Uiguren werden in China zu Arbeit auf Baumwollfeldern gezwungen

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Baumwolle aus XinjiangUiguren werden in China zu Arbeit auf Baumwollfeldern gezwungen

Im chinesischen Xinjiang sind laut Menschenrechtsorganisationen mindestens eine Million Uiguren in Haftlagern eingesperrt. Viele von ihnen werden zum Baumwollernten gezwungen.

Mehr als 20 Prozent der weltweit genutzten Baumwolle wird im chinesischen Xinjiang produziert.
Laut der US-Organisation Center for Global Policy wurden 2018 in drei mehrheitlich von Uiguren bewohnten Regionen mindestens 570'000 Menschen im Rahmen eines staatlichen Zwangsarbeitsprogramms zum Baumwollernten gezwungen.
Die Regierung Chinas weist die Vorwürfe zurück. Die Haftlager seien lediglich «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten.
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Mehr als 20 Prozent der weltweit genutzten Baumwolle wird im chinesischen Xinjiang produziert.

Screenshot BBC

Darum gehts

  • Laut der Organisation Center for Global Policy sind im chinesischen Xinjiang mindestens eine Million Uiguren und andere muslimische Minderheiten in Hunderten Haftlagern eingesperrt.

  • Die Insassen werden zur Arbeit auf Baumwollfeldern gezwungen.

  • Die Regierung Chinas weist die Vorwürfe zurück.

In der chinesischen Provinz Xinjiang werden seit Jahren Hunderttausende Angehörige ethnischer Minderheiten zur Arbeit als Sklaven gehalten. Das schreibt die US-Organisation Center for Global Policy (CGP) in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Laut CGP wurden 2018 in drei mehrheitlich von Uiguren bewohnten Regionen mindestens 570'000 Menschen im Rahmen eines staatlichen Zwangsarbeitsprogramms zum Baumwollernten gezwungen.

Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten werfen Peking vor, in Xinjiang mindestens eine Million Uiguren und andere Muslime in Haftlagern eingesperrt zu halten. Exil-Uiguren berichten sogar von Morden, Verschleppungen, Misshandlungen, Folter und Zwangssterilisationen. Die Menschen werden zudem zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen.

Zwangsarbeiter werden stark von der Polizei überwacht

Die Regierung Chinas weist die Vorwürfe zurück. Die Haftlager seien lediglich «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten. Die Fabriken seien Teil eines massiven und freiwilligen «Armutsbekämpfungsprogramms». Mehr als die Hälfte Menschen sollen die Lager bereits verlassen haben. Dem Bericht zufolge seien aber viele von ihnen in Fabriken verlegt worden, die oft mit den Lagern in Verbindung stehen.

Laut dem CGP-Bericht werden die mutmasslichen Zwangsarbeiter stark von der Polizei überwacht, «quasi-militärisch» verwaltet. Adrian Zenz, der Autor des Berichts, schreibt, dass einige Betroffene möglicherweise finanziell von den Programmen profitieren würden und teilweise ihre Zustimmung zur Verlegung geben. «Es ist allerdings unmöglich zu definieren, wo der Zwang endet und die Zustimmung beginnt», so Zenz.

Internationale Markenhersteller profitieren von der Situation

In Xinjiang wird 85 Prozent der Baumwolle für den chinesischen Markt und mehr als 20 Prozent der weltweit genutzten Baumwolle produziert. Der veröffentlichte Bericht könnte nun «potenziell drastische Folgen» für globale Lieferketten haben, fürchten Experten.

Bereits im März hatte das Strategic Policy Institute aus Australien mehreren internationalen Markenherstellern wie Adidas, Gap und Nike vorgeworfen, für ihre Produkte Zwangsarbeit von Uiguren zu nutzen.

Wegen Verletzung der Menschenrechte hatten die USA Anfang Dezember den Import von Baumwolle aus der Region gestoppt und von «Sklavenarbeit» gesprochen. Peking warf Washington daraufhin vor, Falschnachrichten zu verbreiten. Etwa ein Fünftel der in den USA genutzten Baumwolle kommt aus Xinjiang.

Erst vergangenen Sommer hatten Zollbehörden in Newark im US-Ostküstenstaat New Jersey eine grosse Schiffsladung mit menschlichem Haar im Wert von mehr als 800’ 000 Dollar beschlagnahmt. Die Ware stammte angeblich aus chinesischer Zwangsarbeit. Es wird vermutet, dass die Perücken und Haarverlängerungen aus den Internierungslagern in Xinjiang stammen.

Bist du oder jemand, den du kennst, von Zwangsprostitution und/oder Menschenhandel betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Pro Juventute, Tel. 147

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