Donald Trump kündigt weitere Zölle für Mexiko und Kanada an

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USATrump kündigt weitere Zölle an – doch was bedeutet das überhaupt?

Es war ein grosser Teil seines Wahlkampfs und bleibt es auch nach seinem Sieg: Donald Trump kündigt erneut an, Zölle auf ausländische Waren zu erheben. Doch was bewirken diese und wer zahlt sie letztlich?

Donald Trump hat neue Importzölle für Waren aus Mexiko und Kanada angekündigt.
Bereits an seinem ersten Tag im Amt will er sie verhängen. Zuvor hatte er bereits angekündigt, dass er auf alle ausländischen Importe bis zu 20 Prozent erheben will.
Die von Donald Trump geplanten Importzölle sollen US-Industrien schützen und Einnahmen generieren, könnten aber zu deutlich höheren Kosten für Konsumenten führen.
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Donald Trump hat neue Importzölle für Waren aus Mexiko und Kanada angekündigt.

AFP

Darum gehts

  • Trump will Zölle von 25 Prozent für Mexiko und Kanada einführen.

  • Zuvor hatte er bereits Zölle für China und einen generellen Importzoll von bis zu 20 Prozent auf ausländische Waren angekündigt.

  • Kritiker befürchten steigende Preise für Konsumenten und negative Auswirkungen auf den Handel.

  • Auch Schweizerinnen und Schweizer wären von den US-Importzöllen betroffen.

Am Montag gab Donald Trump bekannt, nebst den angekündigten Zöllen von 60 Prozent für China, auch Zölle in Höhe von 25 Prozent für Mexiko und Kanada verhängen zu wollen. Zudem will er auf alle importierten Waren 20 Prozent erheben. Über 83 Prozent der Exporte von Mexiko gingen 2023 in die USA – bei den kanadischen Exporten sind es 75 Prozent.

Mit den Importzöllen verspricht Donald Trump, die US-Wirtschaft anzukurbeln, die Produktion von US-Firmen wieder in die Staaten zurückzuholen und damit mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Fachleute warnen jedoch, dass sein Vorhaben zu höheren Preisen für den Endkonsumenten führe – während die bereits erhöhten Preise bei den Wahlen ein Kernanliegen der US-Bevölkerung waren.

Aber wie funktionieren die Zölle überhaupt? Was bewirken sie und wer zahlt sie? 20 Minuten erklärt.

Was sind sogenannte «Tariffs»?

Es handelt sich hierbei um Zölle, also eine Art Zuschlag auf importierte Waren. Kostete ein Bluetooth-Kopfhörer aus China bisher 100 Dollar, würde sich dieser mit einem Zoll von 60 Prozent auf 160 Dollar verteuern. Anders als Trump behauptete, zahlt nicht der ausländische Exporteur den Zollbetrag, sondern der einheimische Importeur.

Die von Donald Trump geplanten Importzölle sollen US-Industrien schützen und Einnahmen generieren, könnten aber zu deutlich höheren Kosten für Konsumenten führen.

Die von Donald Trump geplanten Importzölle sollen US-Industrien schützen und Einnahmen generieren, könnten aber zu deutlich höheren Kosten für Konsumenten führen.

AFP

Was bedeutet das für die Unternehmen?

Ein US-Unternehmen hätte laut dem «Spiegel» prinzipiell vier Möglichkeiten:

  • Es kann versuchen, den Preis des Lieferanten entsprechend zu drücken. Das schaffen in der Regel jedoch nur Grossabnehmer mit hoher Marktmacht.

  • Die Firma gleicht die höheren Kosten durch Sparmassnahmen im eigenen Betrieb oder eine niedrigere Gewinnmarge aus – letzteres ist bei Aktionären nicht gern gesehen.

  • Es produziert dort, wo keine oder nur geringe Zölle anfallen.

  • Es wälzt die Zölle auf die Konsumenten ab – die Erfahrung zeigt, dass dieses Vorgehen in der Wirtschaft am häufigsten zum Zug kommt.

US-Schuhhersteller reagiert

Die Schuhmarke Steve Madden reagierte bereits kurz nach Donald Trumps Wahl: Sie reduziert ihre Produktion in China im nächsten Jahr um über 40 Prozent (heute 70 Prozent), um die Importzölle zu vermeiden. Das Unternehmen will jedoch keine neuen Fabriken in den USA bauen – stattdessen werden die Schuhe künftig in Kambodscha, Vietnam und Brasilien genäht.

Also werden die Konsumenten künftig für vieles mehr bezahlen?

Einige Unternehmenschefs haben bereits offen zugegeben, dass sie die Mehrkosten abwälzen werden. So etwa Philip Daniele, Chef des Ersatzteilhändlers Auto Zone: «Wenn wir Zölle zahlen müssen, dann werden wir diese an die Verbraucher weitergeben», erklärte er. Und: «Generell erhöhen wir die Preise schon vorher.»

Der Detailhandelsverband NRF geht davon aus, dass die US-Bevölkerung allein für Bekleidung, Spielzeug, Möbel, Haushaltsgeräte, Schuhe und Reiseartikel jährlich bis zu 78 Milliarden Dollar zusätzlich bezahlen müsste. Andere Studien gehen von mehreren Tausend Dollar Mehrkosten für eine typische Familie aus.

Wie stehst du zu Zöllen als wirtschaftspolitisches Instrument?

Weshalb pocht Donald Trump auf diese Zölle?

Die Zölle dienen generell zwei Zwecken: Einerseits können bestimmte inländische Industrien, wie etwa die Stahlindustrie, geschützt werden, wenn die Einfuhr eines Produkts teurer ist. Somit wird verhindert, dass ausländische Anbieter die Preise von US-Unternehmen unterbieten.

Andererseits kann die US-Regierung damit Einnahmen erzielen. Die NGO «Tax Foundation» schätzt, dass ein allgemeiner Zoll von zehn Prozent auf ausländische Waren zwischen 2025 und 2034 Einnahmen von zwei Billionen Dollar generieren würde. Bei einem Zoll von 20 Prozent wären es 3,3 Billionen Dollar.

Könnten die Zölle also mehr Arbeitsplätze in den USA schaffen?

Ja und Nein.

  • In Branchen, die mit ausländischen Importen konkurrieren, könnten mehr Arbeitsplätze geschaffen werden – weil mit den Zöllen die ausländischen Waren teurer und damit weniger wettbewerbsfähig würden.

  • Weniger gut sieht es bei Branchen aus, die auf importierte Materialien oder Komponenten angewiesen sind: Diese würden durch die Zölle teurer – die Produktion der US-Unternehmen würde beeinträchtigt, was Arbeitsplatzverluste zur Folge haben könnte.

  • Sollten andere Länder Vergeltungszölle gegen die USA erheben, könnte die Nachfrage nach US-Exporten sinken. Das schadete exportorientierten US-Branchen, was ebenfalls Arbeitsplatzverluste mit sich bringen könnte.

Für die Schweiz wären die Folgen ebenfalls spürbar: Ein Anstieg der Zölle auf 20 Prozent würde laut Berechnungen der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) zu jährlichen Mehrkosten von mindestens 200 Franken pro Person führen und das BIP um 0,2 Prozent senken.

Für die Schweiz wären die Folgen ebenfalls spürbar: Ein Anstieg der Zölle auf 20 Prozent würde laut Berechnungen der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) zu jährlichen Mehrkosten von mindestens 200 Franken pro Person führen und das BIP um 0,2 Prozent senken.

Getty Images via AFP

Was bedeuten die Zölle für die Schweiz?

Die USA sind nach der EU der wichtigste Handelspartner der Schweiz und mit 56,6 Milliarden Franken pro Jahr ihr grösster Exportmarkt. Gemäss Berechnungen der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) wären Schweizerinnen und Schweizer bei einer Erhöhung der Zölle auf 20 Prozent mit Kosten von mindestens 200 Franken pro Kopf und Jahr betroffen.

Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) werde um mehr als 0,2 Prozent sinken, solange die Handelsschranken bestehen. Betroffen wäre vor allem die Pharmaindustrie, aber auch Hersteller von Maschinen, Geräten, Präzisionsinstrumenten, Uhren und Lebensmitteln.

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