Hotelsterne: Sind Sternebewertungen in der Schweiz noch relevant?

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Umstrittene SterneSind Sternebewertungen für Hotels noch zeitgemäss?

Viele Hotels und Ferienwohnungen in Deutschland wollen keine Sterne mehr. In der Schweiz ist die Situation anders.

Brauchen Hotels noch eine Sternebewertungen? Immer mehr Kundinnen und Kunden sagen, dass ihnen Online-Reviews reichen.
Die Zahl der durch Hotelleriesuisse klassierten Betriebe ist in der Schweiz in den letzten 17 Jahren trotzdem leicht gestiegen.
2006 waren in der Schweiz 40,9 Prozent aller Betriebe klassiert, 2013 waren es 40,1 Prozent, 2020 39,6 Prozent.
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Brauchen Hotels noch eine Sternebewertungen? Immer mehr Kundinnen und Kunden sagen, dass ihnen Online-Reviews reichen.

IMAGO/Zoonar

Hotelsterne: Darum gehts

  • Die Zahl der mit Sterne klassifizierten Hotels ist in Deutschland in den letzten 15 Jahren um über 23 Prozent gesunken.

  • In der Schweiz ist der Trend weg von den Sternen hingegen nicht feststellbar.

  • Dafür gebe es gute Gründe, sagt Daniel Beerli von Hotelleriesuisse, der für die Sternebewertungen verantwortlich ist.

In Deutschland sind immer weniger Hotels und Ferienunterkünfte mit Sternen zertifiziert, wie die «Tagesschau» unter Berufung auf den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband und den Tourismusverband berichtet. Die Redaktion hat nachgefragt, wie es in der Schweiz aussieht.

Viele Hotels in Deutschland wollen keine Sterne mehr

Im Jahr 2010 gab es in Deutschland rund 66'000 zertifizierte Ferienhäuser oder -wohnungen, nun sind es noch knapp 23'500. Die Anzahl der mit Sternen zertifizierten Hotels sank gar auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren: 2011 gab es etwa 8200 mit Sternen ausgezeichnete Hotels, jetzt sind es noch rund 6300.

Sternebewertungen geben schnelle Orientierung

Urs Wagenseil geht davon aus, dass die Buchungswilligen die Hotelklassifikation immer noch als sehr wertvolle Orientierungshilfe nutzen. Die meisten Hotelkundinnen und -kunden orientieren sich laut dem Tourismusprofessor der Hochschule Luzern nach wie vor an den Sternen, wenn sie ein Hotel buchen.

Das 5-Sterne-Gästehaus Park Hotel Vitznau hat einen direkten Zugang zum Vierwaldstättersee.

Das 5-Sterne-Gästehaus Park Hotel Vitznau hat einen direkten Zugang zum Vierwaldstättersee.

parkhotel-vitznau.ch

Sterne (1 bis 5) wie bei Hotels und oder Labels mit Kategorien (wie zum Beispiel «Gold», «Silber» und «Bronze») seien für die Kundschaft einfach verständlich und schafften schnell einen ersten Überblick. Dies dokumentieren auch Buchungsplattformen wie Expedia und Booking, die die Sternenkategorie als zentrales Filter- und Auswahlkriterium anbieten.

Online-Reviews als Alternative zum Sterne-System?

Gäste-Reviews, auch solche auf Social-Media-Plattformen, haben Vor- und Nachteile. Die Rezensionen vermitteln zwar auch einen groben Eindruck der Qualität, mit Sternebewertungen erlange man diesen aber schneller, wenn auch vielleicht etwas weniger detailliert. Wer ein Hotel buche, wolle sicher sein, dass es die gewünschte Qualität liefere und die Erwartungen erfülle, sagt Wagenseil: «Um diese zu beurteilen, respektive die Bedürfnisse grob abzusichern, sind die Sterne nach wie vor beliebt.»

Welche Kategorie buchst du am meisten?

Man dürfe nicht vergessen, dass Online-Rezensionen auch fake sein können, Sterne seien diesbezüglich sicherer. Im Idealfall könne die Kundschaft auf mehrere Bewertungssysteme zurückgreifen.

Wer ins 5-Stern-Designhotel 7132 in Vals eincheckt, wählt nicht die Kategorie, sondern den Architekten.

Wer ins 5-Stern-Designhotel 7132 in Vals eincheckt, wählt nicht die Kategorie, sondern den Architekten.

7132.com

Der Verband Hotelleriesuisse entwickelte das schweizerische Klassifizierungssystem im Jahr 1979 und ist auch heute noch für die Klassifizierung verantwortlich. Es gibt aber auch Hotels, die bewusst keine Sternenklassifizierung wünschen, weil sie zum Beispiel gewisse Kriterien nicht erfüllen können oder wollen und so tiefer eingestuft würden, oder weil sie nicht auf diese Sterne-Einstufung fixiert werden möchten.

Darum gibt es in der Schweiz mehr Klassifizierungen

Leiter der Klassifikation ist Daniel Beerli von Hotelleriesuisse. Er verweist auf Zahlen des Bundesamts für Statistik, die zeigen, dass die im Rahmen der Hotelklassifikation klassierten Betriebe Ende Dezember 2023 rund 42 Prozent aller Schweizer Hotels und 68 Prozent aller Zimmer ausmachten.

So hoch war die Anzahl der Betriebe, Zimmer und Betten sowie der Anteil der Logiernächte nach Klassifikation im Dezember 2023.

So hoch war die Anzahl der Betriebe, Zimmer und Betten sowie der Anteil der Logiernächte nach Klassifikation im Dezember 2023.

Hotelleriesuisse, Bundesamt für Statistik, Beherbergungsstatistik

Im Jahr 2006 waren 40,9 Prozent aller Betriebe klassiert, 2013 40,1 Prozent und 2023 42,1 Prozent. In der Schweiz nahm die Zahl der klassierten Betriebe in den letzten 17 Jahren im Gegensatz zu Deutschland leicht zu.

Ein Grund dafür ist laut Beerli, dass es in Deutschland eine grössere Durchdringung von Brand- und Kettenhotels gibt als in der Schweiz. Diese Hotels setzten oft nicht auf die Klassifizierung. Hotelleriesuisse sei zudem näher an der Branche dran, was mit der Grösse des Landes zu tun habe.

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