Erfolgreiche Singlefrauen«Ich will ein Dating-Portal gründen für Männer, die keine ‹Lappen› sind»
Laut Bianca Praetorius (38) wollen sich Männer nicht auf erfolgreiche Frauen einlassen. Darum will die Deutsche nun eine spezielle Dating-Plattform gründen.
Darum gehts:
«Ich bin umzingelt von klugen, unabhängigen, erfolgreichen, wunderschönen, teils in der Öffentlichkeit stehenden Frauen zwischen 25 und 55, die alles im Leben haben. Well, alles ausser einen Partner an ihrer Seite», schrieb Bianca Praetorius (38) am Montag auf Instagram und hängte einen Aufruf an, in dem sie nach Männern suchte, die erfolgreiche Frauen attraktiv fänden. Die Reaktionen seither seien überwältigend:
Hunderte Frauen hätten sich bei ihr gemeldet, ihre Begeisterung ausgedrückt und ihr Leid geklagt. Nun will Praetorius handeln.
Bianca, wie bist du auf die Idee einer Matchmaking-Agentur für erfolgreiche Frauen gekommen?
Viele meiner Freundinnen haben eigene Unternehmen gegründet oder machen Karriere in Konzernen, in der Politik oder im Sport – und sind Single. Die Dynamik beim Daten scheint immer gleich zu sein: Kaum merkt der Mann, dass die Frau mehr verdient, in der Zeitung über sie berichtet wird oder sie dreimal so schnell Velo fährt wie er, bricht er das Daten ab. Das kann einfach nicht sein, dachte ich. Diese Männer, die «Nicht-Lappen», wie ich sie später genannt habe, die erfolgreiche Frauen toll finden, muss es doch geben. Und so habe ich auf Instagram nach Netzwerken solcher Herren gefragt. Damit habe ich offensichtlich einen Nerv getroffen.
Was waren die Reaktionen deiner Insta-Follower*innen?
Die Resonanz war krass – und hat das Problem schmerzlich bestätigt. Hunderte Frauen haben mir geschrieben, dass sie sich in meinen Schilderungen wiedererkennen und sich sofort bei einer solchen Matchmaking-Agentur anmelden würden. Auch einige Männer haben sich gemeldet und mir geschrieben, dass sie nur wenigen ihrer Freunde zutrauen, mit einer erfolgreichen Frau zusammen zu sein.
Wo liegt denn genau das Problem?
Der Erfolg der Frau senkt in den Augen der Männer deren Attraktivität. In den letzten Jahren entstand ein Mismatch: Das Frauenbild hat sich entwickelt, wir sind heute viel häufiger in Führungspositionen zu finden, während Männern immer noch vermittelt wird, dass sie die Familie ernähren müssten. Sich aus dieser Position herauszuwagen, erfordert viel Mut.
Gab es Reaktionen, die dich besonders überrascht haben?
Ein Hausmann – der übrigens über sein Zuhause-Sein bloggt – riet mir, eine «Männerschule» zu entwickeln: Eine Kurzausbildung, die man dem Partner wie einen Kochkurs zu Weihnachten schenken kann. Das fand ich originell. Andere meinten, Frauen sollen einfach einen mehr als 15 Jahre älteren Mann daten, dann sei der Konkurrenzkampf nicht mehr da. Und wieder andere schrieben mir, man solle sich einfach einen erfolglosen, armen Mann suchen. Doch das kann dann irgendwie auch nicht sein.
Ist es dir egal, wenn dein*e Partner*in erfolgreicher ist als du?
Du schreibst, Männer fühlten sich von erfolgreichen Frauen «entmännlicht». Wieso ist das so?
Wenn Frauen mehr verdienen und Männer gar zuhause bleiben und auf die Kinder aufpassen, fühlen sich viele abhängig und klein gehalten. Hausmann zu sein entspricht für die meisten Jungs nicht einem «coolen», erstrebenswerten und «männlichen» Leben.
Du verwendest den Ausdruck «Lappen». Wie bist du darauf gekommen? Wieso findest du ihn passend?
Für mich drückt er das angemessene Mass an Enttäuschung aus, ohne zu abschätzig zu klingen. Auch ganz viel Wut und Schmerz steckt dahinter. Denn die Strafe, die viele Frauen für ein erfolgreiches Leben zahlen müssen – nämlich allein zu sein – ist hoch.
Wie siehts bei dir persönlich aus?
Ich weiss ganz genau, wie es sich anfühlt, wenn man als Frau in dieser Situation steckt. Bis zu meinem 34. Lebensjahr hatte ich nie eine Beziehung gehabt – ich glaube, aus den bereits erwähnten Gründen. Vor vier Jahren habe ich dann einen Mann kennengelernt, der mit meinem Erfolg umgehen kann. Er ist das Beste, was ich habe. Im Moment ist er zuhause mit unserem einjährigen Kind, während ich gerade in Bangkok an der Uni unterrichte.
Wo verstecken sich Männer wie deiner?
Meiner versteckte sich tatsächlich im Nachbarbezirk in Berlin, aber ich musste anscheinend erst beruflich nach Ghana fahren, um ihn dort zufällig kennenzulernen. Laut der Reaktionen auf meinen Post lassen sich moderne, progressive Männer offenbar in Schweden und Ostdeutschland leichter finden. Die Gesellschaft sei dort anders aufgestellt. Abgesehen davon seien sie in alternativen Kreisen, wie etwa unter Yogalehrern oder Erziehern, anzutreffen. Hinweise zu Männern in der Wirtschaft oder Politik habe ich nicht erhalten – was die Problematik erneut bestätigt hat.
Wie stellst du dir so eine Matchmaking-Agentur vor?
Anfangen würde ich in Deutschland, Österreich und in der Schweiz mit Live-Events. Dann stelle ich mir ein digitales Produkt vor, bei dem im Unterschied zu herkömmlichen Dating-Apps die Singles einen Auswahlprozess durchlaufen müssen. Die App oder ein*e Mitarbeiter*in würde den Kandidat*innen Fragen stellen wie «Was würde das mit dir machen, wenn deine Dating-Partnerin mehr verdienen würde als du?» Alleine sich mit dieser Frage aktiv beschäftigen zu müssen – so erhoffe ich mir – würde die «Lappen»-Dichte auf der Plattform ein wenig reduzieren. Damit alle die gleichen Voraussetzungen haben, würde ich natürlich auch Frauen testen lassen. Mein Traum ist, dass daraus ein globales Produkt wie Tinder wird.
«Unabhängige Frauen lösen bei vielen Männern Verunsicherung aus»
Bist du auch eine dieser Frauen, die erfolgreich im Leben stehen und keinen Partner findet? Bist du ein Mann, der karrieretechnisch nicht zu seiner Partnerin aufschauen möchte? Oder hast du im Gegenteil überhaupt kein Problem damit? Erzähl uns im Formular davon!
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