Verbot läuft ausBio-Bauern und Umweltverbände lancieren Initiative gegen Gentechnik
Ende 2025 läuft das Moratorium für den Einsatz von Gentechnologie in der Landwirtschaft ab. Der Einsatz von Gentechnik soll künftig streng reguliert werden, fordert nun die sogenannte Lebensmittelschutz-Initiative. Gegner halten diese jedoch für unnötig.
Darum gehts
In der Schweiz läuft 2026 das Moratorium für Gentechnik in der Lebensmittelproduktion aus.
Eine Initiative fordert strenge Regeln und Transparenz bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen.
Gegner halten die Initiative für unnötig, da bereits an einer risikobasierten Regulierung gearbeitet wird.
Äpfel, die nach dem Aufschneiden nicht braun werden oder Kartoffeln, die plötzlich mehr als doppelt so viel Protein enthalten: Mit der gentechnischen Veränderung von Lebensmitteln ist heute so einiges möglich.
In der Schweiz ist der Einsatz von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion seit 2005 verboten – doch das sogenannte Moratorium läuft Ende 2025 aus. Damit die Gentechnik hierzulande auch weiterhin nicht zur Anwendung kommt, lancierte ein Komitee aus Umweltverbänden, Konsumentenorganisationen und Bio-Bauern am Dienstag die sogenannte Lebensmittelschutz-Initiative.
Das wollen die Initianten
Die Initiative fordert strenge Regeln für die Gentechnologie. So sollen Konsumentinnen und Konsumenten in Zukunft entscheiden können, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel konsumieren wollen oder nicht – diese sollen also transparent gekennzeichnet werden. Zudem sollen gentechnisch veränderte Organismen streng auf Risiken geprüft werden müssen, Bäuerinnen und Bauern auch künftig ohne Gentechnik produzieren dürfen und das derzeit aktive Moratorium verlängert werden, bis die Initiative in Kraft tritt.
So argumentieren die Befürworter

«Das Risiko der neuen Gentechnik ist real», warnt SP-Nationalrätin Martina Munz.
VOLLTOLL / Manuel LopezSP-Nationalrätin und Präsidentin der Schweizer Allianz «Gentechfrei» Martina Munz sagt: «Das Risiko der neuen Gentechnik ist real.» Es brauche deshalb klare Regeln, um Mensch, Tier und Umwelt vor Missbräuchen und gefährlichen Auswirkungen der Gentechnik zu schützen, wenn das Moratorium Ende 2025 zu Ende geht.

«Wir fordern das Recht, auf Gentechnik zu verzichten, und eine starke Unterstützung für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Forschung», sagt Bäuerin Vanessa Renfer.
VOLLTOLL / Manuel LopezBäuerin Vanessa Renfer ergänzt: «Wenn sich die Agrochemie- und Gentechnik-Konzerne mit der Liberalisierung dieser Technologien durchsetzen, verlieren wir – die Produzenten und Konsumenten – unsere Wahlfreiheit und unsere Ernährungssouveränität. Wir fordern das Recht, auf Gentechnik zu verzichten, und eine starke Unterstützung für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Forschung.»
Das kritisieren Gegner
Gegen die Initiative spricht sich der Schweizer Bauernverband aus. «Aus unserer Sicht ist diese Initiative unnötig», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein. Der Vorstoss habe die neuen Züchtungsverfahren «CRISPR/Cas» – molekularbiologische Methoden, um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern – im Visier. «Dabei handelt es sich um gentechnologische Methoden, es wird aber kein fremdes Erbmaterial eingefügt. Die so gezüchteten Pflanzen lassen sich in der Folge nicht von herkömmlich gezüchteten unterscheiden», erklärt Helfenstein.
Die Arbeiten zur Regulierung dieser neuen Züchtungsverfahren seien bereits im Gang. Das Parlament habe den Bundesrat beauftragt, einen Erlassentwurf auszuarbeiten. «Dieser soll eine risikobasierte Zulassungsregelung für Pflanzen beinhalten, die aus neuen Züchtungstechnologien stammen und die gegenüber den herkömmlichen Züchtungsmethoden einen nachgewiesenen Mehrwert für die Landwirtschaft, die Umwelt oder die Konsumentinnen und Konsumenten haben», so Helfenstein. Die Sicherung von Wahlfreiheit, Koexistenz und Bewilligung seien darin vorgesehen. «Damit sind die Forderungen der Initiative abgedeckt», ist der Bauernverband überzeugt.
Sammelt das Initiativ-Komitee seine Unterschriften mit spezialisierten Firmen?
Wie eine Recherche des Tages-Anzeigers zeigt, wurden in den vergangenen Jahren bei mehreren Initiativen zahlreiche Unterschriften gefälscht. Will das Komitee um die Lebensmittelschutz-Initiative ihre Unterschriften ebenfalls mithilfe von darauf spezialisierten Firmen sammeln? Nein, sagt der Co-Präsident des Vereins für gentechnikfreie Lebensmittel, Martin Graf. «Für den Verein ist die Initiative ein Instrument, um die Bewegung für gentechnikfreie Lebensmittel zu stärken und zu verbreitern. Wir investieren deshalb unsere Mittel in Menschen und sicher nicht in bezahlte Unterschriften», sagt er. Gesammelt würden die Unterschriften auf der Strasse, in der Nachbarschaft und auch im Internet. «Irgendwann kommt eine Abstimmung und dann braucht es kompetente Bürgerinnen und Bürger für Mehrheiten», sagt Graf.
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