Vaginalgel aus Garnelen und Pilzen soll künftig Spermien stoppen

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Verhütung der Zukunft?Vaginalgel aus Garnelen und Pilzen soll künftig Spermien stoppen

Verhütungsmittel gibt es einige. Gleichzeitig läuft die Suche nach weiteren, besseren Alternativen auf Hochtouren. Schwedische Forschende berichten nun von einem nicht-hormonellen Kandidaten auf Basis von Garnelen und Pilzen. 

Spermien stoppen statt abtöten – das soll das Vaginalgel künftig leisten. In Laborproben macht es bereits jetzt einen deutlichen Unterschied.

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Darum gehts

Beim Thema Garnelen und Pilze denken wohl die meisten Menschen nur an ein feines Menü. Anders Forschende aus Schweden. Das Team um Biochemikerin Ulrike Schimpf von der Königlichen Technischen Hochschule (KTH) im schwedischen Stockholm denkt noch weiter – an ein neuartiges Vaginalgel, das in Zukunft als Verhütungsmittel zum Einsatz kommen könnte. Dieses enthält den Wirkstoff Chitosan, der aus den Schalen von Garnelen und anderen Krebstieren gewonnen werden kann und auch in Pilzen vorkommt. 

Das Chitosan bildet in der Vagina Verbindungen zu Proteinen im Zervixschleim, der natürlich im Gebärmutterhals (Zervix) produziert wird. Dadurch wird der Schleim dicker. Das sorgt dafür, dass Spermien kaum in die Gebärmutter und Eileiter eindringen können, wie Tests mit Schafen zeigten. 

Spermien aufhalten statt abtöten

Für ihre im Fachjournal «Science Translational Medicine» erschienene Studie brachten die Forschenden das Chitosan-Verhütungsgel mithilfe einer Spritze in die Nähe des Muttermunds weiblicher Schafe ein. Durch diesen müssen Spermien gelangen, um eine Eizelle zu befruchten. Bei Schafen und Menschen funktioniert dies anatomisch ganz ähnlich. Auf diese Weise führten Schimpf und ihre Kolleginnen und Kollegen eine Stunde später auch die Samenprobe eines Schafbocks ein. 

Dann prüften sie, wie weit die Spermien in den folgenden Stunden Richtung Gebärmutter vordrangen. Im Schnitt reduzierte sich die Spermienzahl in der Gebärmutter um 98 Prozent im Vergleich zu der bei unbehandelten Schafen. Nur bei einem Schaf fanden sich lediglich zwei Spermien im Gebärmutterkörper. «Dieser neue Wirkmechanismus hat das Potenzial, sehr effektiv zu sein, da er eine Barriere verstärkt, die bereits im Fortpflanzungstrakt der Frau existiert», so Schimpfs Kollege Thomas Crouzier. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Chitosan-Mixtur die Spermien nicht abtötete, sondern eine physikalische Barriere aufbaute, die die Spermien kaum durchdringen konnten. Hinweise auf Reizungen oder Entzündungen fanden die Forschenden nicht.

In Labortests mit menschlichem Zervixschleim und Spermien zeigte das Chitosan eine ähnliche Wirkung. Es verstärkte die Schleimbarriere schnell, wobei das Eindringen von Spermien bereits nach einer Minute und die vollständige Blockierung von Spermien nach fünf Minuten festgestellt wurde (siehe Video oben).

Verträglicher als andere Verhütungsgele

Dieser Aspekt stellt laut den Forschenden einen Vorteil gegenüber bisher verfügbaren Verhütungsgelen dar. Anders als das von ihnen entwickelte Gel auf Chitosan-Basis, das nur den Zugang zur Gebärmutter behindert, lähmen oder zerstören diese die Spermien. Zudem wirken sie durch Milchsäure auf das Scheidenmilieu ein, was unter Umständen zu Pilzinfektionen und allergischen Reaktionen führen kann. Das Chitosan-Gel scheint verträglicher zu sein.

Ob die Neuentwicklung dereinst alleine angewendet werden kann, ist fraglich. Denn noch ist offen, welchen Pearl-Index (siehe Box) sie haben wird. 

Der Pearl-Index

Welchen Pearl-Index und welche Vor- und Nachteile die bisher erhältlichen Verhütungsmethoden haben, erfährst du in der folgenden Bildstrecke. Die Pearl-Index-Werte variieren je nach Quelle und dienen nur als Anhaltspunkt. 

Antibabypille: Die Pille enthält die Hormone Östrogen und Gestagen. Bei korrekter Einnahme verhindert sie den Eisprung und verdickt den Schleim des Gebärmutterhalses, damit er für Spermien undurchdringbar wird. 
Vorteile: Die Menstruationsblutung und -schmerzen sind in aller Regel schwächer, als wenn keine hormonellen Verhütungsmittel angewendet werden. Es gibt bestimmte Pillen, die Hautunreinheiten und Akne verbessern.

Nachteile: Es kann zu hormonbedingten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Libidoverlust kommen und es muss täglich an die Verhütung gedacht werden. Die Pille erhöht das Risiko für Embolien und Thrombose. Die Pille bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Bei Erbrechen oder Durchfall zwei bis vier Stunden nach der Einnahme wird die Pille wirkungslos. Pearl-Index: 0,1 bis 0,6
Zyklus-Apps: Hierbei werden die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage anhand der letzten mindestens sechs Zyklen berechnet. Die Apps sind in der Regel kostenlos im App Store erhältlich. Sie werden von Millionen Frauen genutzt.
Vorteile: Die Methode kommt ohne Hormone oder Barriere aus. Sie ist sehr kostengünstig.
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Antibabypille: Die Pille enthält die Hormone Östrogen und Gestagen. Bei korrekter Einnahme verhindert sie den Eisprung und verdickt den Schleim des Gebärmutterhalses, damit er für Spermien undurchdringbar wird.  Vorteile: Die Menstruationsblutung und -schmerzen sind in aller Regel schwächer, als wenn keine hormonellen Verhütungsmittel angewendet werden. Es gibt bestimmte Pillen, die Hautunreinheiten und Akne verbessern.

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