WetterspektakelÜber dem Bodensee drohen vermehrt extremere Windhosen
Eine Windhose zog vergangenes Wochenende an der deutschen Küste des Bodensees entlang und beeindruckte Schaulustige am Ufer. Fachleute erklären, was es mit diesen Ereignissen auf sich hat.
Darum gehts
Immer häufiger werden Windhosen auf grossen Seen gesichtet.
Für ein solches Ereignis müssen ganz spezielle Gegebenheiten erfüllt werden.
Bei extremeren Wetterlagen können Windhosen und Tornados stärker auftreten.
Die Hauptsaison für Windhosen ist im Spätsommer und Herbst.
Meteorologinnen und Meteorologen rechnen aber nicht mit häufigeren Vorfällen.
Am Sonntagabend ereignete sich ein Wetterspektakel über dem Bodensee. Eine Windhose schlängelte sich an der deutschen Küste entlang und entzückte Schaulustige. Für einige ist es eine Sensation, andere kennen das Spektakel bereits, wie eine Diskussion in einer Facebookgruppe zeigt.
Wie gefährlich kann eine Windhose werden?
Der Tornadobeauftragte des Deutschen Wetterdienstes, Andreas Friedrich, weist darauf hin, dass eine Windhose nichts anderes ist als ein Tornado auf dem Wasser. «Man sollte sich in Acht nehmen, wenn man sich während einer Windhose auf dem Wasser befindet. Bei solchen Winden kann es auch zum Kentern eines Bootes kommen», warnt Friedrich.
Zudem möchte er darauf hinweisen, dass es zu stärkeren Ausprägungen kommen kann. Der Fachmann sagt: «In Zukunft – wenn sich die Wetterbedingungen mit Hitze und Kälte extremer unterscheiden – kann es zu heftigeren Stürmen und somit stärkeren Tornados sowie Windhosen kommen.
Spezielle Wetterbedingungen
Für die Entstehung einer Windhose müssen ganz spezielle Bedingungen gegeben sein, erklärt Roger Perret, Meteorologe bei Meteonews. «Die Wassertemperatur muss deutlich wärmer sein als die Luft. Diesen Sonntag war das Wasser im Bodensee circa 20 Grad warm und die Lufttemperatur befand sich darunter», so Perret. Vor allem diese Zeit, Spätsommer und Herbst, bietet die besten Voraussetzungen für Windhosen und Tornados, da das Wasser noch warm sei und die Luft sich langsam abkühle.
Perret erklärt, welche weiteren Bedingungen erfüllt sein müssen, dass eine Windhose entstehen kann. «Eine gewisse gewitterreiche Stimmung, beziehungsweise eine Schauerneigung muss gegeben sein. Ausserdem braucht es Wind aus verschiedenen Richtungen, dass ein solches Ereignis entstehen kann.» Es könne dabei zu Windgeschwindigkeiten bis zu 60 km/h kommen. «Windhosen lösen sich auf, sobald sie auf Land treffen, da der Nachschub an Wasser fehlt», sagt Perret.
Mehr Handyaufzeichnungen
Momentan hat man den Eindruck, das Wetter spiele verrückt. Es gibt häufiger Hitzeperioden und vermehrt Starkniederschlagsereignisse. Und es kommt immer häufiger zu Meldungen von Windhosen. Da stellt sich die Frage, was die Ursache dafür sein könnte. Meteorologin Sarah Schöpfer, von Meteo Schweiz weiss: «Es ist unwahrscheinlich, dass das kühle Wetter in diesem Sommer ausschlaggebend dafür ist. Auch spielt der Klimawandel dabei keine Rolle, denn die Messungen zeigen keine extreme Veränderung zu den letztjährigen Messungen. Im Gegenteil, der Juni dieses Jahres war einer der wärmsten überhaupt.»
Ihre Vermutung liegt eher bei den technischen Möglichkeiten. Etwa, dass viele Leute heutzutage ständig ein Handy und somit eine Kamera griffbereit haben. Schöpfer sagt deshalb: «Es hat in der nahen Vergangenheit nicht mehr Windhosen gegeben als zuvor. Die Dunkelziffer hat sich einfach minimiert, da mehr Leute die Ereignisse dokumentiert haben.»

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