Babbels JugendstilVerjüngungskur für den FC Luzern
Sechs aus dem eigenen Nachwuchs und ohne einen einzigen Ausländer: Der FCL präsentiert sich verjüngt und runderneuert.
Routinier Markus Neumayr ist mit 31 Jahren und 247 Pflichtspielen in den zwei höchsten Ligen in Deutschland und der Schweiz fast wie ein Vater für Arnold, Knezevic und Co. Er zollt der jungen, aufstrebenden FCL-Garde Respekt. «Die Jungen haben sich ein Extralob verdient», so Neumayr. «Hut ab vor Remo Arnold und Stefan Knezevic.»
Die 20-jährigen Arnold und Knezevic bildeten mit François Affolter (26) die Dreier-Abwehrkette gegen St. Gallen (2:0). Arnold (9 SL-Spiele) und Knezevic (1) kamen vor dem Auftritt am Ostermontag zusammen gerade mal auf 10 Einsätze in der höchsten Schweizer Spielklasse. Remo Arnold musste zum ersten Mal auf der Chefposition in der zentralen Abwehr ran.
Trainer Markus Babbel: «Für mich war das überhaupt kein Wagnis, schliesslich kenne ich Remo und weiss, was er kann. Er hat defensiv die Aufgabe hervorragend gelöst und auch mit der Art und Weise und seiner Präsenz bin ich sehr zufrieden.»
Sechs aus dem eigenen Nachwuchs
Neben Arnold und Knezevic standen mit Torhüter Jonas Omlin (23), Nicolas Haas (21) und Hekuran Kryeziu nicht weniger als fünf junge Spieler in der Startelf, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen. Mit Idriz Voca (19) kam in der Schlussphase ein weiteres Eigengewächs zum Debüt. Neben den eingesetzten Talenten standen insgesamt elf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Matchblatt, auf dem ein Team 18 Mann aufführen darf.
Mit Basel-Leihgabe Cédric Itten – Torschütze zum 2:0 – und Wolfsburg-Leihgabe Francisco Rodriguez spielten zwei weitere Youngster, die auch erst 21 Jahre jung sind, allerdings nicht aus der eigenen Talentschmiede stammen. Was früher ein Fremdwort war und nach Trainer Murat Yakin gar nur ein Lippenbekenntnis, wird unter Markus Babbel nun realisiert: Die FCL-Jugend ist auf der Überholspur.
Beim FCL heissts: Jugend forscht. «Papa» Markus Neumayr windet dem FCL-Nachwuchs ein Kränzchen: «Den Jungen gebührt ein Extra-Lob.» (Video: 20 Minuten)
Markus Neumayr und Hekuran Kryeziu loben die Nachwuchsarbeit des FCL. (Video: 20 Minuten)
Doch ist das der lang ersehnte Umbruch oder ist einfach nur Not am Mann? Babbel: «Wir bereiten die Jungen seit dem Sommer auf die Super League vor. Aber um sie an dieses Niveau gewöhnen zu können, muss man sie auch spielen lassen. Es bringt nichts, wenn sie nur mitlaufen. Wichtig ist aber, die Balance zu halten und sie an die Hand zu nehmen. Es ist auch wichtig, die älteren, erfahrenen Spieler dabei nicht zu vergessen.»
FCL ohne einen einzigen Ausländer auf dem Matchblatt
Der Deutsche sieht auch kein Wagnis darin, die Verjüngung in der letzten, für den Europacup entscheidenden Phase der Meisterschaft voranzutreiben. «Es geht nicht darum, die Verantwortung abzuschieben. Junge Spieler können auch belebend wirken, weil sie unbekümmert an die Sache herangehen, vielleicht auch mal weniger hinterfragen und grübeln als ein älterer oder erfahrener Spieler. Sie können auch Frische in die Truppe bringen.»
Trotzdem steht den Jungprofis noch ein langer Weg bis zum Durchbruch bevor. Am Ostermontag war auch speziell, dass der FC Luzern nicht nur mit sieben Eigengewächsen, sondern auch ohne einen einzigen Ausländer (inklusive Ersatzbank) angetreten war.