Umstrittene Anlagestrategie: «Nicht im Interesse der Schweiz»: Nationalbank investiert in Trump Media

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Umstrittene Anlagestrategie«Nicht im Interesse der Schweiz»: Nationalbank investiert in Trump Media

Die Schweizerische Nationalbank investiert in ein Trump-Unternehmen. Das sorgt für gemischte Reaktionen in der Politik.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat rund 111'300 Aktien der Trump Media & Technology Group gekauft.
US-Präsident Trump ist Hauptaktionär des Unternehmens, das unter anderem Truth Social betreibt, eine umstrittene Social-Media-Plattform, die als konservative Alternative zu Twitter gestartet wurde.
Die SNB erklärt gegenüber 20 Minuten, dass sie jeweils mit einem «passiven Investitionsansatz» in ganze Märkte investiere und betont, dass sie keine gezielte Auswahl einzelner Unternehmen trifft.
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat rund 111'300 Aktien der Trump Media & Technology Group gekauft.

SNB/Leo Fabrizio

Darum gehts

  • Die SNB investiert in Trumps Unternehmen, was politische Kontroversen auslöst.

  • Die Investition umfasst 111'300 Aktien im Wert von 1,78 Millionen US-Dollar.

  • Die SNB erklärt, dass sie keine gezielte Auswahl einzelner Unternehmen trifft.

  • Gerhard Andrey kritisiert die Investition als unneutral und fordert eine ethische Prüfung.

  • Marcel Dobler sieht die Investition als notwendig für eine breite Diversifikation.

Die Schweizerische Nationalbank investiert in Trumps Social-Media-Unternehmen. Das sorgt für Kritik. Nationalrat Andrey fordert eine ethische Überprüfung der Anlagestrategie der Bank.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Aktien der Trump Media & Technology Group gekauft – das geht aus einem Bericht der US-Enthüllungsplattform Crew hervor. Laut dem Bericht hat die SNB im dritten Quartal 2024 rund 111'300 Aktien des Trump-Unternehmens erworben. Der Aktienwert betrug zu diesem Zeitpunkt 1,78 Millionen US-Dollar.

Es ist das Unternehmen hinter Truth Social, einer Social-Media-Plattform, die als konservative Alternative zu Twitter gestartet wurde. Ex-Präsident Donald Trump selbst ist Hauptaktionär des Unternehmens, das in der Vergangenheit immer wieder für Kontroversen sorgte.

SNB verteidigt sich: Keine gezielte Auswahl

Wie die Schweizerische Nationalbank gegenüber 20 Minuten erklärt, verfolge die SNB eine Strategie, bei der sie möglichst neutral und mit einem «passiven Investitionsansatz» in den gesamten Markt investiere. Sie versuche, ein breites Portfolio zusammenzustellen, das den weltweiten Aktienmarkt abbilde. Damit werde sichergestellt, dass sie keine bestimmten Branchen bevorzugen oder benachteiligen. Das bedeutet: Die SNB sucht sich einzelne Unternehmen nicht bewusst aus, sondern investiert in breite Aktienindizes, die automatisiert ablaufen. In diesen Indizes ist offensichtlich auch Trump Media enthalten. Einzelne Anlagen will die SNB gegenüber 20 Minuten nicht kommentieren.

Das ist ein Aktienindex

Kontra

20min/Monika Flueckiger

Die Beteiligung der SNB an Trumps «Propaganda-Medien» findet Grünen-Nationalrat und Mitinitiant der Finanzplatzinitiative Gerhard Andrey falsch: «Das entspricht sicherlich nicht den Interessen der Schweiz.» Ihre Anlagestrategie hält er für alles andere als neutral: «Die SNB investiert auch enorme Summen in Unternehmen wie Tesla. Damit finanziert sie indirekt neben den privaten Geschäften eines amtierenden US-Präsidenten auch die wirtschaftlichen Interessen des Tech-Oligarchen Elon Musk mit.» Andrey sieht darin auch eine Verstärkung eines bestehenden Ungleichgewichts: «Ihre Anlagestrategie trägt dazu bei, dass die Marktverzerrungen und die Monopolbildung von Big-Tech verstärkt werden.» Für Andrey kommt diese Investition nicht überraschend, er fordert schon seit längerem einen Ethikrat für die Nationalbank. Dieser soll eine Anlagestrategie etablieren, die den Normen und Werten der Schweiz entspricht.

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FDP-Nationalrat Marcel Dobler hält solche breiten Investitionen für absolut sinnvoll und legitim: «Um das Anlagerisiko zu minimieren, muss breit diversifiziert und global in ganze Märkte investiert werden.» Die Entscheidung dürfe nicht davon abhängen, ob im Index Unternehmen von Trump, Musk und Co. enthalten seien: «Die SNB muss bei ihren Investitionsentscheiden autonom und unabhängig bleiben.» Zudem kritisiert Dobler, dass Grüne und SP seit längerem versuchen, der Nationalbank politisch motivierte Anlagevorschriften aufzuerlegen: «Sie müssen endlich verstehen, dass die Aufgabe der Nationalbank nicht verpolitisiert werden darf.»

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