Corona-Skeptikerin im InterviewVerkäuferin kündigt, weil sie keine Maske tragen will
Obschon es sich um eine Minderheit handelt, wehren sich immer mehr Menschen gegen die Corona-Massnahmen, die Bund und Kantone erlassen. Eine von ihnen ist Isa Lüber.
Darum gehts
- Wegen der Maskenpflicht im Kanton Zürich kündigte Isa Lüber ihre Stelle in einem Dorfladen.
- Sie prangert die Regierung an, dass man ihr nicht erlaubt, auf den Corona-Schutz zu verzichten.
- Sie sieht keinen Sinn in den Massnahmen, solange sich «die Leichen auf den Strassen nicht stapeln» würden.
- Sie sei keine Corona-Leugnerin, aber eine Skeptikerin.
«Ich hab heute ne schwere Entscheidung getroffen», so beginnt der Facebook-Post von Isa Lüber (38) in einer Corona-kritischen Gruppe. Es geht um die Maskenpflicht, die seit dem 27. August in allen Zürcher Läden gilt. Sie könne nicht gegen ihr Innerstes ankämpfen und bei der Arbeit eine Maske anziehen. Deswegen habe sie ihre Anstellung als Verkäuferin in einem Dorfladen im Kanton Zürich gekündigt. «Ich vertraue jetzt einfach auf den Weg, der kommt.»
Sie sehe, wie sich eine Gemeinschaft bilde, und das gebe ihr den Mut, sich von der «Möchtegern-Pandemie» nicht unterkriegen zu lassen. «Auf diesen Facebook-Post habe ich so viele tolle Nachrichten und einige Freundschaftsanfragen erhalten», sagt Isa Lüber gegenüber 20 Minuten, «Sogar Essen wurde mir angeboten. Das ist das Schöne an Corona: Die Menschen helfen sich.»
Im Interview erzählt Isa Lüber ihre Sicht der Dinge. 20 Minuten hat ihr zugehört. Es handelt sich dabei um ihre persönliche Meinung.
Frau Lüber, sind Sie eine Corona-Leugnerin?
Isa Lüber: Nein. Ich bin eine Corona-Skeptikerin.
Wo liegt der Unterschied?
Ich glaube, dass das Virus existiert. Die Corona-Massnahmen halte ich aber für übertrieben.
Laut BAG sind seit Beginn der Epidemie über 1700 Menschen in der Schweiz an Corona gestorben.
Das stimmt nicht. Vielleicht sind sie mit Corona gestorben, aber sicher nicht an Corona.
Es gibt also keine Corona-Toten?
Vielleicht einzelne. Aber sehen Sie, eine 86-jährige Frau wäre auch an einer normalen Grippe gestorben. Die Zahlen werden so verdreht, damit man sie mit Corona in Verbindung bringt.
Wer «verdreht» diese Zahlen Ihrer Meinung nach?
Das ist schwierig zu sagen. Das könnte politisch motiviert sein. Man will das Volk in Panik versetzen und in Panik halten.
Welchen Nutzen hätte «man» davon?
Ich weiss es nicht. Ich sehe einfach keinen Sinn, warum man Masken tragen soll.
Was sagen Sie zu den Menschen, die ein Familienmitglied an Corona verloren haben?
Ich sage nur, dass sie nicht an, sondern mit Corona starben. Diese Menschen waren so schwach, dass sie auch an einer Wintergrippe gestorben wären. Aber klar ist es schmerzhaft, wenn Tante Rösli stirbt.
Sie haben wegen der Maskenpflicht in Zürich Ihre Stelle gekündigt. Was genau hindert Sie daran, den Nasen-Mund-Schutz anzuziehen?
Es ist gegen meine innere Einstellung. Ich habe Mühe mit der Pflicht. Jeder sollte für sich selbst entscheiden können, ob er sich schützen will oder nicht.
Mit der Maske schützt man aber ebenso sehr die anderen. Risikogruppen zum Beispiel.
Dafür gäbe es andere Möglichkeiten. Die Alten und andere Risikopatienten könnten einfach zu Hause bleiben.
Viele Wissenschaftler sind für die Maskenpflicht.
Auch die Wissenschaftler sind sich nicht einig. Wer keine Maske anzieht, gilt gleich als Verschwörungstheoretiker. Aber ich frage Sie: Wenn so viele Menschen einer Meinung sind – ist es dann noch eine Verschwörung?
Sie meinen, eine Verschwörung hat nur wenige Anhänger?
Ja. Wenn so viele Menschen gleicher Meinung sind, dann muss was dran sein.
An was muss was dran sein?
Dass die Maskenpflicht übertrieben ist.
Fahren Sie mit ÖV?
Ich vermeide es. Wenn ich aber trotzdem in den Zug muss, dann ziehe ich halt eine Maske an. Sonst nehme ich das Auto.
Was halten Sie von den Leuten, die freiwillig eine Maske tragen?
Das ist ihr gutes Recht. Mir aber nimmt man die Wahl, die Maske nicht zu tragen.
Was hält Ihr Umfeld von Ihrer Einstellung?
Zu meiner Mutter und einigen Freunden, die meine Meinung nicht teilen, habe ich viel weniger Kontakt seither. Denn wir vermeiden es, über dieses Thema zu reden.
Macht das einsam?
Nein. Ich lasse ihnen diese Freiheit. Schlussendlich ist Corona ein Glaubenskrieg zwischen Corona-Priestern und Corona-Leugnern.
Zu welchen gehören Sie?
Ich möchte mich nicht auf eine Seite stellen müssen.
Was müsste passieren, damit Sie einen Sinn in den Corona-Massnahmen sähen?
Überfüllte Krankenhäuser und überforderte Ärzte. Und dass sich die Leichen wie im Mittelalter auf den Strassen stapeln würden.
Verhindern die Corona-Massnahmen nicht genau diese Szenarien?
Aber bitte … In den letzten Monaten ging man ja auch ohne Maske einkaufen und die Zahlen sind nicht gestiegen.
Die Infektionszahlen steigen.
Nein. Wenn man die Infektionszahlen im Verhältnis zu den gemachten Tests sieht, sind die Zahlen nicht gestiegen. Dafür muss man kein Mathematiker sein. Ich fühle mich verarscht.
Wer hat Interesse, die Zahlen und Informationen zu manipulieren?
Ich weiss es wirklich nicht. Seit Wochen frage ich mich: Was soll das Ganze? Ich versuche, die Gegenseite zu verstehen. Aber ich verstehe sie einfach nicht.
Irgendeine Vermutung haben Sie bestimmt, wer hinter «all dem» stecken könnte.
Ich bin nur eine einfache Verkäuferin. Vielleicht will man einen Impfstoff für Milliarden verkaufen. Wie Marco Rima so schön sagt: Ich weiss es nicht.
Was für eine Beziehung haben Sie zu den Medien?
Die Medien verdrehen vieles. Vor ein paar Tagen gab es eine Demonstration in Berlin, sie richtete sich gegen die Corona-Massnahmen. Da waren über zwei Millionen Menschen anwesend! Die Schweizer Medien berichteten aber nur von mehreren Tausend.
Woher wissen Sie, dass es zwei Millionen waren?
Von Drohnenaufnahmen. Da sieht man die Leute und man kann das grob ausrechnen.
Welche Quelle haben diese Aufnahmen?
Youtube.
Welche Zahl stimmt?
Zu den Corona-Protesten in Berlin seien mehr als eine Million Menschen angereist, behaupten die Veranstalter. Laut Polizei waren es knapp 40’000 Demonstranten. Mehrere Medienberichte, die anhand von Drohnenbildern versuchten, Licht ins Dunkel zu bringen, geben den Schätzungen der Polizei recht. Auch Vergleiche mit Aufnahmen von früheren Grossveranstaltungen kommen zum Schluss, dass mehrere Zehntausend Menschen anwesend waren.
Mit welcher Corona-Berichterstattung wären Sie denn zufrieden?
Mehr Positives!
Geben Sie mir ein konkretes Beispiel.
Medien sollten nicht mehr über Corona berichten.
Waren Sie in Zürich an der Demonstration beteiligt?
Nein. Aber ich finde es toll, dass das andere machen – solange alle friedlich bleiben.
Haben Sie Angst vor der Vorstellung, dass die Corona-Massnahmen doch sinnvoll sein könnten?
Ich habe keine Angst. Das Leben ist halt tödlich.
Heisst das, Sie nehmen keine Medikamente, wenn Sie krank sind?
Genau. Wenn, dann nur welche auf pflanzlicher Basis.
Sie würden sich also nicht gegen Corona impfen lassen?
Meine beiden Kinder, 16 und 12 Jahre, und mich würde ich niemals impfen lassen. Werden meine Kinder krank, dann werden sie wieder gesund. Und wenn nicht: So ist das Leben.
Sind Sie eine Impfgegnerin?
Nein, die Impfung gegen Tetanus macht zum Beispiel Sinn.
Zurück zu den Corona-Massnahmen: Was wünschen Sie sich von der Regierung?
Sie soll sich hinstellen und sagen: «Ja, wir sehen euch!» Sie müssen mit der Gegenseite ins Gespräch kommen. Ich hoffe, dass es ein Happy End gibt.
Wie sähe dieses Happy End aus?
Das normale Leben muss weitergehen. Es geht nicht, dass wir in Angst leben müssen. Das ist Terrorismus.
Isa Lüber lebt nun von ihrem Erspartem. Mit ihrem Onlineshop will sie ihre selbst gemachten Seifen verkaufen. Eigentlich wollte sie sich in diesem Jahr als Marktfahrerin selbstständig machen – wegen Corona finden die Märkte aber nicht statt. «Ich bin ein Hippie, eine Lebenskünstlerin», sagt sie. Im schlimmsten Fall suche sie sich eine Arbeit ohne Maskenpflicht. Doch sie schaut positiv in die Zukunft. «Mal schauen, wie das mit dem Corönchen weitergeht.»
Das sagt das BAG
Das Bundesamt für Gesundheit widerspricht mehreren von Isa Lüber genannten Punkten. «Das Risiko, dass eine ältere Person an einer Infektion mit dem neuen Coronavirus stirbt, ist höher als dasjenige mit dem Grippevirus. Weiter gibt es auch Covid-Todesfälle von Personen im Alter von 40 bis 65 Jahren, die vorher vollständig gesund waren», schreibt das BAG auf Anfrage. Weiter widerspricht das BAG Lübers Behauptung, dass die Fallzahlen steigen, da mehr getestet werde. «Die Anzahl der positiven Tests im Verhältnis zum Total der Tests ist in den letzten Wochen angestiegen. Und zwar von 0,5 Prozent auf 4 Prozent.»
Bundesgericht muss über Maskenpflicht im Kanton Zürich entscheiden
Beschwerde hängig
Seit dem 27. August gilt in Zürich eine Maskenpflicht für alle Läden und Innenräume. Gegner dieses Entscheids haben vor einer Woche am Zürcher Verwaltungsgericht Beschwerde eingereicht und die Maskenpflicht als unverhältnismässig angefochten. Sie fordern, die Maskenpflicht auszusetzen, bis ein Urteil gefällt ist. Auf diese Forderung trat das Verwaltungsgericht nicht ein. Die Beschwerdenführer zogen diesen Zwischenentscheid nun ans Bundesgericht weiter. Das Bundesgericht bestätigt auf Anfrage eine entsprechende Meldung der NZZ. Beim Verwaltungsgericht ist jetzt noch das eigentliche Verfahren über die Aufhebung der Maskenpflicht hängig, wie dieses gegenüber der SDA bestätigt.