Kein Zertifikat – Ungeimpfte von Notfall abgewiesen – Spital entschuldigt sich

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Kein ZertifikatUngeimpfte von Notfall abgewiesen – Spital entschuldigt sich

Weil seine Freundin ungeimpft war, weigerte sich das Hirslanden Salem-Spital, sie notfallmässig zu behandeln. Das Spital entschuldigt sich für die Geschehnisse.

Weil eine Frau kein Zertifikat hat, wurde sie vom Notfall im Salem-Spital abgewiesen.
Auch beim zweiten Versuch gabs eine abschlägige Antwort.
Sie brauche ein Zertifikat oder einen Test.
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Weil eine Frau kein Zertifikat hat, wurde sie vom Notfall im Salem-Spital abgewiesen.

Tamedia AG

Darum gehts

Weil eine Bernerin nach einer Operation Komplikationen hatte, musste sie notfallmässig ins Spital. «Es trat bereits Blut aus ihrer Wunde aus», sagt ihr Freund D.S. zu 20 Minuten. Im Notfall des Salem-Spitals in Bern wurde sie jedoch abgewiesen. Die Begründung: Sie sei ungeimpft und müsse einen Test vorweisen, um aufgenommen zu werden. «Am Schluss des Telefonats hats geheissen: ‹Wollen Sie sich impfen lassen oder sterben?›» Sie wurde schliesslich notfallmässig im Lindenhofspital behandelt.

Im Interview mit dem Regionalsender «Tele-Bärn», der als Erster über den Vorfall berichtete, zeigte sich S. empört über das Verhalten des Salem-Spitals: «Dass so etwas von einem Spital bei einem Notfall kommt, ist inakzeptabel. So ein Satz darf einfach nicht fallen – selbst wenn die Pandemie noch schlimmer wird.»

Den zweiten Anruf haben D.S. und seine Freundin aufgezeichnet.

Quelle: D.S.

Um den Einzelfall ausschliessen zu können, riefen S. und seine Freundin erneut beim Salem-Spital an, diesmal mit einer vorgetäuschten Verletzung am Arm des Mannes. Am Telefon wurde ihnen dasselbe wie beim ersten Mal gesagt: Ohne Zertifikat müsse zuerst ein Test gemacht werden, sonst könne er nicht in den Notfall. «Das ist doch ein Witz. Ich könnte hier am Sterben sein. Das verstehe ich nicht», sagt S. während des Gesprächs, das er aufgezeichnet hat. Die Mitarbeiterin am Telefon antwortet: «Ich auch nicht. Aber das sind die Richtlinien, die wir haben.»

Bedauern beim Spital

Die Hirslanden-Group, die das Salem-Spital betreibt, bedauert den Vorfall, sofern tatsächlich von «Impfen oder Sterben» die Rede gewesen sei. «So eine Aussage ist natürlich absolut verwerflich. Wenn sie tatsächlich von einem unserer Mitarbeiter so geäussert wurde, ist das natürlich sehr irritierend und wird von Hirslanden auf das Schärfste verurteilt», sagt Daniel Lüscher, Direktor des Hirslanden Campus in Bern, zu «Tele-Bärn». Auch in einer Covid-Pandemie lasse er so etwas nicht gelten. Der Fall zeige, dass im Moment überall dünnes Eis herrsche.

Bei einem lebensbedrohlichen Fall werde der Patient oder die Patientin zuerst operiert und dann getestet. Beispielsweise bei einem entzündeten Blinddarm. Bei einem verstauchten Fuss sehe es jedoch anders aus, so Lüscher: «Ein verstauchter Fuss ist kein lebenswichtiger Eingriff. Das würde also einen Test oder ein gültiges Zertifikat verlangen.»

*Name der Redaktion bekannt

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