Vegan-Supermarkt drängt in die Schweiz

Aktualisiert

Konkurrenz für BiolädenVegan-Supermarkt drängt in die Schweiz

Die Veganz-Läden sehen aus wie Reformhäuser – nur dass die Produkte nichts Tierisches enthalten. Nun nimmt die deutsche Supermarktkette für Veganer die Schweiz ins Visier.

von
S. Spaeth

Es ist der Angriff auf die Schweizer Biomärkte: Die deutsche Supermarkt-Kette Veganz expandiert in die Schweiz. «Vegan ist das neue Bio», sagt Geschäftsführer und Gründer Jan Bredack im Gespräch mit 20 Minuten. Er sucht in Zürich nach einem geeigneten Standort. Anders als die meisten Bioläden bietet Veganz mit 6'000 Artikeln ein Vollsortiment, von der Tiefkühlpizza übers Haarshampoo bis zu Käsealternativen und Hundefutter – alles auf pflanzlicher Basis und zu 90 Prozent in Bio-Qualität.

60 Prozent der Veganz-Kunden sind laut Bredack weder Vegetarier noch Veganer. Man spreche vor allem Leute an, die sich ökologisch nachhaltig und gesund ernähren wollten. «Wir werden den Bio-Läden und den Reformhäusern die Kunden abjagen», sagt Bredack, der seit 2008 vegan lebt. Weil der Betriebswirt die Produkte überall zusammensuchen musste, kam ihm 2009 die Idee des eigenen Supermarkts. Zum Veganz-Konzept gehört zudem ein Bistro oder Restaurant. Die Kunden sollen die Produkte erleben können.

Rasantes Umsatzwachstum

2011 eröffnete Bredack in Berlin die erste Filiale und erreichte im ersten Jahr einen Umsatz von 1,6 Millionen Euro. 2012 waren es mit vier Filialen – unter anderem in Hamburg und Frankfurt a. M. – bereits 6 Millionen. Zurzeit sind vier weitere Standorte im Bau. Veganz hat sich aufgemacht, Europas Metropolen zu erobern. Noch in diesem Jahr eröffnet die Kette Filialen in München, Wien und Prag. Warum kommt der Veganer-Supermarkt jetzt nach Zürich? «In Zürich gibt es mit dem Hiltl das älteste vegetarische Restaurant Europas – die Leute sind für Bio und Fairtrade sehr offen», sagt Bredack.

Dass es Veganz auf die hohe Schweizer Kaufkraft abgesehen hat, bestreitet der 41-Jährige. Die Supermarkt-Kette will in Zürich nur unwesentlich teurer sein als in Deutschland. Man würde nur Logistik-, Lohn- und Lokalkosten auf die Produkte überwälzen. Im Schnitt sei der Warenkorb bei Veganz nicht teurer als beim Biomarkt. Zu Detailhändlern wie Migros und Coop seien es aber rund 20 bis 25 Prozent.

Bis Ende 2015 will Bredack in Europa 21 Standorte betreiben und die Mitarbeiterzahl von derzeit 80 auf 250 erhöhen. Die Expansionsstrategie kostet bis dahin 20 Millionen Euro – die Investoren seien grösstenteils gefunden, betont Bredack. Läuft der Standort in Zürich gut an, will Veganz weitere Schweizer Städte erobern – beispielsweise Basel. Veganz expandiert auch in Österreich: Von Wien aus nimmt man Salzburg und Graz ins Visier.

Bio im Trend

Der deutsche Trendforscher Peter Wippermann glaubt, dass eine vegane Supermarktkette Erfolg haben kann. «Nischenmärkte wie jene für Vegetarier, Veganer oder Allergiker erfahren eine immer breiter werdende Nachfrage», sagte der Experte zur «Handelszeitung». Mit dem Kopf würde man zwar in der virtuellen Welt leben, bei den Emotionen schwelge man aber beim Ursprung, bei der Natur.

Eher skeptisch, was den Erfolg von Veganz in der Schweiz betrifft, ist der Luzerner Detailhandelsexperte Gottard F. Wangler: Die guten Standorte seien in der Schweiz sehr teuer. Zudem habe man mit einer einzigen Filiale wenig Bekanntheit und hohe Logistikkosten.

Wangler glaubt an den Erfolg von Bio, für vegane Lebensmittel sei die Nachfrage zu klein. Zwischen 2007 und 2011 ist der Biomarkt in der Schweiz um 4,2 Prozent auf über 1,7 Milliarden Franken gewachsen. Dass Bio im Trend liegt, zeigen auch die grossen Schweizer Detailhändler. Im Oktober 2012 kaufte die Migros den deutschen Bio-Pionier Tegut. Zudem eröffnete der Orange Riese im Sommer 2012 in Zürich den ersten Alnatura-Bio-Supermarkt. Ihm dürfte Veganz die Kunden streitig machen.

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