Summerville Light: Erdbebenlichter als Erklärung?

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USASpuk in Summerville: Forscherin will «Geisterfrau» entlarven

Seit Jahrzehnten fasziniert das mysteriöse Summerville Light – eine angebliche Geistererscheinung. Nun glaubt eine Seismologin, das Rätsel gelöst zu haben.

Ein Waldstück in Summerville: Hier soll es laut einer Legende spuken.
Gleise in Summerville, South Carolina: Sie lieferten einen entscheidenden Hinweis auf ein grosses Erdbeben im 19. Jahrhundert – und eine mögliche Erklärung für mysteriöse Lichter.
Erdbebenlichter leuchten während eines Bebens 2017 in Mexiko-Stadt auf.
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Ein Waldstück in Summerville: Hier soll es laut einer Legende spuken.

Screenshot/Reddit

Darum gehts

  • Seit Jahrzehnten berichten Menschen in Summerville von mysteriösen Lichtern, bekannt als Summerville Light.

  • Eine Legende erzählt von einer Geisterfrau, die mit einer Laterne ihren verstorbenen Mann sucht.

  • Seismologin Susan E. Hough vermutet, dass Erdbebenlichter das Phänomen erklären könnten.

  • Die Region ist seismisch aktiv, was die Theorie der Erdbebenlichter unterstützt.

Seit Jahrzehnten berichten Menschen in der US-Stadt Summerville (South Carolina) von mysteriösen Leuchterscheinungen. Der Volksmund erklärt das sogenannte Summerville Light mit einer gruseligen Geistergeschichte – doch eine Seismologin will das Rätsel nun gelöst haben. Ihrer Untersuchung zufolge könnten Erdbebenlichter das Phänomen erklären.

Die Legende besagt, dass eine Frau eines Eisenbahners einst jeden Abend mit einer Laterne auf ihren Mann wartete. Nach seinem Tod durch einen Unfall soll sie als Geist mit ihrer Lampe auf der Suche nach ihm sein. Die Spukgeschichte ist so weit verbreitet, dass eine Strasse inoffiziell «Light Road» genannt wird.

«Wissenschaft kann nicht jede Geistergeschichte erklären»

Die Seismologin Susan E. Hough vom geologischen Dienst der USA hat das Phänomen untersucht. «Die Wissenschaft kann nicht jede Geistergeschichte erklären, aber die Berichte über das Summerville Light schreien für eine Seismologin geradezu nach einem Erdbeben», sagte sie dem «Spiegel».

In einer Studie im Fachjournal «Seismological Research Letters» vermutet sie, dass sogenannte Erdbebenlichter die Ursache sind. Dabei handelt es sich um Lichtphänomene, die in Zusammenhang mit seismischer Aktivität stehen. Laut Hough sind «viele, wenn nicht sogar alle anekdotischen Beobachtungen» des Summerville Light «am ehesten auf natürliche Phänomene zurückzuführen». Dazu zählten schwache Erdstösse, die für Menschen kaum spürbar seien.

Hast du schon einmal von Erdbebenlichtern gehört oder sie sogar gesehen?

Region gilt als seismisch aktiv

Tatsächlich gilt die Region als seismisch aktiv. Am 31. August 1886 erschütterte ein schweres Erdbeben die nahe Stadt Charleston. Die Erdstösse mit einer Magnitude zwischen 6,6 und 7,3 forderten mindestens 60 Todesopfer und zerstörten zahlreiche Gebäude. Seither gibt es immer wieder leichte Beben, die teils als Nachbeben des historischen Ereignisses gedeutet werden. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden Magnituden bis 4,4 gemessen – genau aus dieser Zeit stammen die ersten belegten Berichte über das Summerville Light.

Wissenschaftler sind sich bis heute nicht einig, wie Erdbebenlichter genau entstehen. Eine Theorie besagt, dass unterirdische Gase wie Methan oder Radon bei seismischer Aktivität freigesetzt werden. Hough hält dies auch für Summerville für eine plausible Erklärung. «Ich behaupte nicht, eine ausgereifte Theorie zur Erklärung der Lichter zu haben», sagte sie dem Wissenschaftsmagazin «Science».

Untersuchungen in Summerville geplant

Der Geowissenschaftler Eric Ferré von der New Mexico State University bezeichnet Houghs Hypothese als «sehr plausibel». Zweifel habe er jedoch an der Rolle von Radon. Er selbst hat mit einer Kollegin charakteristische Minerale in Bohrkernen aus Erdbebengebieten nachgewiesen, die belegen, dass bei Erdbeben Starkstrom fliessen kann. Dieser könnte als Blitz sichtbar werden.

«Hast du irgendwelche Studierende, die auf Geisterjagd gehen wollen?»

Hough plant nun weitere Untersuchungen in Summerville. Sie hat sich an einen Kollegen am College of Charleston gewandt, um Studierende für das Projekt zu gewinnen. «Hey, hast du irgendwelche Studierende, die auf Geisterjagd gehen wollen?», fragte sie augenzwinkernd.

Für die Wissenschaft könnten Erdbebenlichter nicht nur eine spannende Erklärung für lokale Spukgeschichten sein. Experten diskutieren, ob sie als potenzielle Vorboten stärkerer Erdstösse genutzt werden könnten. Ob das Summerville Light tatsächlich als Warnsystem dienen kann, bleibt jedoch ungewiss.

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