Vegan auf Reisen – gar nicht mal so schwer

Vegan auf Reisen, und das erst noch in Südamerika - ein Ding der Unmöglichkeit, oder?
Von wegen! Auf dem Markt gibt es kiloweise frisches Obst und Gemüse.
Daraus lassen sich in der Outdoorküche ...
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Vegan auf Reisen, und das erst noch in Südamerika - ein Ding der Unmöglichkeit, oder?

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Vanabundos-BlogVegan auf Reisen – gar nicht mal so schwer

Irgendwo auf Höhe Costa Rica hörten unsere Blogger auf, tierische Produkte zu essen. Heute wissen sie: Das ist leichter als gedacht.

von
Gabriella Hummel

Als Erstes möchte ich klarstellen, dass mir natürlich bewusst ist, wie gross die Projektionsfläche ist, die ich mit diesem Text aufstelle. Zwei Menschen in einem alten VW-Bus, bereits über 20 Monate unterwegs, sie ab und zu Yogalehrerin, er Musiker – und zu allem Überfluss leben sie jetzt auch noch vegan. Was noch schlimmer ist: Jetzt will sie uns ihre extreme Lebensweise wahrscheinlich auch noch aufbinden. Keine Angst! Das will ich nicht. Ich werde versuchen, so neutral wie möglich über unsere Erfahrungen zu sprechen, die natürlich nie neutral sein können, weil es sich ja um mein Leben handelt.

Veganismus. Das Wort klang auch für uns noch sehr extrem und fremd. Das, obwohl ich Vegetarierin bin, seit ich selbst entscheiden darf, was ich zu mir nehme. Sandro hat sich bis vor einem Jahr noch die Cervelat nach Mexiko mitbringen lassen. Was in der Zwischenzeit passiert ist, lässt sich wohl am besten beschreiben mit schrittweiser, ungewollter Entwöhnung.

Lieber kein Käse

Sandros Fleischkonsum hatte sich bereits auf ein seltenes Minimum reduziert. Und spätestens in Guatemala, wo das Fleisch am Stück in einem Holzhäuschen hängt und die Fliegen mit dem Palmblatt weggewedelt werden, war es um den guten Mann geschehen - auf die schlechte Art und Weise.

Ihnen muss ich ja nicht erklären, dass der Käse ausserhalb der Schweiz nicht zu gebrauchen ist. Da kauft man lieber gar keinen. Das ist es, was wir taten. Wozu zu viel Geld für einen Käse ausgeben, der ohnehin nach nichts schmeckt? Und wo der fehlende Käse anfangs noch ein klaffendes Loch in unserer Geschmackserinnerung hinterlassen hatte, war bald keines mehr.

Da blieben noch die Eier. Supermärkte meiden wir, so gut es geht, um die lokale Bevölkerung zu unterstützen. Das Problem war dann irgendwann, dass die lokale Bevölkerung ihre Eier nur in 24er-Kartons kauft. Etwas zu viel für uns.

Und das als Argentinierin!

Natürlich, neben all diesen praktischen Gründen, die zu unserer neuen Ernährungsweise führten, gab es parallel auch andere: Gedanken, die wir uns machten, zum Beispiel. Und Informationen, die wir uns einverleibten. Die Tatsache, dass wir uns besser fühlen. Ist ein Klischee, stimmt aber zu 100 Prozent.

Schwierig ist es übrigens überhaupt nicht. Wir essen ohnehin recht simpel und frisch. Und auswärts haben wir noch immer irgendetwas gefunden. Ich kenne ja das Vegi-Notfall-Menü Pommes und Salat schon sehr gut, das funktioniert auch als Veganer. Auch die lokalen Spezialitäten lassen sich oft in veganen Versionen finden, wenn man sich die Zeit nimmt. Die haben wir ja glücklicherweise. Es gibt auch eine hervorragende App, mit der man vegetarische und veganerfreundliche Restaurants auf der ganzen Welt findet.

Was noch lustig ist: Jedes Land bisher brüstet sich damit, extrem viel Fleisch zu essen. Und dass es quasi unmöglich sei, als Veganer zu überleben. Doch wir fanden bereits in den kleinsten Dörfern und Vororten von grossen Städten vegane Restaurants. Gerade hier in Kolumbien ist es eine wahre Freude. In der Altstadt von Cartagena zum Beispiel kocht eine Handvoll Grossmütter bereits seit über 15 Jahren vegan-vegetarisch. In den meisten Städten haben sich irgendwo die Hare Krishna niedergelassen und kochen fantastische vegane Mittagsmenüs. In kleineren Orten sind es kleine lokale Familienrestaurants, in denen gesund gekocht wird – was hier so viel heisst wie Vegi-Zeug.

Übrigens: Ich wuchs in einer argentinischen Familie auf. Wenn ich krank war und mit meiner Mama telefonierte, meinte sie immer: Iss doch bloss ein kleines Stückchen Fleisch, das wird dir guttun! Als ich Vegi wurde, nahmen sie mich nicht sehr ernst. Wenn die gewusst hätten, was noch auf sie zukommt!

Vanabundos

Die Medienschaffenden Gabriella Hummel und Sandro Alvarez reisen seit Juli 2016 mit ihrem VW-Bus von Nord- nach Südamerika. In ihrem eBook beantworten sie die 100 häufigsten Fragen zum Leben und Reisen im VW-Bus nach einem Jahr on the road. Auf 20 Minuten und auf Instagram erzählen sie laufend von ihrer Reise.

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