Experten raten zur ImpfungUngeimpfte sind nach Omikron-Infektion weniger gut geschützt
Menschen, die weder geimpft noch genesen sind, bilden zwar Antikörper gegen Omikron, jedoch nicht gegen andere Virus-Varianten. Das zeigt eine Studie aus Österreich.
Darum gehts
Eine Labor-Untersuchung des Instituts für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck hat den Immunstatus nach einer Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus untersucht. Dabei zeigte sich, dass Omikron-Genesene, die weder bereits von einer anderen Variante genesen noch geimpft waren, kaum neutralisierende Antikörper gegen andere Varianten aufwiesen.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur APA rief Virologin Janine Kimpel deshalb auch diese Gruppe zur Impfung auf: «Der mehrfache Kontakt mit dem Virus schützt», betonte die Hauptautorin der Studie. Wer sich mit der Omikron-Variante infiziert hat, sollte sich auf jeden Fall auch noch impfen lassen, so ihre Empfehlung. Dies lasse sich aus einer kürzlich abgeschlossenen Studie ihres Instituts ableiten.
Erste Studie dieser Art
Kimpel und ihr Team untersuchten für die Studie, die bisher erst in einer Vorab-Version verfügbar ist, neutralisierende Antikörper im Blut von Genesenen, die mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert waren. Dabei wurde die Immunantwort gegen sechs unterschiedliche Varianten des Coronavirus getestet, konkret der Wildtyp D614G und die bekannten Alpha-, Beta-, Delta-, Gamma- und Omikron-Varianten. Die Studienpopulation wurde je nach Immunstatus in vier Gruppen unterteilt: 15 Teilnehmer waren vor ihrer Omikron-Infektion geimpft, 13 ungeimpft und von einer Vor-Omikron-Variante genesen, zehn sowohl geimpft als auch bereits genesen und 15 weder genesen noch geimpft.
Es sei die erste Studie, die diese unterschiedlichen Gruppen im Zusammenhang mit der Omikron-Variante dezidiert berücksichtige, so die Innsbrucker Virologin.
Bei früheren Varianten anders
Geimpfte Genesene haben besten Schutz
Fünf bis 35 Tage nach ihrem ersten positiven PCR-Test wurde den Probanden eine Blutprobe entnommen. Die Seren wurden dann mit dem Virus der jeweiligen sechs Varianten gemischt. Denn «falls neutralisierende Antikörper gebildet wurden, binden sie an das Virus», erläuterte Kimpel. Um zu testen, ob dies der Fall war, wurden die mit dem Virus gemischten Seren im Anschluss mit Zellen in Verbindung gebracht. Wenn sich jene mit dem Coronavirus infizierten, hiess das, dass keine neutralisierenden Antikörper gegen die jeweilige Variante vorliegen.
Wie die Forschenden auf dem Preprint-Server Medrxiv.org schreiben, zeigten die Geimpften eine hohe Immunantwort. Ebenso jene, die bereits zum zweiten Mal eine Covid-19-Erkrankung durchmachten und zuvor mit einer anderen Variante infiziert waren. Jene Probanden hingegen, die weder genesen noch geimpft waren, hatten hauptsächlich neutralisierende Antikörper gegen die Omikron-Variante gebildet und nur vereinzelt welche gegen andere Varianten.
«Weitere Impfung notwendig!»
«Das ist nicht verwunderlich», kommentierte die Virologin. Man wisse, dass die Impfung nicht auf die Omikron-, sondern Vorgänger-Varianten abzielt. Bereits durchgeführte Studien hatten zudem gezeigt, dass Ungeimpfte, die mit der Alpha- oder Delta-Variante infiziert waren, nur unzureichend gegen die Omikron-Variante geschützt sind. Zudem war aufgrund der bisherigen Studienlage bereits bekannt, dass der Impfschutz innerhalb weniger Monate signifikant zurückgeht, die Immunantwort aber besser ist, wenn man genesen und zusätzlich geimpft oder gar geboostert ist.
Kimpel erinnerte daran, dass die Boosterimpfung ausserdem vor schweren Verläufen schützt. «Man sollte trotz der hohen Inzidenzen und vielen Infektionen mit der Omikron-Variante schon alles darauf setzen, eine hohe Impfquote zu erreichen», resümierte die Virologin.
Auch wenn die Studie noch nicht von Fachkolleginnen und Fachkollegen überprüft worden ist, hält der deutsche Immunologe Carsten Watzl die Studienergebnisse für haltbar. Der Professor für Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie postete sie auf Twitter und sprach sich für das Impfen aus:
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