US-EinwanderungspolitikAus Angst vor Abschiebung: «Meine Schüler fehlen im Unterricht»
In den USA breitet sich wegen Abschiebe-Razzien Angst in der Latino-Community aus: Eltern trauen sich nicht mehr, ihre Kinder von der Schule abzuholen, Geschäfte und Fabriken stehen leer.
Darum gehts
In den USA haben viele Migrantenfamilien Angst vor Abschiebungen unter Präsident Trump.
Auch in Krankenhäusern, Kirchen und Schulen dürfen Menschen nun verhaftet werden. Lehrerinnen erzählen unter Tränen von ihren Erfahrungen.
Schulen in Denver melden, dass viele hispanische Kinder dem Unterricht fernbleiben.
In migrantisch geprägten Vierteln bleiben Geschäfte leer, weil viele Menschen sich verstecken.
Berichte über willkürliche Verhaftungen sorgen für zusätzliche Unsicherheit.
Eine Primarlehrerin erzählt mit Tränen in den Augen, dass ihre hispanischen Schülerinnen und Schüler im Unterricht fehlen. Und wenn sie doch zur Schule kommen, dann werden sie nicht von ihren Eltern abgeholt. «Sie wissen teilweise nicht, wer genau kommt, nur, dass es nicht Mama oder Papa ist.»
Denn in den USA – vor allem in der Latino-Community – geht die Angst um, seit US-Präsident Donald Trump massenhaft Abschiebe-Razzien angeordnet hat. Sogar in Krankenhäusern, Kirchen und Schulen dürfen neu Menschen von Agenten der US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) verhaftet werden – das galt lange als Tabu.
Anwesenheit an Schulen bricht ein
Die öffentlichen Schulen in Denver im Bundesstaat Colorado verzeichneten in der vergangenen Woche an Schulen, in die viele Schülerinnen und Schüler aus Migrantenfamilien kommen, einen Rückgang der Anwesenheit um zehn Prozent oder mehr. Eltern haben Angst um ihre Kinder, aber auch Kinder um ihre Eltern. Ein Teenager fragt auf Tiktok, ob er der Einzige sei, der sich in der Schule nicht mehr konzentrieren könne, weil er Angst habe, dass seine Eltern währenddessen deportiert würden.
Diese Angst lähmt auch ganze Viertel. Auf Tiktok posten Mitarbeitende einer Baumarktkette menschenleere Gänge. Auch auf den Parkplätzen draussen ist kaum etwas los. Normalerweise würden dort unzählige Tagelöhner nach Arbeit suchen. In einer Fabrik im Bundesstaat Illinois seien nur zehn der üblichen 40 bis 50 migrantischen Arbeiterinnen und Arbeiter zu ihrer Schicht aufgetaucht, schreibt «The Chicago Tribune». In einem Friseursalon in Los Angeles soll an einem normalerweise geschäftigen Abend nur einer der zehn Stühle besetzt gewesen sein, wie die «New York Times» berichtet.
Auch Staatsbürger werden ins Visier genommen
Auf Telemundo, einem puertoricanischen Fernsehsender, erzählt eine Frau, die anonym bleiben möchte, wie sie, ihre Mutter und ihr Kleinkind verhaftet wurden. Sie seien alleine aus dem Grund mitgenommen worden, weil sie Spanisch sprachen. Erst später habe die Frau auf Englisch erklären können, dass sie aus Puerto Rico stammten und deshalb US-Staatsbürger seien. Auch andere Menschen berichten in den US-Medien von willkürlichen Verhaftungen.
Deshalb gibt es in den sozialen Medien Videos, die noch einmal eindringlich erklären, wie man sich am besten verhalten solle, wenn auf einmal die ICE vor der Türe stehe. Denn oft würden Tricks angewendet, um die Leute vor die Türe zu locken. Auch Lehrerinnen, Krankenpfleger und Kirchenangestellte versuchen, den Einwanderinnen und Einwanderern Sicherheit zu vermitteln, indem sie erklären, der Behörde den Zugang verweigern zu wollen, solange diese keinen Haftbefehl hat.
Darum wurde das Kommentarfeld deaktiviert
Wir wissen, wie wichtig es ist, eure Meinung zu teilen. Leider müssen wir die Kommentarspalte bei diesem Artikel geschlossen lassen. Es gibt Themen, bei denen wir wiederholt Hasskommentare und Beleidigungen erhalten. Das bedauern wir sehr. Bei Storys rund um Todesfälle, Verbrechen und Unglücke verzichten wir ebenfalls auf die Kommentarfunktion.
Uns ist der Austausch mit euch enorm wichtig – er ist ein zentraler Bestandteil unserer Plattform und ein wesentlicher Baustein einer lebendigen Demokratie. Deshalb versuchen wir die Kommentarspalten so oft wie möglich offenzuhalten.
Ihr habt es selbst in der Hand: Mit respektvollen, konstruktiven und freundlichen Kommentaren tragt ihr dazu bei, dass der Dialog offen und wertschätzend bleibt. Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch in der nächsten Kommentarspalte!
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.