High Heels: Vom Schlachtfeld auf den Laufsteg

Bei High Heels denken viele an glamouröse Models, ausgefallene Mode, besondere Anlässe oder ganz einfach an höllisch schmerzende Füsse. Krieg dürfte in diesem Zusammenhang den wenigsten in den Sinn kommen. Doch genau dort haben Schuhe mit Absätzen ihren Ursprung.

Die ersten verbürgten Nutzer von Schuhen mit hohen Absätzen waren persische Reitersoldaten im zehnten Jahrhundert. Um im rasenden Galopp Pfeile treffsicher abschiessen zu können, brauchten sie einen sicheren Stand in den Steigbügeln. Dafür nutzten sie Schuhe mit Absätzen, die verhinderten, dass ihre Füsse aus den Steigbügeln glitten.

Es waren auch die Perser, die die hochhackigen Schuhe nach Europa brachten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereisten Gesandte von Schah Abbas I. den Kontinent, um die blühenden Handelsbeziehungen zu vertiefen. Dabei sorgten ihre Schuhe mit etwa 2,5 Zentimeter hohen Absätzen für Begeisterung an den europäischen Höfen.

Europas Aristokraten fanden schnell Gefallen an dem neuartigen Schuhwerk. Hohe Absätze wurden zum Statussymbol für adlige Männer. Sie zeigten damit, dass sie sich Reitpferde leisten konnten, über militärisches Können verfügten und keine körperliche Arbeit verrichten mussten und daher auch nicht auf praktisches Schuhwerk angewiesen waren. Dabei galt: Je höher der Absatz, desto blaublütiger der Träger.

Der wohl berühmteste High-Heel-Träger war Ludwig XIV. von Frankreich (1638 bis 1715), der als Sonnenkönig in die Geschichte einging. Er war von eher kleinem Wuchs und nutzte die Absätze, um grösser und damit mächtiger zu erscheinen. Seine Absätze sollen bis zu 15 Zentimeter hoch gewesen sein und niemand durfte am Hof höhere tragen. Seine Absätze waren überwiegend rot, wovon sich im 20. Jahrhundert der Schuhdesigner Christian Louboutin inspirieren liess.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begannen schliesslich auch Frauen, hochhackige Schuhe zu tragen. In den folgenden Jahrzehnten wurde es zur gesellschaftlichen Norm, dass Männer breite Absätze trugen, während jene der Damen dünner und höher wurden. Im Zuge des Zeitalters der Aufklärung gerieten hochhackige Schuhe bei Männern aus der Mode. Nun wurde von ihnen erwartet, dass sie als Wesen der Vernunft auch vernünftige Schuhe trugen.

Den vorläufigen Todesstoss versetzte die Französische Revolution den High Heels. Extravagante höfische Mode war out, Männer und Frauen setzten in der Folge auf flache Schuhe. Eine Ausnahme waren Reiterstiefel, woraus in Nordamerika der Cowboystiefel entstand, wie man ihn bis heute kennt.

Ab 1860 kamen High Heels für Frauen wieder in Mode. Mit dem Aufkommen der Fotografie wurden High Heels erstmals auch zum erotischen Accessoire. In frühen Aktfotografien trugen die Models auffallend oft Schuhe mit hohen Absätzen. Ein Trend, der sich mit den Pin-up-Girls der 1940er-Jahre fortsetzte, die fast ausschliesslich mit gefährlich hohen Absätzen gezeigt wurden.

In den 1950er-Jahren wurde schliesslich der superdünne Stiletto-Absatz erfunden, womit die Entwicklung des Absatzschuhs vom militärischen Kleidungsstück persischer Reitersoldaten zum ultimativen Symbol weiblicher Sexualität ihren vorläufigen Abschluss fand.