US-Wahlen«Besorgt Verhütung, solange ihr könnt»: Frauen wegen Trump in Panik
Nach dem Sieg Donald Trumps wächst die Sorge bei amerikanischen Frauen um ihr Recht am eigenen Körper. Sie werden aktiv – und geben sich Verhütungstipps.
Darum gehts
Nach Donald Trumps Wahlsieg wächst bei amerikanischen Frauen die Sorge um ihre Körperrechte.
Auf Tiktok geben Frauen Verhütungstipps, um sich vor möglichen Einschränkungen zu schützen.
Europäische Politikerinnen zeigen Solidarität und unterstützen ihre «amerikanischen Schwestern».
Donald Trump gelang ein Erdrutschsieg. In mehreren Staaten, darunter Florida und Nebraska, wurden zudem die Abtreibungsrechte stark eingeschränkt. Weiter kippte der Senat in eine republikanische Mehrheit – das Repräsentantenhaus könnte folgen. Hier sind noch nicht alle Stimmen ausgezählt.
Diese Entwicklungen veranlassen Amerikanerinnen, aktiv zu werden: Auf Tiktok werden seit Mittwoch Hunderte Videos geteilt, die Frauen in den USA dazu aufrufen, sich schnellstmöglich um ihre Verhütung zu sorgen. Die Sorge nach einem nationalen Abtreibungsverbot wächst – obwohl Donald Trump in den vergangenen Monaten wiederholt behauptet hatte, kein solches einführen zu wollen.
«Ihr werdet niemals Kontrolle über euren eigenen Körper haben»
Viele scheinen ihm das jedoch nicht zu glauben. Angeheizt wird die Angst weiter durch Männer am rechtsextremen Rand. So prahlte etwa der bekannte White-Supremacy-Anhänger Nick Fuentes, der am Sturm auf das Kapitol 2021 beteiligt war und sich schon mit Donald Trump zum Abendessen traf, in einem Livestream: «Wir Männer gewinnen wieder – und ja, wir kontrollieren eure Körper. Wir werden euch für immer unterdrücken, ihr werdet niemals Kontrolle über euren eigenen Körper haben. Eure Körper, unsere Wahl!» Einige Männer haben auch angefangen, ähnliches unter Tiktok-Videos von Frauen zu kommentieren: «Wir besitzen eure Körper jetzt», heisst es etwa.
Auf der sozialen Plattform teilen Frauen nun ihre Gedanken und Vorhaben bezüglich Verhütung – und geben Tipps. Eine Userin erklärt: «Die Kupferspirale hält zehn Jahre, eine hormonelle hält drei bis sieben Jahre. Geh dir einen Termin machen! Wenn du eine Frau in Amerika bist, weisst du, was du zu tun hast.» Andere Userinnen weisen darauf hin, dass die Pille danach eine Haltbarkeit von vier Jahren habe.
Eine weitere Tiktokerin warnt: «Löscht die Apps, mit denen ihr eure Menstruation trackt. Als nächstes, holt euch die Pille danach – und behaltet sie zu Hause, auch wenn ihr sie derzeit nicht braucht. Organisiert irgendeine Form von Verhütung, auch wenn ihr gerade nicht sexuell aktiv seid. Und aus Sicherheitsgründen rate ich euch – werdet nicht schwanger. Ich hätte gerne eines Tages eine Familie, aber dieser Traum flog gerade aus dem Fenster. Ich werde nie ein Kind in den USA haben.» Weiter rät die Userin dazu, nicht zu heiraten – sie sorgt sich davor, dass in Zukunft Scheidungen für Frauen erschwert werden könnten.
«Ich will ein Baby, aber ich will nicht sterben»
Unter den Videos sammeln sich – nebst Kommentaren, die sich über die Userinnen lustig machen – auch viele Kommentare von Frauen, die die Sorgen zu teilen scheinen. Eine Nutzerin kommentiert: «Ich erwäge wirklich, mir eine Spirale einsetzen zu lassen – obwohl ich in der stabilsten, wundervollsten und liebevollsten Beziehung mit einem Mann bin, der genauso verärgert ist wie ich. Ich will ein Baby, aber ich will nicht sterben.»
Eine weitere ergänzt: «Ich bin heute Morgen aufgewacht, habe die Wahlergebnisse gesehen und einen Termin für das Einsetzen der Spirale gebucht. Es braucht einen Plan wie diesen, damit wir alle sicher bleiben können.»
«Amerikanische Schwestern, ihr seid nicht alleine»
Unterstützung erhalten Amerikanerinnen von europäischen Parlamentarierinnen: Mehrere Politikerinnen aus Belgien, Norwegen und Finnland haben Videos von sich geteilt, in dem sie mit verschränkten Armen posieren und versprechen: «Liebe amerikanische Schwestern: Ihr seid nicht alleine – wir stehen mit euch.»
Das Video wird auf Tiktok rege geteilt – unter anderem zur Aufmunterung. Im Lied, das im Hintergrund des Videos spielt, singt der Künstler: «Falls wir untergehen, gehen wir gemeinsam unter.»
Abtreibungsverbot und Scheidungsverschärfung?
Recht auf Abtreibung
Trump-Kritiker befürchten, dass der künftige Präsident ein nationales Abtreibungsverbot durchsetzen könnte. Trump selbst hat dies mehrfach bestritten, betont aber, «sehr stolz» darauf zu sein, das nationale Recht auf Abtreibung gekippt zu haben. Stattdessen spricht er sich dafür aus, dass die Entscheidung bei den Bundesstaaten liegt, Abtreibungen zu verbieten – was viele bereits umgesetzt haben. In fast allen Südstaaten gilt ein absolutes Verbot, während Florida, Georgia und South Carolina Abtreibungen ab sechs Wochen verbieten. Andere Staaten haben Begrenzungen auf zwölf oder 18 Wochen festgelegt.

Erschwerte Scheidungen
Die Abschaffung der sogenannten «No-fault divorce» – einer Scheidung, bei der keiner der beiden Parteien ein Fehlverhalten nachweisen muss – steht zwar nicht im «Project 2025». Doch im Plan wird die Ehe als zentralster Pfeiler der Gesellschaft bezeichnet, noch vor Familie, Arbeit und Kirche. Laut dem Magazin «Time» verfolgen jedoch viele Berater des Projekts das Ziel, die heutige Scheidungspraxis zu ändern. Auch der zukünftige Vizepräsident J.D. Vance bezeichnete die schuldlose Scheidung in einem Interview als «Trick der sexuellen Revolution». Früher benötigten Scheidungen nachweisbare Vertragsbrüche wie Untreue oder Grausamkeit, um gerichtlich genehmigt zu werden.
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