Utah lässt zum Tode Verurteilte erschiessen

Aktualisiert

«Ein bisschen grauenhaft»Utah lässt zum Tode Verurteilte erschiessen

Wie die Todesstrafe durchsetzen, wenn dazu die Mittel fehlen? Das fragen sich viele US-Staaten. Utah zeigt sich nun als Vorreiter und führt wieder Erschiessungskommandos ein.

In Utah bis 2010 genutzt, jetzt wieder aktuell: Im staatlichen Gefängnis in Draper wurden zum Tode Verurteilte auf diesem Stuhl erschossen.
Er war der letzte: Fünf Polizeibeamte richteten Ronnie Lee Gardner 2010 mit Schusswaffen hin, weil er einen Barkeeper getötet hatte. Während eines Fluchtversuchs aus dem Gerichtssaal im Jahr 1985 hat er später einen Anwalt erschossen und einen Gerichtsdiener verletzt.
Utahs Gouverneur Gary Herbert unterschrieb das Gesetz für den Einsatz von Erschiessungkommandos, findet es aber «ein bisschen grauenhaft».
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In Utah bis 2010 genutzt, jetzt wieder aktuell: Im staatlichen Gefängnis in Draper wurden zum Tode Verurteilte auf diesem Stuhl erschossen.

Keystone/AP/Trent Nelson

«Es ist ein bisschen grauenhaft», gibt Utahs Gouverneur Gary Herbert zu. Dennoch unterschrieb er am Montag ein Gesetz, das zum Tode verurteilte Straftäter bei einem Mangel an Giftspritzen im Notfall von Exekutionskommandos erschossen werden. Utah ist somit der erste und einzige Staat der USA, in dem dies von nun an erlaubt ist.

Die Methode gebe dem Staat eine Ausweichmöglichkeit, sollten Exekutionen per Todesspritze nicht möglich sein. «Wir bedauern, wenn jemand jemals die abscheuliche Tat eines schwerwiegenden Mordes begeht, um die Todesstrafe zu verdienen. Und wir bevorzugen primär die Methode der Giftspritze, wenn so eine Strafe erlassen wird», sagte Herberts Sprecher Marty Carpenter. «Dennoch ist es die Verpflichtung der Exekutive, diese rechtmässige Entscheidung durchzusetzen, wenn eine Jury diese getätigt hat und ein Richter einen Hinrichtungsbefehl angeordnet hat.»

«Menschlichere Form von Hinrichtungen»

Die Bestätigung der Massnahme in Utah ist bezeichnend für den Frust einiger US-Staaten über fehlgeschlagene Hinrichtungen und eine Knappheit an Mitteln, die für die Tötung per Spritze benötigt werden. Utah hatte deshalb wie andere Bundesstaaten nach Alternativen gesucht, nachdem eine Exekution per Giftspritze in Oklahoma im vergangenen Jahr schiefgegangen war. Eine weitere in Arizona hatte fast zwei Stunden gedauert.

Der Republikaner Paul Ray, der die Kommandos ins Gespräch gebracht hatte, bezeichnete die Erschiessungen als menschlichere Form von Hinrichtungen. «Wir würden gerne eine funktionierende Todesspritze bekommen, so dass wir damit weitermachen können. Aber falls nicht, haben wir jetzt einen Back-up-Plan», hatte Ray der Nachrichtenagentur AP gesagt. Gegner führen an, die Methode sei barbarisch und stelle den Staat öffentlich in ein schlechtes Licht.

Tödliche Spritzen 30 Tage vor Hinrichtung

Der Entwurf des Gesetzes sieht vor, dass ein Erschiessungstrupp dann zum Einsatz kommt, wenn die tödlichen Injektionsmittel nicht bis 30 Tage vor der Hinrichtung zur Hand sind. Bis zur nächsten Exekution könnte es in Utah jedoch möglicherweise noch Jahre dauern.

In dem konservativen Staat hatten zum Tode verurteilte Häftlinge bis vor fast einem Jahrzehnt die Wahl, ob sie von einem Exekutionskommando erschossen werden wollen. Diese Wahl wurde 2004 von den Abgeordneten des Staates abgeschafft. Ihrer Ansicht nach erzeugte diese Massnahme eine übermässige Medienaufmerksamkeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit habe sich zudem weg von den Opfern und hin zu den Mördern gerichtet, hiess es damals.

Letzte Erschiessung 2010

Utah war der einzige Staat, der in den vergangenen vier Jahrzehnten solch eine Hinrichtung ausführte. Seit der Oberste Gerichtshof der USA die Todesstrafe 1976 wieder in Kraft setzte, wurden drei Todestraktinsassen in dem Staat erschossen, zuletzt 2010.

Damals wurde Ronnie Lee Gardner von fünf Polizeibeamten mit Gewehren hingerichtet, weil er einen Barkeeper getötet hatte. Während eines Fluchtversuchs aus dem Gerichtssaal im Jahr 1985 hatte er später einen Anwalt erschossen und einen Gerichtsdiener verletzt. (sda)

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