Erste BilanzUnwetterschäden gehen in die Millionen
Einen Tag nach den heftigen Gewittern wird in der Ostschweiz aufgeräumt. Währenddessen gehen immer neue Schadensmeldungen ein.
Nach den heftigen Gewittern vom Sonntagabend sind im Kanton Thurgau die Aufräumarbeiten in vollem Gange. (Video: Michael Fischer/Vincent Freigang)
Nach dem heftigen Gewitter vom Sonntagabend sind die wegen Überflutungen und Geröll zeitweise gesperrten Fahrbahnen der Autobahn A1 bei Wil SG um 5 Uhr früh wieder für den Verkehr freigegeben worden. Bisher gingen 340 Schadensmeldungen aus Wil und Umgebung ein.
Besonders betroffen vom Unwetter waren die Stadt Wil sowie die Gemeinden Rickenbach, Wilen und Braunau. Verschiedene Unterführungen sowie zahlreiche Keller standen voll Wasser, Fahrzeuge wurden weggeschwemmt.
Auch in Bronschhofen SG sind die Schäden deutlich. Bei einer Umfrage unter den älteren Feuerwehrleuten konnte sich niemand an ein ähnliches Ereignis mit derart vielen Schadensmeldungen erinnern, erklärt Stefan Hauser vom Regionalen Führungsstab Wil im Interview mit 20 Minuten. Das Wasser habe sich einfach einen neuen Weg gesucht. «Wenn Wasser konzentriert auftritt, hat Beton oder Teer nicht viel entgegenzusetzen.»
Bisher keine Kenntnisse über Verletzte
Auf der Autobahn A1 auf der Höhe von Wil war die Fahrspur in Richtung Zürich von rund 250 Kubikmetern Geröll bedeckt, das stellenweise 50 bis 60 Zentimeter hoch lag. Mittlerweile habe man die Fahrbahn räumen können, heisst es in einer Mitteilung des Regionalen Führungsstabs vom Montag.
Auf kantonalen und kommunalen Strassen wird der Verkehr noch punktuell durch Wasser und Geröll behindert. Die Aufräumarbeiten werden fortgesetzt. Die Dauer lasse sich nicht abschätzen, weil immer wieder neue Schadensmeldungen einträfen. Nach bisherigem Kenntnisstand seien keine Personen zu Schaden gekommen.
Auch im Aargau kam es aufgrund des Regens zu Verkehrsbehinderungen. So konnte die A1 bei Oftringen Richtung Bern für mehrere Stunden nur einspurig befahren werden, da Wasser auf die Überholspur geriet, wie die Kapo Aargau mitteilt. Dabei kam es zu rund drei Kilometern Rückstau. Bereits am Sonntagabend hatte das Tempo auf der A1 bei Safenwil reduziert werden müssen. Insgesamt gingen bei der Notrufzentrale 118 im Kanton Aargau über 50 Meldungen ein.
Versicherungen im Dauerstress
Währenddessen laufen bei den Versicherungen die Drähte heiss. Vor allem Keller waren betroffen, sagt Fredy Weber, Leiter Versicherungs- und Schadendienst der Gebäudeversicherung Thurgau. Das Problem: In vielen Kellern stehen Heizungen, Waschmaschinen und Tumbler.
Doch auch sonst steht den Hausbesitzern einiges bevor. Die Räume müssen entfeuchtet werden. Je nachdem wie gross der Schaden ist, sind Maler oder gar Renovationsarbeiten nötig. «Wir rechnen mit Millionenschäden», so Weber. Bis Montagnachmittag seien mehrere Hundert Meldungen eingegangen, laufend kämen neue dazu.
Ins BE litt besonders stark
Bei der Aargauischen Gebäudeversicherung haben sich bereits rund 70 Personen gemeldet, deren Häuser wegen des Unwetters Schäden erlitten hatten, sagt Peter Schiller, Leiter der Abteilung Gebäudeversicherung. Insgesamt dürfte diese Zahl in den nächsten Tagen auf 100 bis 150 Meldungen steigen. «Wir schätzen den Schaden auf rund 400'000 bis 600'000 Franken.»
Auch in Bern hat das Unwetter gewütet. In Ins im Berner Seeland erlitten besonders viele Gebäude Schäden. Über die Hälfte der 150 bisher eingegangenen Meldungen stammen aus der Gemeinde, erklärt Stephanie Kriesel, Sprecherin der Gebäudeversicherung Bern. Auch hier waren hauptsächlich Keller und Garagen betroffen. Die Schadenssumme wird auf rund 2,5 Millionen Franken beziffert. Bereits vergangene Woche zog ein heftiger Hagelzug über den Kanton Bern. Nun hofft man laut Kriesel, dass etwas Ruhe einkehrt. (vro/sda)