Venedig soll laut Unesco bald als «gefährdetes Welterbe» gelten

Die Unesco empfiehlt, Venedig als bedrohtes Welterbe einzustufen.

Die Unesco empfiehlt, Venedig als bedrohtes Welterbe einzustufen.

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Unesco empfiehltVenedig soll bald als gefährdetes Welterbe gelten

Die Behörden in Italien müssten Venedig schützen, fordert die Unesco. Der Weltkulturstadt drohen «irreversible Schäden», darum soll sie als «gefährdetes Welterbe» eingestuft werden.

von
AFP

Massentourismus, ein Bauboom und der Klimawandel haben Venedig so zugesetzt, dass die Unesco nun empfohlen hat, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen. Der italienischen Lagunenstadt drohten «irreversible» Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zu ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation am Montag in Paris ihre Empfehlung. Im September stimmt der Welterbe-Rat der Unesco-Mitgliedsstaaten über die Einstufung ab.

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Wegen Klimawandel und Tourismus

Eine Kombination der Folgen von menschengemachten und natürlichen Faktoren verschlechtere in Venedig die Bausubstanz und lasse das Stadtgebiet «verfallen», teilte die Unesco in der Begründung ihrer Empfehlung mit. Zu den Verschlechterungen zählt die UN-Kulturorganisation neben den Auswirkungen von Tourismus und den Konsequenzen des Klimawandels auch Hochhaus-Bauprojekte, die einen «erheblichen negativen optischen Eindruck» hinterliessen. Viele dieser Probleme seien seit Jahren bekannt.

Das bedeutet die Kennzeichnung

Mit der Gefährdungs-Kennzeichnung soll eine bessere Erhaltung der Welterbestätten gefördert werden. In Ausnahmefällen kann einer Stätte auch der Status als Welterbe entzogen werden. Zuletzt verlor die britische Küstenstadt Liverpool 2021 ihre Auszeichnung als Unesco-Weltkulturerbe.

Italien mache allerdings insgesamt «keine nennenswerten Fortschritte» bei der Bewältigung der komplexen Probleme, tadelte die Unesco. Die von der Regierung vorgeschlagenen Massnahmen seien «unzureichend», die Unesco beklagte zudem das «Fehlen einer allgemeinen strategischen Vision». Die italienischen Behörden und zivilgesellschaftliche Gruppen im In- und Ausland müssten mehr Engagement zeigen, um den «aussergewöhnlichen universellen Wert» der historischen Stadt und ihrer Lagunen zu schützen und zu erhalten.

100’000 Touristen und Touristinnen pro Nacht

Die im fünften Jahrhundert gegründete Inselstadt ist eine der meistbesuchten Städte der Welt, voller architektonischer Schätze und Kunstwerke. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100’000 Touristen und Touristinnen pro Nacht, dazu kommen Zehntausende Tagesbesucher und Tagesbesucherinnen. Venedig betreibe noch immer «zu viel Massentourismus und keinen nachhaltigen Tourismus – zum Nachteil der Bevölkerung. Venedig darf nicht in ein Freilichtmuseum verwandelt werden», sagte ein Unesco-Diplomat gegenüber AFP.

Über die Empfehlung der Unesco soll im September vom Welterbe-Rat der Mitgliedsstaaten der UN-Organisation entschieden werden. Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. 2021 war Venedig einer Einstufung als gefährdetes Unesco-Welterbe dank einer Änderung seiner Regeln für Kreuzfahrtschiffe, die durch ihre grossen Wellen das Fundament der Stadt abtrugen, knapp entgangen.

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