Vatikan beförderte Pädophilen

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Missbrauch in der KircheVatikan beförderte Pädophilen

Der Vatikan hat in den 90er Jahren an der Beförderung eines kanadischen Priesters festgehalten, obwohl er über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen den Geistlichen informiert gewesen sein soll.

Monsignor Bernard Prince (m.) im Jahr 1984 bei einer Audienz von Papst Johannes Paul II. mit Céline Dion. (Archivbild: AP)

Monsignor Bernard Prince (m.) im Jahr 1984 bei einer Audienz von Papst Johannes Paul II. mit Céline Dion. (Archivbild: AP)

Bekannt wurde der Fall, weil eines der Opfer in Kanada Zivilklage erhoben hat. Das heute 53-jährige Opfer erklärt, dass die Diözese Pembroke in Ontario ein Jahr vor der Ernennung des Priesters Bernard Prince zum Generalsekretär des Päpstlichen Werks für die Glaubensverbreitung 1991 über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs informiert gewesen sei.

«Das ist die traurige Sache: Er wurde befördert», sagte das Opfer, dessen Name auf gerichtliche Anordnung nicht genannt werden darf. Der inzwischen verstorbene Bischof von Pembroke, Joseph Windle, warnte in einem Brief an den päpstlichen Gesandten in Kanada, Carlo Curis, im Februar 1993 vor Prince. Den Geistlichen in einer so hohen Position im Vatikan zu sehen, könnte seine Opfer zusätzlich aufbringen, schrieb Windle. «Die Folgen wären katastrophal, nicht nur für die kanadische Kirche, sondern auch für den Heiligen Stuhl.»

Erst 2005 ging bei der Polizei die Beschwerde eines Mannes ein, er sei 1969 als Junge von Prince missbraucht worden. Prince verbüsst derzeit eine vierjährige Haftstrafe wegen des Missbrauchs von 13 Jungen zwischen 1964 und 1984. Das Urteil erging 2008. Im vergangenen Jahr wurde er von Papst Benedikt XVI. des Priesteramts enthoben.

Bischof Windle schrieb, ein öffentlicher Skandal sei nur vermieden worden, «weil die Opfer polnischer Abstammung waren und die Kirche sie dazu brachte, ihre Vorwürfe nicht öffentlich zu machen und keine Strafanzeige gegen einen Priester zu erstatten». Prince war ein Freund von Kardinal Karol Wojtila, bevor dieser Papst Johannes Paul II. wurde. Ein Anwalt der Opfer, Rob Talach, sagte, Prince habe elf Jungen vergewaltigt: «Der Kerl ist ein Monster.»

Neue Vorwürfe aus den USA gegen Benedikt

In den USA wurden unterdessen Kirchendokumente bekannt, die zeigen, dass sich Papst Benedikt als Kardinal Joseph Ratzinger der Amtsenthebung eines pädophilen Priesters in Kalifornien widersetzte. In einem 1985 vom damaligen Kurienkardinal Ratzinger unterschriebenen Brief wurden Bedenken hinsichtlich der Folgen einer Amtsenthebung des Geistlichen für die Weltkirche geäussert. Das Schreiben, das der Nachrichtenagentur AP vorlag, ist Teil einer mehrjährigen Korrespondenz zwischen der Diözese von Oakland und dem Vatikan über eine mögliche Entfernung des Priesters aus dem Amt.

Der Vatikan bestätigte die Unterschrift Ratzingers unter dem in lateinischer Sprache verfassten Brief. Sprecher Ciro Benedettini sagte, der damalige Kardinal habe nicht versucht, den Fall zu vertuschen.

Der betreffende Priester wurde bereits 1978 wegen sexueller Belästigung von zwei Jungen zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Nach Ende der Frist 1981 bat er darum, aus dem Priesterstand entlassen zu werden, und die Diözese sandte ein entsprechendes Schreiben an den Vatikan. Der Fall lag daraufhin vier Jahren lang in Rom, bevor Ratzinger dem Bischof antwortete. Bis zur Amtsenthebung des pädophilen Priesters vergingen zwei weitere Jahre, in denen der Mann weiter mit Kindern arbeitete. Welche Rolle Ratzinger schliesslich bei der Entlassung 1987 spielte, ging aus den Dokumenten, die der AP vorlagen, nicht hervor. (dapd)

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