene, dem kleinen und wichtigen Nutztier, geht es schlecht: Parasiten, der Gebrauch von Insektiziden und der Klimawandel tragen dazu bei, dass ihr Bestand zurückgeht. Dabei sind wir Menschen auf die fleissigen Insekten angewiesen: 75 Prozent der globalen Nahrungsmittelpflanzen sind von der Bestäubung, etwa durch Bienen, abhängig.

Wichtige Wildbienen

Obwohl wir mit Bienen häufig nur Honigbienen identifizieren, sind Wildbienen noch wichtiger für den Anbau unserer Früchte und Gemüse: Sie fliegen bereits im Frühling, wenn es den Honigbienen noch zu kalt und nass ist. In der Schweiz gibts über 600 verschiedene Wildbienenarten.

Jetzt gibt es freudige Nachrichten aus dem Bereich des Naturschutzes: In der Schweiz wurden über 350 Standorte wildlebender Honigbienenvölker nördlich der Alpen nachgewiesen, darunter allein 100 im Kanton Zürich und 50 im Kanton Bern. Diese Zahlen ermittelte die gemeinnützige Organisation FreeTheBees («Befreit die Bienen») im Rahmen des Projekts Swiss BeeMapping (Schweizer Bienenkartierung).

Kein Mythos mehr, aber unter Druck

Lange Zeit wurde angenommen, dass in der Schweiz keine wildlebenden Honigbienen mehr existieren. Doch dank Meldungen zahlreicher ehrenamtlicher Helfer konnte diese Annahme vor einigen Jahren widerlegt werden. Trotzdem stehen die Bienen hierzulande vor grossen Herausforderungen: von mangelndem Lebensraum über Nahrungsengpässe bis hin zu Bedrohungen durch Parasiten wie die Varroamilbe und invasive Arten wie die asiatische Hornisse. Zudem machen auch Umweltgifte die Situation der Bienen nicht einfacher.

Raphaèle Piaget, Leiterin von Swiss BeeMapping, zeigt sich trotz der vielen entdeckten Bienenvölker besorgt: «Unsere Daten zeigen Winterüberlebensraten zwischen zehn bis 20 Prozent.» Diese niedrigen Werte sind beunruhigend, da für eine stabile Population höhere Überlebensraten notwendig wären. Alarmierend: Die Sterblichkeit in der Schweiz und in Deutschland ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders hoch.

Jedes Jahr werden neue Nistplätze wildlebender Honigbienen dokumentiert.

Jedes Jahr werden neue Nistplätze wildlebender Honigbienen dokumentiert.

Swiss BeeMapping

Die Frage, wie wildlebende Honigbienen geschützt werden können, sorgt für hitzige Diskussionen. Imker befürchten, dass wildlebende Bienen Krankheiten auf ihre Wirtschaftsvölker übertragen könnten. Doch internationale Studien sehen eher die Gefahr umgekehrt: Die domestizierten Bienen könnten eine Bedrohung für die wildlebenden Bienen darstellen.

Imker und Naturschützer sollen zusammenspannen

«FreeTheBees» fordert deshalb eine Zusammenarbeit zwischen Imkern und Naturschützern, um Lösungen zu finden, die beide Interessen berücksichtigen. «Nur durch eine effektive Zusammenarbeit können wir den Schutz der wildlebenden Honigbienen und die Interessen der Imkerei vereinen», betont André Wermelinger, Geschäftsführer von «FreeTheBees».

Gesamthaft wurden über 350 wildlebende Honigbienenvölker nördlich der Alpen nachgewiesen, darunter allein 100 im Kanton Zürich und 50 im Kanton Bern.

Gesamthaft wurden über 350 wildlebende Honigbienenvölker nördlich der Alpen nachgewiesen, darunter allein 100 im Kanton Zürich und 50 im Kanton Bern.

Swiss BeeMapping

Seit 2020 setzt sich das Swiss BeeMapping Projekt dafür ein, wildlebende Honigbienenvölker in der Schweiz zu erfassen und zu kartieren. Über 130 Freiwillige haben bisher mehr als 350 Nistplätze entdeckt. Doch Experten vermuten, dass die Dunkelziffer hoch ist, da viele Bienen in abgelegenen Waldgebieten nisten.

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Die Zukunft der wildlebenden Honigbiene hängt von raschem Handeln ab. Nur durch natürliche Selektion können sich die Bienen an die sich verändernden Umweltbedingungen anpassen und langfristig überleben. Dies ist entscheidend für das Gleichgewicht unseres Ökosystems und die Bestäubung von Nutzpflanzen.

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