Bildagentur schneidet Afrikanerin aus WEF-Foto

Aktualisiert

Vanessa NakateBildagentur schneidet Afrikanerin aus WEF-Foto

Fünf Klimaaktivistinnen zogen in Davos Bilanz zum WEF – auf dem Bild der Agentur waren aber zuerst nur vier zu sehen.

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anf
Dieses Bild lieferte die Bildagentur an ihre Kunden aus.
Erst vier Stunden wurde das Originalbild nachgeliefert.
Von links nach rechts: Die Klima-Aktivisten Isabelle Axelsson (Schweden), Loukina Tille (Schweiz), Vanessa Nakate (Uganda), Greta Thunberg (Schweden) und Luisa Neubauer (Deutschland) in Davos.
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Dieses Bild lieferte die Bildagentur an ihre Kunden aus.

AP/Markus Schreiber

Am Freitag traten in Davos fünf Klimaaktivistinnen vor die Medien, um über das WEF zu sprechen. Ein dazu veröffentlichtes Bild sorgt nun für Empörung bei den Beteiligten und in sozialen Medien. Die Agenturen lieferten den Medien vor Beginn der Konferenz zwar ein Gruppenbild, darauf waren aber nur vier der fünf jungen Frauen zu sehen. Alles weisse Europäerinnen. Die Uganderin Vanessa Nakate wurde weggeschnitten.

Das Bild verbreitete sich weltweit, was auch der 23-jährigen Uganderin nicht entging. In einer Videonachricht auf Twitter resümierte sie über ihre erlebnisreiche Woche in Davos und kämpfte dabei gegen die Tränen.

«Ich habe geweint»

Nach der Klimademonstration in Davos sei sie online gegangen und habe gesehen, wie sie offensichtlich aus den Fotos geschnitten wurde, sagt sie weinend. Aber nicht nur ihr Bild habe gefehlt, auch über ihre Botschaft sei nicht geschrieben worden. Sie könne nun verstehen, was die Definition des Wortes «Rassismus» sei.

Vanessa Nakate sagte gegenüber der US-Nachrichtenseite «Buzzfeed»: «Ich habe geweint, weil es so traurig war, nicht nur, weil es rassistisch war, sondern auch wegen der Menschen aus Afrika. Es zeigte, wie wir wertgeschätzt werden. Das hat mir sehr wehgetan. Es ist das Schlimmste, was ich je in meinem Leben erlebt habe.»

Erst vier Stunden nach dem Medienanlass lieferte die Bildagentur AP das komplette Foto nach – mit allen fünf Klimaaktivistinnen. Der Schaden war aber bereits angerichtet, das Bild mit den vier weissen Frauen längst weltweit verbreitet.

Vanessa Nakate twitterte die beiden Bilder und zeigte sich im Tweet nicht nur persönlich betroffen: «Ihr habt nicht nur mich aus dem Foto gelöscht, sondern einen ganzen Kontinent.» Kämpferisch fügte sie an: «Aber ich bin stärker denn je.»

Die Nachrichtenagentur AP hat das geschnittene Bild mittlerweile entfernt und liess ausrichten, dass keine böse Absicht hinter dem Schnitt stand, sondern künstlerische Gedanken. Der Fotograf musste das Bild schnell liefern und habe das Foto beim Bearbeiten auf diese Weise geschnitten, weil er dachte, dass das Gebäude im Hintergrund störend sei, erklärt AP-Fotochef David Ake der BBC. Später habe man dann weitere Bilder hinzugefügt, wie man das immer mache, wenn man das erste Foto unter grossem Zeitdruck aufgeschalten habe.

Trost von Greta

Vanessa Nakate wurde aber nicht nur im Foto rausgeschnitten, wie sie in ihrem Videobeitrag sagte, auch ihre Botschaft wurde oft weggelassen. Wie Twitter-Nutzer feststellten, wurde sie dabei offenbar mit Natasha Mwansa aus Sambia verwechselt, die am ersten WEF-Tag einen gemeinsamen Auftritt mit Greta Thunberg hatte.

Trost erhielt die rausgeschnittene und verwechselte Uganderin Vanessa Nakate von ihrem Vorbild Greta Thunberg. Die schwedische Aktivistin hat sie dazu inspiriert, in Kampala gegen den Klimawandel zu demonstrieren. In Uganda sind die Veränderungen besonders spürbar. Zudem engagiert sich Nakate für den Erhalt des Regenwalds im benachbarten Kongo, dem zweitgrössten Regenwald der Welt.

«Friday for Future»-Klimademonstranten zogen durch Davos.

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