Corona in der Schweiz – Um Corona-Ausfälle zu decken, müssten alle zwei Monate gratis arbeiten

Publiziert

Corona in der SchweizUm Corona-Ausfälle zu decken, müssten alle zwei Monate gratis arbeiten

Die Schweiz hat wegen Corona in den letzten zwei Jahren 50 Milliarden weniger erwirtschaftet als erwartet. Dafür müsste die ganze Bevölkerung zwei Monate gratis arbeiten.

Die Schweiz hat in der Corona-Krise einen Schuldenberg angehäuft.
Einer Berechnung der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH zufolge, lag das BIP in den Jahren 2020 und 2021 50 Milliarden tiefer, als es laut Prognose ohne Corona gewesen wäre.
Anders ausgedrückt: Würde jeder Arbeitnehmende in der Schweiz 6000 Franken verdienen, müssten alle zwei Monate komplett gratis arbeiten, um 50 Milliarden Verlust zu decken. Ob im Büro …
1 / 8

Die Schweiz hat in der Corona-Krise einen Schuldenberg angehäuft.

Getty Images/iStockphoto

Darum gehts

Die Pandemie verursacht grosse wirtschaftliche Schäden. Laut einer neuen Analyse der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH hat die Schweiz seit 2020 50 Milliarden Franken weniger erwirtschaftet, als ohne Corona zu erwarten gewesen wäre (siehe Box).

Und es wird noch mehr werden. Aufgrund von Omikron liegt die Schweiz im Szenario der KOF auch Ende 2022 unter den Erwartungen. Noch schlimmer wird es, wenn weitere Schliessungen oder ein Shutdown verhängt werden müssen.

«Staatsgeld war gut investiert»

Um zu verdeutlichen, wie viel 50 Milliarden sind, kann man die Summe auf die arbeitende Bevölkerung herunterrechnen. Es ergeben sich 12’000 Franken Verlust für jeden Vollzeitbeschäftigten. Anders ausgedrückt: Würde jeder Arbeitnehmende in der Schweiz 6000 Franken verdienen, müssten alle zwei Monate komplett gratis arbeiten, um so viel Geld zu verdienen.

Um die schlimmsten Folgen der Krise abzuwenden, hat der Staat viel Geld investiert, etwa in Form von Wirtschaftshilfen für betroffene Unternehmen. «Ohne diese Interventionen wäre der Schaden noch viel höher ausgefallen», sagt Jan Egbert-Sturm, ETH-Wirtschaftsprofessor und Taskforce-Vizepräsident. «Hätte er nichts unternommen, wären reihenweise Betriebe eingegangen.»

«BIP zeigt nur einen Teil des Bildes»

Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Uni Basel sagt, es seien nicht alle Sektoren gleich von der Pandemie betroffen: «Das Gastgewerbe etwa hat gelitten, während etwa die Finanz- und Versicherungsbranche sicher zu den Gewinnern zählt.» Generell könne man sagen: «Wer den Job behalten konnte, hatte aufgrund der Kurzarbeitsentschädigungen wenig Einbussen.» Wer dagegen die Stelle verloren habe, habe überproportional gelitten.

Felder gibt aber auch zu bedenken: «Das BIP als Mass für die Wertschöpfung zeigt nur einen Teil des Bildes.» Für die gesellschaftliche Wohlfahrt seien auch andere Dinge entscheidend, etwa die Lebensqualität: «Berechnungen zeigen, dass diese in der Schweiz durch die Pandemiemassnahmen um fast ein Fünftel gesunken sein dürfte.»

Zunahme sozialer Ungleichheit

Auch laut Soziologin Katja Rost von der Uni Zürich lassen sich längst nicht alle Folgen der Pandemie in Geld ausdrücken: «Die soziale Ungleichheit nimmt stetig zu», sagt sie. Das zeige sich etwa bei der Bildung, wo sich die Schere zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Lernenden weiter geöffnet habe: «Das hat man etwa beim Homeschooling gesehen: Während die einen Eltern ihre Kinder gut unterstützen konnten, war das anderen nicht möglich.» Viele von diesen würden nun abgehängt.

Auch die Zunahme psychischer Probleme durch die Pandemie dürfte sich auf die Gesellschaft auswirken, so Rost: «Hier braucht es sicher einige Zeit, bis alles wieder so ist wie vor Corona.» Gesellschaftliche Spannungen durch die Pandemie und deren Bewältigung könne man ebenfalls nicht in Geld umrechnen: «Ich gehe aber davon aus, dass diese abnehmen, sobald andere Themen wieder wichtiger werden.»

So rechnet die KOF

My 20 Minuten

Deine Meinung zählt

326 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen