Unwetter in Deutschland - Warnungen missachtet – Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Landrat von Ahrweiler

Livetickeraktualisiert am Freitag, 6. August, 2021

Unwetter in DeutschlandWarnungen missachtet – Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Landrat von Ahrweiler

Starke Regenfälle haben in Deutschland, Österreich, Belgien und England ganze Ortschaften geflutet. In der vergangenen Woche sind allein in Deutschland mehr als 160 Menschen gestorben. Hier finden Sie alle Infos im Ticker.

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Newsdesk

Die Naturkatastrophe in Deutschland und den benachbarten Ländern nimmt immer grössere Ausmasse an.

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Freitag, 06.08.2021

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdacht auf fahrlässige Tötung

Die Staatsanwaltschaft in der deutschen Stadt Koblenz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Landrat des von der Flutkatastrophe besonders betroffenen Landkreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler, eingeleitet.

Es gehe um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen am Abend des Hochwassers vom 14. Juli, teilte die Behörde am Freitag mit.

Die Zahl der Menschen, die bei der Hochwasserkatastrophe allein im Ahrtal ums Leben kamen, war zuletzt auf 141 gestiegen. Im benachbarten Land Nordrhein-Westfalen kamen bei den Unwettern mindestens 47 Menschen ums Leben. Kritik war laut geworden, Behörden hätten zu spät oder gar nicht vor den ungewöhnlich heftigen Unwettern gewarnt.

Extremer Starkregen hatte am 14. und 15. Juli an der Ahr im Norden von Rheinland-Pfalz eine Flutwelle ausgelöst und weite Teile des Tals unter Wasser gesetzt. Rund 42 000 Menschen sind von den Folgen des Hochwassers betroffen.

(DPA)

Dienstag, 27.07.2021

Städte am Comer See von Schlammlawinen erfasst

Städte am Comer See sind von schweren Schlammlawinen und Überschwemmungen erfasst worden. Brienno am westlichen Ufer war am schwersten von den Verhältnissen am Dienstag betroffen.

via REUTERS

Dort konnten 50 Bewohner nicht ihr Zuhause verlassen, weil ein Erdrutsch ein Gasleck verursachte. Südlich davon in Cernobbio räumte die Feuerwehr ein Mehrfamilienhaus, das von Fluten bedroht war. Die italienische Feuerwehr nahm am See im Norden von Italien mehr als 60 Rettungen vor. Der Comer See ist von Bergen umgeben. Berichte über Todesfälle und Verletzungen gab es nicht.

via REUTERS

Belgien - Überschwemmungen kosteten bisher 41 Menschen das Leben

Die Zahl der Toten durch die Überschwemmungen in Belgien ist auf 41 gestiegen. Zwei Menschen würden nach den Unwettern von Mitte Juli noch vermisst, sagte der Regierungschef der Region Wallonie, Elio Di Rupo. Von den 262 Kommunen der Wallonie würden 202 in einen Katastrophenfonds aufgenommen. «Das zeigt das Ausmass des Dramas», sagte Di Rupo.

Die französischsprachige Region im Süden Belgiens war besonders stark von den Unwettern betroffen. Wie in Deutschland stürzten Häuser ein, Menschen mussten sich auf Dächer retten. Tausende Menschen waren ohne Strom, Trinkwasser musste wegen Verunreinigungen abgekocht werden.

Zwischen Luzern und Langnau BE fahren wieder Züge

Die Zugverbindung zwischen Luzern und Langnau BE konnte wieder aufgenommen werden, wie die Bahnverkehrsinformation mitteilte. Wegen eines Erdrutsches war die Strecke seit Sonntagnachmittag unterbrochen. Es könne aber noch zu Verspätungen und weiteren Zugausfällen kommen.

Montag, 26.07.2021

Londoner Klinik sagt geplante Operationen ab

Nach Schäden durch heftige Regenfälle und Überschwemmungen in London hat ein Krankenhaus alle geplanten Operationen und ambulanten Termine abgesagt. Krankenwagen würden zu anderen Kliniken umgeleitet und die betroffenen Gebäudebereiche gereinigt, sagte eine Sprecherin des Krankenhausbetreibers am Montag. Die Notaufnahme sei aber geöffnet.

Das Unwetter am Sonntag hatte in London zahlreiche Strassen, U-Bahn-Stationen und Unterführungen unter Wasser gesetzt, Busse und Autos steckten fest, Passagiere mussten die Fahrzeuge verlassen. In Teilen der britischen Hauptstadt fiel innerhalb weniger Stunden soviel Regen wie sonst in einem ganzen Monat. Auch in einem zweiten Krankenhaus konnten Patienten wegen der Wassermassen nur eingeschränkt versorgt werden.

Der Wetterdienst warnte am Montag vor weiterem Starkregen in Südostengland sowie Gewittern auch in Mittelengland und Wales. (dpa)

Starkregenfälle in Norddeutschland erwartet

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für Montag vor örtlich extremem Starkregen in Nord- und Nordostdeutschland gewarnt. Im Zuge starker Gewitter bestehe «Unwetterpozential», teilte der DWD am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit.

Lokal seien dabei Regenfälle von 25 bis 40 Litern pro Quadratmeter möglich, teils auch noch extremere Niederschlagsmengen von bis zu 60 Litern.

Betroffen sind nach Angaben des Wetterdiensts Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, das nördliche Brandenburg sowie ein schmaler Streifen im nordöstlichen Niedersachsen.

Parallel erwarteten die Meteorologen auch in Teilen Süddeutschlands schwere Gewitter mit Regenmengen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter, sowie Sturm und Hagel. Dies galt vor allem für das südliche Bayern und östliche Teile des benachbarten Bundeslands Baden-Württemberg. (afp)

Schrottsammler klauen Hausrat von Flutopfern

Erst erlitten sie massive Schäden an ihren Häusern und Wohnungen, nun müssen sie auch noch um ihre Habseligkeiten bangen: Flutbetroffene in Deutschland werden derzeit öfters Opfer von Schrottsammlern, die vor die Tür gestellten Hausrat abzügeln.

Wie Polizeihauptkommissar Marcel Dilling aus Iserlohn dem «Spiegel» sagt, nutzen die Sammler – die oft eigens aus dem Ruhrgebiet anreisen – die Gunst der Stunde und lassen Hausrat mitlaufen, der etwa zum Trocknen rausgestellt wurde. Denn mit Waschmaschinen oder sogar Heizkörpern lasse sich gutes Geld verdienen, sagt er. «Die armen Leute, die eh schon die Kacke am Dampfen haben, müssen sich jetzt auch noch mit den Schrottsammlern herumärgern», so Dilling. «Wir hatten in den vergangenen Tagen schon zwei Dutzend Einsätze deswegen und eine ganze Latte an Anzeigen.»

«Manche Menschen haben keinen Garten und müssen ihre Sachen zum Trocknen vor die Tür stellen. Plötzlich hüpfen drei Leute aus dem Auto und werfen die Sachen in den Laderaum. Da können Kisten mit Familienfotos oder Dokumenten dabei sein. Niemand will, dass so etwas in die falschen Hände gerät», so der Polizist.

«Wir reden hier von Diebstahl», so Dilling. Wer erwischt werde, müsse rasch mit einer Busse «im hohen vierstelligen Bereich» rechnen. Denn die wenigsten der häufig rumänischen Schrottsammler hätten eine Genehmigung für ihr Tun.

Verkehrschaos in London

Heftige Regenfälle und Gewitter haben am Sonntag in London für Verkehrschaos gesorgt. Mehrere Strassen, U-Bahn-Stationen und ein Tunnel wurden wegen Überflutung geschlossen, wie unter anderem die BBC berichtete. Eine Bahnstation der Docklands Light Railway in Stratford stand tief unter Wasser, wie auf Bildern des Senders «Sky News» zu sehen ist. Etliche Videos zeigen ausserdem, wie Busse und Autos von Wassermassen ausgebremst wurden. In vielen Bereichen der Stadt führte das zu grossen Verzögerungen im Verkehr.

Kräftiger Regen sorgte in London für überflutete Strassen. (25. Juli 2021)

Kräftiger Regen sorgte in London für überflutete Strassen. (25. Juli 2021)

AFP

Die Feuerwehr sprach bereits am frühen Abend von mehreren Hundert Anrufen wegen vollgelaufener Keller oder überfluteter Strassen. Die Behörden warnten für mehrere Regionen im Südosten Englands vor weiteren Überflutungen, Bürgermeister Sadiq Khan rief dazu auf, nicht durch die Fluten zu fahren oder zu laufen.

Zwei Krankenhäuser im Osten Londons erklärten im Laufe des Abends, ihre Notaufnahmen seien vom Unwetter beeinträchtigt. Patienten sollten nach Möglichkeit auf andere Kliniken ausweichen.

Ein 28-jähriger Radfahrer sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, er sei in London geboren und aufgewachsen, habe aber so etwas noch nie in der Stadt gesehen. (dpa/roy)

Samstag, 24.07.2021

Über 100 Tote in Indien

Die Zahl der Todesopfer durch Erdrutsche und Überschwemmungen nach Monsun-Regenfällen in Indien ist auf mindestens 115 gestiegen. Die Rettungskräfte hätten bei Einsätzen im Bundesstaat Maharashtra allein 112 Tote geborgen, erklärte die Provinzregierung am Samstag. Im Bundesstaat Karnataka starben nach Behördenangaben mindestens drei Menschen. Insgesamt mussten fast 150'000 Menschen vorsorglich ihre Häuser verlassen.

Die meisten der Todesopfer waren im Bezirk Raigad rund 130 Kilometer südlich von Mumbai, der Hauptstadt des Bundesstaates, zu beklagen. Der anhaltende Starkregen hatte den Fluss Savitri über die Ufer treten lassen. Die Stadt Mahad wurde grösstenteils überschwemmt, alle Zufahrtsstrassen waren blockiert. Bewohner retteten sich in höhere Stockwerke und auf Häuserdächer, um dem Wasser zu entkommen

Belgien: Unwetter schwemmen Autos weg

In Belgien sind bei erneuten Unwettern zahlreiche Autos weggeschwemmt worden. In der Stadt Dinant blockierten die vom Wasser mitgerissenen Fahrzeuge einen Bahnübergang, wie die Nachrichtenagentur Belga am Samstagabend unter Berufung auf das Bahnunternehmen Infrabel berichtete. Der Bahnverkehr sei wegen des Hochwassers Mitte Juli aber bereits eingestellt gewesen. Wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk RTBF berichtete, war auch die Stadt Namur in der gleichnamigen Provinz von Überschwemmungen betroffen.

Ähnlich wie in Deutschland war es auch in Belgien vor gut einer Woche zu heftigem Unwetter mit Todesopfern gekommen. Zahlen von Freitag zufolge starben 36 Menschen, es werden immer noch mehrere Menschen vermisst. (DPA/nsa)

In Rheinland-Pfalz werden Krisengebiete evakuiert

Für den Samstag hat der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung herausgegeben. Betroffen ist auch das Bundesland Rheinland-Pfalz, wo es schon in der vergangenen Woche zu verheerenden Unwettern mit Überschwemmungen gekommen war. Mehrere Menschen starben.

Für die Krisenregionen besteht ein Evakuierungsplan. In den gefährdeten Gebieten Schuld, Insul, Dümpelfeld und Bad Neuenahr werden die Menschen mit Shuttlebussen zu einer Notunterkunft in Leimersdorf gefahren. Darüber berichtet «Focus».

Wie der Katastrophenschutz für das Land Rheinland-Pfalz mitteilte, besteht für das bereits von den Überschwemmungen betroffene Ahrgebiet aber «keine akute Hochwassergefahr». Dennoch müsse dort, wo Teile der Kanalisation zerstört seien, mit einem Einlaufen von Wasser in Kellern gerechnet werden. (AFP/her)

Die Aufräumarbeiten in Bad Neuenahr im Bundesland Rheinland-Pfalz sind noch nicht zu Ende, da nahen schon die nächsten Unwetter.

Die Aufräumarbeiten in Bad Neuenahr im Bundesland Rheinland-Pfalz sind noch nicht zu Ende, da nahen schon die nächsten Unwetter.

Thomas Frey/dpa

Unwetterwarnung

Der Deutsche Wetterdienst gibt eine Unwetterwarnung heraus, die ab 16 Uhr gilt: Er warnt vor schweren Gewittern mit schweren Sturmböen bis zu 100 km/h, mittelgrossem Hagel und auch Starkregen. Die Warnung betrifft vier Bundesländer: Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.

«Durch die hohe Luftfeuchtigkeit kann es regional auch zu Platzregen mit lokaler Überschwemmungsgefahr kommen. In einigen Regionen könnten grösserer Hagel und schwere Sturmböen hinzukommen», schreibt der Wetterdienst.

Starkregen erwartet

Der Deutsche Wetterdienst warnt erneut vor Unwetter mit heftigem Starkregen und Gewittern. Vor allem Baden-Württemberg ist betroffen. Bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von zwei bis drei Stunden seien wahrscheinlich. Auch sei mit bis zu fünf Zentimeter grossen Hagelkörnern und orkanartigen Böen zu rechnen. Die Unwetter werden im Schwarzwald sowie in der Region Tübingen/Reutlingen und Mühlacker erwartet, sowie Pforzheim.

Die Nina-App hat zudem eine Warnung für die Region Bad Neuenahr-Ahrweiler im Bundesland Rheinland-Pfalz herausgegeben. Es bestehe zwar im Moment keine akute Hochwassergefahr für die Ahr, bei Regen muss dennoch mit Oberflächenwasser zu rechnen sein - vor allem an den Orten, an denen Teile der Kanalisation zerstört oder verstopft sind. Dort sei das Risiko besonders hoch.

Auch Strassen und Keller könnten laut der App geflutet werden. Die Region wurde bereits in der vergangenen Woche von den Unwettern heftig getroffen.

Mittwoch, 21.07.2021

Kosten für Schäden belaufen sich auf 5 Mrd. Euro

Die jüngste Hochwasserkatastrophe hat in Deutschland einen Milliardenschaden hinterlassen. Die deutsche Versicherungsbranche rechnet mit versicherten Hochwasserschäden in Höhe von vier bis fünf Milliarden Euro, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Mittwoch mitteilte. Das seien erste vorläufige Schätzungen und sie beträfen nur die Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Schäden in Sachsen und Bayern sind demnach noch nicht in den Schätzungen enthalten.

«Die Schäden dürften sogar noch über denen des August-Hochwassers im Jahr 2002 von 4,65 Milliarden Euro liegen», erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Die Hochwasserkatastrophe gehöre damit «zu den verheerendsten Unwettern der jüngeren Vergangenheit».

Weil die Kommunikation und die Infrastruktur in vielen betroffenen Gebieten derzeit nicht richtig funktionieren, prüfen die Versicherer den Angaben zufolge noch immer die Höhe der Schäden. Eine aktualisierte Schätzung will der Verband in der kommenden Woche veröffentlichen.

Bundesweit sind derzeit zwar fast alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert, wie der GDV ausführte. Allerdings haben nur 46 Prozent der Hausbesitzer den Schutz vor weiteren Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser. Asmussen riet daher zur Überprüfung und Anpassung des Versicherungsschutzes. (afp)

Dienstag, 20.07.2021

Querdenker geben sich in Hochwasser-Gebieten als Polizisten aus

Die Querdenker-Bewegung nutzt die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland für ihre Zwecke. Mitglieder der coronaskeptischen Bewegung geben sich in den Krisengebieten als Polizisten aus, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

In Rheinland-Pfalz warnt die Polizei: «Fahrzeuge mit Lautsprechern, die polizeilichen Einsatzfahrzeugen ähneln, sind im Katstrophengebiet unterwegs. Über die Lautsprecher wird die Falschmeldung verbreitet, dass Polizei- und Rettungskräfte die Anzahl der Einsatzkräfte reduziert.» Die Polizei bezeichnet diese Information als Fake News und versichert: «Wir sind ununterbrochen da!»

Das Medienportal nordbayern.de berichtet, dass die Querdenker die Hochwasser-Katastrophe dazu nutzen wollen, um neue Mitglieder anzuwerben. Dazu wollen die Querdenken sogenannte Leitstellen im Katastrophengebiet einrichten, geplant ist zudem ein Kinderbetreuungszentrum. Im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler, der vom Hochwasser besonders stark getroffen wurde, wollen die Querdenker eine «Einsatzleitstelle der Friedens- und Freiheitsbewegung» einrichten.

Verschwörungstheoretiker Bodo Schiffmann hat auf eigene Faust 400'000 Euro für sein Privatkonto gesammelt. Das Geld will er Betroffenen der Unwetter zukommen lassen. Ähnlich war Schiffmann in der Corona-Krise vorgegangen, behielt damals aber einen Teil der Spenden für sich, indem er sich auf den Standpunkt stellte, es seien «private Schenkungen». Gegen Schiffmann wird derzeit wegen falschen Maskenattesten und Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.

Auch Neonazis sind in den Katastrophengebieten präsent, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet. So mischt der Holocaustleugner und Rechtsextremist Nikolai Nerling, der in den sozialen Netzwerken als «Volkslehrer» bekannt ist, an vorderster Front mit. Er hat sich in einer Leitstelle der Querdenker eingerichtet und weist seine Anhänger per Videoaufruf an, ebenfalls ins Krisengebiet zu kommen – am besten nachts, um zu verhindern, von den Sicherheitskräften weggewiesen zu werden.

Die Neonazis geben sich als «Kümmerer vor Ort» aus. Die Polizei Koblenz teilt mit, gegen sie vorzugehen, sobald sie gegen geltendes Recht verstossen oder die Lage für ihre politischen Zwecke ausnutzen.

Der Hochwasser-Krisenstab von Rheinland-Pfalz bittet eindringlich, von Reisen ins Krisengebiet abzusehen. Die Strassenwege seien oft noch ungesichert und die «wenigen noch intakten Rettungswege müssen unbedingt für die Einsatzkräfte freigehalten werden», so der Krisenstab auf Facebook.

Hier wollen die Querdenker eine sogenannte «Einsatzleitstelle für Friedens- und Freiheitsbewegung» aufbauen: Ahrfeld in Rheinland-Pfalz.

Hier wollen die Querdenker eine sogenannte «Einsatzleitstelle für Friedens- und Freiheitsbewegung» aufbauen: Ahrfeld in Rheinland-Pfalz.

Thomas Frey/dpa

Unwetter-Gefahr steigt

Forscher haben mithilfe von Simulationen an Supercomputern aufgezeigt, wie sich die Gefahr von Unwettern in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird. Ihre Ergebnisse zeigen, dass in Zukunft vermehrt Unwetter, wie sie in den vergangenen Tagen und Wochen in Europa gewütet haben, auftreten werden. In ihrer Studie sprechen die Wissenschaftler aus Grossbritannien und den USA, gemäss den Tamedia-Zeitungen, von einer Steigerung um den Faktor 14 gegenüber heute.

imago images/Future Image

Grund dafür, dass sich in Zukunft vermehrt Tiefdruckzellen, wie sie in den vergangenen Tagen und Wochen in Deutschland und Belgien für Unwetter sorgten, bilden könnten, ist demnach die Erderwärmung. Wärmere Luft kann mehr Wasser aufnehmen. Sich langsam fortbewegende Tiefdruckzellen würden diese künftig vermehrt aufnehmen und innerhalb kürzester Zeit riesige Wassermassen produzieren.

Der zentrale Mittelmeerraum werde besonders betroffen sein. Vor allem im Herbst könne es zu Unwettern kommen. Um gegen die drohende Gefahr anzukämpfen, müsse die Emission von Treibhausgasen unbedingt reduziert werden, fordern die Wissenschaftler.

Merkel reist nochmals in die Katastrophengebiete

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel macht sich an diesem Dienstag (11.55 Uhr) ein Bild von der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der zugleich Unionskanzlerkandidat ist, kommt sie nach Bad Münstereifel. Der Ort im Kreis Euskirchen ist von dem Unwetter der vergangenen Tage heftig betroffen. Merkel spricht mit Vertretern von Hilfsorganisationen sowie Helferinnen und Helfern. Nach einem Treffen mit betroffenen Bürgern steht ein Gang durch das Gebiet auf dem Programm.

Merkel war am Wochenende in Rheinland-Pfalz und hatte sich dort mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Bild von der Lage im Hochwassergebiet rund um Adenau gemacht. Der Bundespräsident war bereits am Samstag nach NRW gekommen: Frank-Walter Steinmeier hatte sich auf Einladung von Laschet die Situation im vom Hochwasser zerstörten Erftstadt angeschaut. Dort hatte im Stadtteil Blessem ein gewaltiger Erdrutsch Strassen und Häuser mitgerissen. Die Abbruchkante am Rand des Kraters galt zuletzt weiter als Risikozone. (DPA)

Behörden warnen vor Corona-Ausbreitung

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wächst die Angst vor einer Corona-Ausbreitung in den Katastrophengebieten. «Derzeit kommen viele Menschen auf engstem Raum zusammen, um die Krise gemeinsam zu bewältigen. Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigung der Katastrophe nicht zu einem Superspreader-Event wird», sagte David Freichel vom Corona-Kommunikationsstab der Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Das Landesgesundheitsministerium bereitet deshalb laut Freichel in Absprache mit den Behörden der betroffenen Landkreise eine Sonder-Impfaktion in den Katastrophengebieten vor. Viele Rettungskräfte hätten bereits den vollen Impfschutz.

Auch das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen warnte vor einem steigenden Infektionsrisiko in den Hochwassergebieten. «Eine erhöhte Gefahr der Ausbreitung von SARS-CoV-2 könnte sich vor allem durch die Unterbringung von Personen in Notunterkünften entwickeln», teilte das Ministerium in Düsseldorf laut RND mit. Die Gefahr könne aber mit Tests, Masken und Lüften reduziert werden.

«In den Notunterkünften wurde vielfach bereits medizinische Versorgungsstruktur etabliert», erklärte das Ministerium. Zusätzlich bereiteten den Behörden die zusammengebrochene medizinische Infrastruktur, etwa durch zerstörte Hausarztpraxen, Sorgen. (AFP)

Deutschland: 2 Milliarden Euro Schaden an Bahn und Strassen

Die durch die Hochwasser-Katastrophe bei der Bahn und an den Strassen angerichteten Schäden liegen nach ersten Schätzungen des Bundesverkehrsministeriums bei fast zwei Milliarden Euro. Allein im Schienennetz der Deutschen Bahn und an den Bahnhöfen seien demnach Schäden von rund 1,3 Milliarden Euro entstanden, berichtete die «Bild»-Zeitung. Es seien viele Strecken betroffen und teils auf bis zu 25 Kilometer Länge von den Wassermassen unterspült worden.

Auch an Strassen und Autobahnen seien Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro entstanden, hiess es in dem Bericht weiter unter Berufung auf interne Schätzungen des Ministeriums. In den Hochwasser-Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen müssten Brücken, Gleise, Strassen und Mobilfunkmasten schnellstmöglich wieder instand gesetzt werden.

Dem Bericht zufolge könnten 300 Behelfsbrücken des Bundes in unterschiedlicher Grösse bei Bedarf schnell in den Krisenregionen aufgebaut werden. Auch die Bahn will demnach eigene Behelfsbrücken einsetzen, damit die Züge wieder fahren können. (AFP)

Montag, 19.07.2021

Am Freitag rollen neue Unwetter an

Nach der Unwetterkatastrophe hat sich die Lage in den betroffenen Regionen im Westen Deutschlands stabilisiert. Jedoch sind bereits neue Unwetter für Freitag angekündigt. «Was da genau passiert müssen wir allerdings noch abwarten, sagt Meteorologe Dominik Jung gegenüber «Bild». «Auf jeden Fall gibt es wieder Schauer und Gewitter, teilweise auch Unwetter und das auch in den Katastrophengebieten.»

Die Aufräumarbeiten schritten am Montag voran, nach wie vor galt allerdings eine grosse Zahl an Menschen als vermisst. Die Polizei in Koblenz sprach von etwa 170 Vermissten in Rheinland-Pfalz. Die Zahl der Toten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erhöhte sich auf mindestens 164.

Im besonders betroffenen Kreis Ahrweiler stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben der Polizei in Koblenz auf 117. In dem Kreis erhöhte sich demnach zudem die Zahl der Verletzten auf 754. In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Toten nach Angaben von Landes-Innenminister Herbert Reul (CDU) im dortigen Hochwassergebiet auf 47 Tote. Damit gibt es insgesamt 164 bestätigte Todesfälle. (kat/AFP)

In Rheinland-Pfalz stappeln sich die Trümmer. Die deutsche Regierung versprach am 19. Juli 2021, die Unterwasserwarnsysteme des Landes zu verbessern.

In Rheinland-Pfalz stappeln sich die Trümmer. Die deutsche Regierung versprach am 19. Juli 2021, die Unterwasserwarnsysteme des Landes zu verbessern.

AFP

Deutschland wurde gewarnt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums bereits zwei Tage vor dem Unwetter im Westen Deutschlands die zuständigen Stellen verständigt. Der DWD habe am Montagmorgen, dem 12. Juli um 06.00 Uhr «über die bevorstehenden Starkregenereignisse informiert», teilte ein Ministeriumssprecher am Montag mit. «Diese Information ging an die zuständigen Katastrophenschutzstellen der Länder, Landkreise und Kommunen.» Die konkret daraus abzuleitenden Schutzmassnahmen seien jeweils von den Einsatzkräften vor Ort zu treffen.

Der Sprecher betonte, dass in Deutschland für die Warnung vor extremen Wettereignissen mit seinen amtlichen Unwetterwarnungen der DWD zuständig sei. Diesem Auftrag sei der Wetterdienst «nachvollziehbar nachgekommen».

In der vorangegangenen Regierungs-Pressekonferenz war gefragt worden, wann die Bundesregierung von dem europäischen Frühwarnsystem Efas (European Flood Awareness System) über die bevorstehenden Unwetter informiert worden sei. Der Ministeriumssprecher verwies darauf, dass Efas auf Basis der mittelfristigen Vorhersage von 14 Tagen zentral für alle europäischen Länder Warnungen erstelle. «Dabei handelt es sich um eine regionale Frühwarnung», so der Sprecher. Diese würden mit kurzfristigen Modellen der einzelnen Mitgliedstaaten weiterverfolgt und konkretisiert. (AFP)

Mobilfunknetz lückenhaft

Nach den extremen Unwettern im Südwesten Deutschlands in der vergangenen Woche ist das Mobilfunknetz in den betroffenen Gebieten noch immer lückenhaft. Der grösste deutsche Mobilfunkanbieter Vodafone erklärte am Montag, dass noch ein Sechstel der Funkstationen vom Netz abgeschnitten sei. Viele Standorte seien vom Hochwasser stark beschädigt oder völlig zerstört worden. Vodafone äusserte sich hoffnungsvoll, dass eine Grundversorgung im gesamten Katastrophengebiet noch in der laufenden Woche wiederhergestellt werden könne.

Um auch die noch immer vom Mobilfunknetz abgeschnittenen Kunden zu erreichen, würden derzeit mobile Basistationen auf Spezialtransportern in das Krisengebiet gebracht, erklärte der Vodafone-Sprecher weiter. Als Soforthilfe stelle Vodafone seinen Kunden ausserdem 100 Gigabyte Datenvolumen auf ihren Handys zur Verfügung. (AFP)

Krankheiten drohen

Jetzt vermischen sich in den von den Unwettern getroffenen Gebieten in Deutschland Trink- und Abwasser. Dies, weil fast das gesamte Abwassersystem zerstört sei. «Damit ist die grosse Gefahr gegeben, dass sich die Leute an nahezu allem anstecken können, rein theoretisch können da sogar Cholera und Poliomyelitis dabei sein», sagt Hygieniker Klaus-Dieter Zastrow zur «Bild». «Man muss mit allen Krankheiten rechnen.» Die Versorgung mit Trinkwasser sei jetzt äusserst wichtig.

AFP

Hochwasserlage in Bayern entspannt sich

Die Lage in den Hochwassergebieten Bayerns hat sich leicht entspannt. In Passau lag der Pegel der Donau am Montagmorgen bei 8,18 Metern und damit unterhalb der höchsten Hochwasserwarnstufe von 8,50 Metern. Eine Entwarnung gibt es aber noch nicht für alle Städte. Neuburg an der Donau ist zum Beispiel weiter vom hohen Wasserstand bedroht.

Auch im besonders stark von Unwettern getroffenen Berchtesgadener Land konnten die Menschen etwas aufatmen. «Die Nacht verlief ruhig», hiess es bei der Feuerwehr. Bis auf einzelne kurze Schauer soll es in den kommenden Tagen trocken bleiben, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Neue Unwetter seien keine in Sicht.

(DPA)

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