Ungenaue SchätzungenSchweizer verkaufen ihr Gold oft zu günstig
52 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben schon mindestens einmal Goldschmuck verkauft. Vor allem, um bei Finanznot schnell Geld zu machen, sagt die Uni St. Gallen.

65 Prozent der Kundinnen und Kunden holten beim Goldverkauf keine Zweitschätzung ein, heisst es in einer neuen Umfrage der Universität St. Gallen.
Tagesanzeiger/Fanconi DorisDarum gehts
Wenn Schweizer Gold verkaufen, setzen sie oft auf unpräzise Schätzmethoden.
Das zeigt eine Umfrage der Universität St. Gallen im Auftrag des Edelmetallhändlers Philoro.
Zwölf Prozent der Befragten geben an, dass der Ankäufer die Preisschätzung bloss mit den Augen oder nach Bauchgefühl gemacht habe.
Über zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer besitzen Schmuck aus Gold, wie eine Umfrage der Universität St. Gallen (HSG) im Auftrag des Edelmetallhändlers Philoro zeigt. Sein Gesamtwert betrage hochgerechnet auf die erwachsene Bevölkerung 17,182 Milliarden Franken. Die Zahl basiert auf Selbstschätzungen der Studienteilnehmenden.
2633 Erwachsene in der Schweiz befragt
Das Institut für Marketing und Customer Insight der Universität St. Gallen hat von August bis September 2633 Erwachsene aus allen Sprachregionen der Schweiz befragt. Die Umfrage sei die erste in der Schweiz, die das Thema «Altgold» empirisch analysiere, sagt die Autorenschaft.
Gold verkaufen, um schnelles Geld zu machen
52 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben laut Umfrage schon mindestens einmal Goldschmuck verkauft. Der Hauptgrund dafür sei, bei finanziellen Engpässen schnell Geld zu machen, gefolgt vom Konsum und Reinvestitionen. 15 Prozent gaben an, Gold zu verkaufen, um neuen Schmuck zu kaufen. Zwölf Prozent brauchten Geld für Ferien, je neun Prozent für ein neues Auto, den Kauf von Aktien oder eine andere Kapitalanlage.
Preisschätzung nach Bauchgefühl
Gefragt nach der Schätzmethode zeigt sich, dass das Wägen mit 41 Prozent dominiert. An zweiter Stelle folgt der Säuretest mit 26 Prozent. Zwölf Prozent der Befragten gaben an, dass der Ankäufer die Preisschätzung bloss mit den Augen oder nach Bauchgefühl gemacht habe.
Die eigentlich präzise Methode der sogenannten Röntgenfluoreszenzanalyse habe nur bei zehn Prozent der Umfrageteilnehmenden stattgefunden. Dabei dient ein Analysegerät der Bestimmung der chemischen Zusammensetzung.
Besitzt du Gold?
Kunden verzichten meist auf Zweitschätzung
Die Vertrauenswürdigkeit habe für die Kundschaft beim Altgold-Verkauf die höchste Priorität, an zweiter Stelle folge die Korrektheit der Schätzung. 65 Prozent der Kundinnen und Kunden holen laut Umfrage trotzdem keine Zweitschätzung ein.
So kriegst du einen guten Preis
«Die Leute wollen zwar einen hohen Ankaufspreis, gleichzeitig verlassen sie sich auf eher unpräzise Schätzmethoden», sagt Christian Brenner, CEO von Philoro Schweiz. Er empfiehlt, auf Händler zu setzen, die die Röntgenfluoreszenzanalyse nutzen. Diese zeige auch auf, wie viel Silber, Platin und Palladium in den Edelmetallen enthalten sei. Diese Bestandteile machten nicht selten zehn Prozent des gesamten Preises aus.
Inflation beeinflusst Goldverkäufe
Der Anteil der Personen, die mindestens einmal Goldschmuck verkauft haben, liegt bei den Männern bei 59 Prozent, bei den Frauen bei 44 Prozent. Unabhängig vom Geschlecht können sich 77 Prozent der Befragten vorstellen, Altgold zu verkaufen. «Es ist anzunehmen, dass die gegenwärtige wahrgenommene Inflation eine Auswirkung auf die Absichten für den Verkauf von Altgold hat», sagt Professor Sven Reinecke von der HSG.
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