Uetikon am See ZH«Das Kind könnte noch leben»: Anwohner sind wütend nach Unfalltod
Ein Autofahrer fuhr in Uetikon am See ZH in einer Kurve ein fünfjähriges Mädchen an. Es starb noch an der Unfallstelle. Mehrere Anwohnende erheben nun schwere Vorwürfe gegen die Gemeinde. Der tragische Unfall hätte verhindert werden können, sagen sie.
Darum gehts
Am Dienstag ist eine Fünfjährige von einem Auto angefahren worden.
Sie ist noch an der Unfallstelle gestorben.
Einwohnerinnen und Einwohner in Uetikon am See wiesen schon lange auf die Gefahr an der Lindenstrasse hin.
Die Anwohnenden sagen, dass dieser tragische Unfall hätte vermieden werden können, hätte die Gemeinde gehandelt.
Am Dienstag kam es in Uetikon am See zu einem tödlichen Verkehrsunfall: Ein 63-jähriger Mann kollidierte beim Rechtsabbiegen mit einem fünfjährigen Mädchen. Trotz sofortiger Reanimation verstarb es noch an der Unfallstelle.
Einen Tag nach dem tragischen Unfall gedenken mehrere Anwohnerinnen und Anwohner vor Ort dem Mädchen. Eine Frau zündet Kerzen an, ein Mann kämpft mit den Tränen. «Es ist tragisch, was hier passiert ist. Man kennt doch diese gefährliche Stelle – auch die Gemeinde weiss Bescheid.» Die Frau stimmt ihm zu.
Tempo 50 auf Kindergarten-Weg
Etwa ein Drittel des nahegelegenen Kindergartens laufe täglich die Unfallstrasse entlang, sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. «Trotz Wohngebiet gilt hier Tempo 50 – und teils ganz ohne Trottoir.» Die Anwohner kämpften inzwischen seit Jahren für eine Tempo-30-Zone. Doch alle Appelle an den Gemeinderat und die Schulpflege seien unerhört verhallt. «Wir Anwohner sagten immer, dass wohl erst ein Kind überfahren werden muss, bevor der Gemeinderat etwas unternimmt. Nun ist dieser dramatische und zutiefst traurige Fall eingetreten», so die Frau. «Dieses Kind könnte womöglich noch leben!»
«Der Unfall und der Tod des Mädchens wären vermeidbar gewesen, wenn die Gemeinde ihre Arbeit gemacht hätte.»
Ein weiterer Anwohner wirft der Gemeinde ebenfalls vor, trotz zahlreicher Gespräche und Aufforderungen untätig geblieben zu sein. «Seit über 20 Jahren versuchen wir hier im Quartier, eine Anpassung der Tempo-50-Zone zu erwirken. Passiert ist: nichts.» Zudem versperre eine sehr hohe Hecke an der Unfallkreuzung komplett die Sicht. Die Gemeinde bringe es aber nicht fertig, sie entfernen zu lassen, sagt der Mann. Und das trotz verschiedenen Unfällen. «Mehrere Katzen und sogar ein Hund an der Leine wurden an jener Ecke zu Tode gefahren.» Er sei extrem wütend: «Der Unfall und der Tod des Mädchens wären vermeidbar gewesen, wenn die Gemeinde ihre Arbeit gemacht hätte.»
Die Anwohner hätten vor knapp zehn Jahren sogar Unterschriften in der Gemeinde gesammelt, um Druck auszuüben, sagt eine weitere Frau. «Mit rund 300 Unterschriften gingen wir ins Gemeindehaus und forderten einen runden Tisch.» Sieben Personen sassen dann mit drei Gemeindevertretern zusammen. «Doch anstatt die geforderte Reduktion auf Tempo 30 zu berücksichtigen, wurden wir von den Vertretern abgekanzelt», so die Frau weiter.

Anwohnerinnen und Anwohner fordern bei der Gemeinde schon seit Jahren, das Tempo auf der Lindenstrasse und Oergelackerstrasse auf 30 zu reduzieren.
20min/mwa«Flächendeckend Tempo 30 wurde von der Bevölkerung verworfen»
20 Minuten konfrontierte den Gemeindepräsidenten Urs Mettler im Gemeindehaus mit den Vorwürfen aus der Bevölkerung: «Der Unfalltod ist tragisch.» Man habe Massnahmen getroffen, damit die Autofahrenden das Tempo reduzierten. «Und als der Gemeinderat vor circa 15 Jahren vier flächendeckende Tempo-30-Zonen realisieren wollte, wurde das Vorhaben von der Gemeindeversammlung allerdings verworfen. Ebenso die Einführung einer Begegnungszone im Zentrum.»
Ohnehin sei es nicht trivial, Tempo-30-Zonen einzuführen, sagt Mettler: «Übersteigen die Kosten für bauliche Massnahmen 400'000 Franken, müsste zusätzlich die Bevölkerung über den Kredit entscheiden.» Der Gemeindepräsident betont, dass an einem Tempo-30-Konzept gearbeitet werde. Der Gemeinderat werde zu gegebener Zeit über die Resultate informieren. «Und jetzt gilt es zuallererst, den Bericht der Polizei und Staatsanwaltschaft über den Unfallhergang abzuwarten», so Mettler.
Online-Petition von Eltern
Seit dem tödlichen Unfall wurde von Eltern und Familienangehörigen der Gemeinde eine Online-Petition ins Leben gerufen. Auch darin bitten die Einwohnenden um eine Temporeduktion. «Als Eltern benötigen wir konkrete Massnahmen und nicht nur Worte», schreiben die Petitionäre.
Am Mittwochnachmittag um 15 Uhr wurde die Petition bereits von 238 Personen unterzeichnet.
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