US-WahlkampfDas war das TV-Duell: «Der alte Mann gegen den Hochstapler»
Die erste Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump läuft unter neuen Regeln und verspricht hitzige Diskussionen – auch um das hohe Alter der beiden.
Die Debatte im Livestream. Kommentare und Einordnungen gibt es unten im Ticker.
CNNDarum gehts
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag findet die erste TV-Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump statt.
20 Minuten tickert live: Um kurz vor drei Uhr morgens gehts los.
Inhaltlich wird es vor allem um Immigration, Wirtschaft, Kriminalität, Abtreibung und die Wahrung demokratischer Standards gehen, wie Experten vermuten.
Eine Frage stellt sich im Vorfeld besonders: Inwiefern wird sich das hohe Alter der beiden Kandidaten bemerkbar machen?
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«Der alte Mann gegen den Hochstapler»
90 Minuten lang haben Joe Biden und Donald Trump über die grossen Wahlkampfthemen debattiert. Insgesamt sprach Biden gut 36 Minuten, Trump hingegen sprach 41 Minuten lang. Das hat die New York Times analysiert.
Verhalten:
Als erstes fiel auf: Biden und Trump haben sich nicht die Hand gegeben, als sie die Bühne betraten. Auch bei der letzten Debatte im Jahr 2020 war da schon so. Damals war dies aber auch eine Vorgabe aufgrund der Corona-Pandemie. Auch während der gesamten Debatte war der Ton angriffig: Biden attackierte seinen Gegner während 13 Minuten, Trump nutze 18 Minuten seiner Redezeit für Angriffe.
Themen:
Wie erwartet ging es vor allem um die Themen Wirtschaft, Immigration, Demokratie, den Sturm aufs Kapitol, die Klimakrise, Abtreibungsrechte und das Alter der beiden. Aber auch die Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung, die Opioidkrise und Kinderbetreuungskosten wurden thematisiert – zumindest von Biden. Trump setzte immer wieder während der Debatte seine eigenen Punkte und antwortete gar nicht oder erst spät auf die Fragen der Moderatoren.
Schluss-Statements:
Am Ende folgen die jeweiligen Statements der Kandidaten. Biden beginnt und sagt, dass ihm sein Vorgänger ein «Debakel» hinterlassen habe. Gleichzeitig versprach er, die Kinderbetreuung zu fördern, Bleirohre zu reinigen und die Inflation zu senken, falls er eine zweite Amtszeit im Weissen Haus erhalte. Auch für ein gerechtes Steuersystem müsse gesorgt werden. Zur Wirtschaft sagte Biden: «Wir werden weiter dafür kämpfen, die Inflation zu senken.»
Donald Trump wandte sich in seinen abschliessenden Erklärungen an die Wählerinnen und Wähler und hob seine Bilanz während seiner ersten Amtszeit als Präsident hervor. «Wir haben das Militär wiederaufgebaut und wir haben die größte Steuersenkung in der Geschichte», sagte Trump. Der ehemalige Präsident nannte Biden einen «Jammerlappen» und sagte, er «tue nichts». Er griff Bidens Grenzpolitik und seinen Umgang mit dem Abzug aus Afghanistan an.
Fazit der Analysen:
Am Ende der Debatte sind sich die meisten Analysten und Experten einig: Trump stellte wilde Behauptungen auf und machte immer wieder falsche Aussagen, sagt Michael D. Shear, der New-York-Times-Korrespondent im Weissen Haus. Bidens Auftritt dagegen sei schmerzhaft gewesen, wie der CNN-Kommentator Van Jones sagt. «Ich liebe Biden, ich habe für Biden gearbeitet, er hat sich gar nicht gut geschlagen.» Am Ende fasst er die Debatte so zusammen: «Der alte Mann gegen den Hochstapler.»
Das Duell in Bildern:
Die Debatte ist zu Ende
Jetzt wird auf CNN analysiert und Factchecking betrieben. Trump habe unzählige Male gelogen und «die Factchecking-Maschine zerstört». Die Demokraten sind dagegen besorgt über Bidens Performance. Er habe alt und etwas orientierungslos gewirkt. «Die Demokraten waren vor diesem Duell nervös, jetzt sind sie in Panik», sagt jemand in der CNN-Analyse.
Jetzt kommen die Schluss-Statements
Nach der zweiten Werbeunterbrechung folgen nun die Schlusspunkte der Kandidaten.
Biden beginnt. Er geht vor allem auf das Gesundheitswesen ein. Er sagt, dass er die Insulinpreise von 400 Dollar auf 35 Dollar heruntergebracht habe. Ausserdem werde er die Steuern im Gegensatz zu Trump nicht erhöhen.
Trump wählt eine angriffigere Taktik und wirft Biden vor, sich nur zu beklagen, aber nichts zu tun. Niemand respektiere ihn. Trump hingegen habe Jobs geschaffen und das Militär wieder aufgebaut. Jetzt sei die USA eine scheiternde Nation, aber er wird sie wieder gross machen.
Wird Trump das Resultat akzeptieren, egal wie die Wahl ausfällt?
Natürlich sei politische Gewalt inakzeptabel, sagt Trump. Danach geht auf den Sturm aufs Kapitol ein und will seine Version der Ereignisse darlegen: «Die Polizei hat die Demonstrierenden hineinbegleitet.»
Die Moderatorin fragt Trump noch einmal ob, er die Resultate akzeptieren werde. Wenn es eine faire Wahl sei, dann würde er die Ergebnisse akzeptieren, entgegnet der republikanische Kandidat. Letztes Mal sei es aber Betrug gewesen. Biden bezweifelt diese Aussage.
«God help us»
Plötzlich geht es nur noch um Golf und das jeweilige Handicap der Kandidaten. Morgan kommt ein entgeistertes «God help us» über die Lippen.
«Dieser Typ ist drei Jahre jünger und viel inkompetenter»
Jetzt geht es um die Frage, die sich viele Menschen stellen: Wie wirkt sich das Alter Bidens auf eine weitere Präsidenschaft aus?
Biden sagt erst, dass er einst die jüngste Person in der Politik gewesen sei und nun halt die älteste. Dann greift er Trump an: «Dieser Typ ist nur drei Jahre jünger und viel inkompetenter.» Dabei stottert Biden leicht und verhaspelt sich etwas.
Trump hingegen spricht über zwei Intelligenztests, die er perfekt absolviert haben soll. Und wie gut er immer noch Golf spiele.
Die Opioidkrise wird diskutiert
Trump beantwortet die Frage erst nicht und redet über China, sagt dann aber, dass noch nie so viele Drogen über die Grenze gekommen seien wie unter der Präsidentschaft von Biden.
Biden geht mehr darauf ein, dass unbedingt Maschinen gebraucht werden, um Drogen zu testen.
«Ich hatte keinen Sex mit einem Pornostar»
Die Debatte wird immer wieder persönlich. So geht es auch um die Verurteilung wegen den Schweigegeldzahlungen. Trump entgegnete mit dem Satz: «Ich hatte keinen Sex mit einem Pornostar.»
Es geht wieder um Veteranen
Trump sagt, dass Bidens Team die Geschichte erfunden habe, dass er Menschen, die im Krieg verwundet wurden als «Suckers» und «Losers» bezeichnet haben soll. Biden sagt, dass Trumps ehemaliger Mitarbeiter, diese Vorwürfe bestätigt habe.
Morgan klärt auf: «Für Schweizer ist es wahrscheinlich komisch, dass so viel über Veteranen geredet wird, aber Menschen, die im Krieg verletzt wurden, so zu verunglimpfen, ist in den USA ein No-go und ein grosses Popularitätsthema.»
Kinderbetreuungskosten
Was Trump gegen die gestiegenen Kosten in er Kinderbetreuung tue, wollten die Moderatoren wissen. Dieser antwortet nicht und geht auf die vorhergehende Diskussion ein und nennt Biden den «schlechtesten Präsident der Geschichte».
Biden greift dies auf und verweist auf eine Umfrage unter Gelehrten, wonach Trump der schlechteste Präsident der Geschichte gewesen sei. Kinderbetreuung sei ein wichtiges Thema in seiner Agenda, sagt Biden noch zum eigentlichen Thema. Trump sagt hingegen auch auf erneute Nachfrage des Moderators nichts, sondern greift Biden an.
Biden sei in den letzten Tagen krank gewesen
CNN berichtet, dass Bidens Stimme noch etwas kratziger als sonst klinge, weil er in den letzten Tage mit einer Erkältung gekämpft habe. Das soll eine Quelle berichtet haben, die Bidens Team nahesteht.
Was macht Trump gegen die Klimakrise?
Trump geht erst nicht auf diese Frage ein, sondern redet über die schwarze Wählerschaft, die vorher debattiert wurde. Erst ganz am Ende sagt er noch, dass er die besten Umweltstatistiken gehabt hätte.
Biden entgegnet, dass er die umfassendste Gesetzgebung erlassen habe. Ausserdem sei Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen, erst Biden habe das wieder rückgängig gemacht.
Werbung
Das erste Mal in einem TV-Duell gibt es eine Werbeunterbrechung. Eine zweite wird folgen.
Sind alle Trump-Wählenden gegen die amerikanische Demokratie?
Biden geht mehr auf Trump selber ein und sagt, dass er keine Ahnung von amerikanischer Demokratie hat und sich nie gegen weisse Nationalisten ausgesprochen habe.
Trump wendet sich direkt an die Moderatoren: «Ihr wisst, dass das alles entlarvt wurde.»
Biden hat Probleme, seine Argumente vorzutragen.
Biden räuspert sich immer wieder zu Beginn seiner Redezeit oder hustet öfter. Auch seine Stimme ist etwas dünn im Vergleich zu Trump.
Was sagt Trump zu Wählenden, die ihm eine Mitschuld am Sturm aufs Kapitol geben?
Trump verteidigt sich und sagt, dass niemand glaube, dass er seinen Eid verletzt habe. Am 6. Januar sei das Land in guter Verfassung gewesen, bis mit Biden alles den Bach runtergegangen sei.
Biden geht darauf ein, dass Trump die Menschen angestachelt habe, worauf Trump entgegnet, dass Demokraten Aufzeichnungen gelöscht haben sollen und diese dafür hinter Gittern sollen. Darauf spielt Biden das erste Mal Trumps Verurteilung gegen ihn aus: «Der einzige Verbrecher auf der Bühne steht neben mir.»
Ukrainekrieg
Trump wird gefragt, was er von Putins Zielen halte. Trump antwortet zunächst nicht darauf, sondern greift Biden erneut frontal an. Biden habe keinerlei Respekt bei den US-Generälen. Dann kommt er auf zwar auf Putin zu besprechen, aber auch in Beziehung zu Biden. Putin habe sich die «peinliche» Aktion von Joe Biden in Afghanistan angesehen und und deshalb keinen Widerstand beim Angriff auf die Ukraine erwartet. Dasselbe gelte für den Gaza-Krieg.
Biden erwidert, er habe noch nie «einen solchen Mist» gehört und verweist darauf, dass Putin wegen des Widerstandes seine Ziele nicht erreicht habe.
Biden entgleist immer wieder Gesicht
Biden hat immer wieder Momente, in denen er nur mit offenem Mund da steht, weil er wohl schockiert von Trumps Aussagen ist. «Das ist kein guter Look, er sieht ziemlich alt aus. Aber es ist ehrlich», sagt Morgan.
Trump: «Veterans love me»
Trump: «Alles war besser unter meiner Regierung, Veteranen liebten mich!» Biden antwortet: «Das ist alles eine Lüge. Wir haben Gesetzte erlassen, die Veteranen erlassen.»
Morgan erklärt: «Veteranen haben einen sehr speziellen Status in den USA und sie sind vor allem für Republikaner eine wichtige Wählergruppe.»
Einwanderung
Biden greift Trump an und zwar an seiner Politik der Familientrennung. Ein guter Move von Biden, da dieser Ansatz sogar bei Republikanern verpönt war.
Trump geht immer wieder auf Einwanderungskriminalität ein. Ein Thema, dass mit seiner Basis gut funktioniert. Statistiken zeigten jedoch immer wieder, dass Ausländer nicht mehr Verbrechen begehen, als Amerikaner.
Jetzt geht es um Abtreibung
Laut Morgan ein sehr unpopuläres Thema – so wie es Trump darlegt. Die Mehrheit der Wählenden unterstützt das Recht auf Abtreibung. Und dass war, was Roe v. Wade ihnen gab.
Trump sagt immer wieder, dass Frauen so auch Abtreibungen gegen Ende der Schwangerschaft vornehmen würden. Biden hält dagegen und geht vor allem auch darauf ein, dass Trump ein Gesetz unterschreiben wird, dass Abtreibungen nur bis zur sechsten Woche möglich macht. Ein sehr striktes Gesetz, das laut Morgan wenig Unterstützung erhält.
Die Kandidaten diskutieren über die Wirtschaft
Präsident Joe Biden hat den Wählern erzählt, dass die Wirtschaft boomt und es ihr kaum jemals besser ging – auch wenn, wie er häufig sagt, noch einiges zu tun ist. Aus der Sicht des ehemaligen Präsidenten Donald Trump hingegen stürzt die Wirtschaft ab.
Trump sagt, dass es der Wirtschaft noch nie so gut gegangen sei, wie unter deiner Präsidentschaft. Dann aber kam die Corona-Pandemie. Biden habe die Inflation ins Unermessliche steigen lassen.
Biden antwortet darauf und kritisiert die Steuererlässe für Reiche unter Trump.
Die Kandidaten haben die Bühne betreten
Die Moderatorin Dana Bash und der Moderator Jake Tapper leiten die Debatte. Biden steht rechts, Trump links. Jeder Kandidat hat zwei Minuten Redezeit, danach je eine Minute für eine Antwort. Am Ende haben beide zwei Minuten für Schluss-Statements.
Los gehts!
In fünf Minuten beginnt das TV-Duell. Wir sind bereit!

Redaktorin Carolin (rechts) bekommt beim Tickern Hilfe von Morgan Gray. Die Amerikanerin lebt seit 15 Jahren in Genf, wo sie Internationale Beziehungen studiert hat.
20min/Carolin Teufelberger