Keine Gewinnausschüttung: Verlust der Nationalbank hat Folgen – kein Geld für Kantone und Bund

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Keine GewinnausschüttungVerlust der Nationalbank hat Folgen – kein Geld für Kantone und Bund

Die SNB hat dieses Jahr bis jetzt 142,4 Milliarden Franken verloren. Das hat Auswirkungen auf den Bund und die Kantone – und am Ende womöglich auch auf die Steuerzahlenden.

Die Schweizerische Nationalbank hat zwischen Januar und September 2022 hohe Kursverluste auf Aktien, Zinspapiere und Fremdwährungspositionen erlitten.
Insgesamt resultierte in den neun Monaten ein Verlust von 142,4 Milliarden Franken.
Eine Überraschung sei der Milliardenverlust nicht, sagen zwei Experten zur Redaktion.
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Die Schweizerische Nationalbank hat zwischen Januar und September 2022 hohe Kursverluste auf Aktien, Zinspapiere und Fremdwährungspositionen erlitten.

Wikipedia/Baikonur/CC BY-SA 3.0

Darum gehts

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in den ersten drei Quartalen 2022 einen Verlust von 142,4 Milliarden Franken gemacht. Das ist das grösste Minus, das die SNB in ihrer über 100-jährigen Geschichte je erzielt hat. Die Bank radiert so die Gewinne aus, die sie seit 2017 erwirtschaftet hat.

Eine Überraschung sei der Milliardenverlust nicht, sagen zwei Experten zu 20 Minuten: Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, und Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz, ordnen das Ergebnis ein.

Warum verliert die SNB so viel Geld?
Die Bank erlitt zwischen Januar und September 2022 hohe Kursverluste auf Aktien, Zinspapiere und Fremdwährungspositionen, wie Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, sagt. Auch der Wert des Goldbestands der SNB reduzierte sich laut Zwischenbericht um 1,1 Milliarden Franken. 

Das sagt die SNB zum Verlust

Wie kann man den Milliardenverlust erklären?
Die Märkte sind wegen des Ukrainekrieges, der Zinswende und der hohen Inflation verunsichert. Alleine der Verlust auf den Fremdwährungspositionen, die den Handel mit Zinspapieren, Anleihen und Aktien umfassen, belief sich laut Zwischenbericht in den ersten neun Monaten des Jahres auf rund 141 Milliarden Franken.

Was bedeutet der Verlust für die Menschen in der Schweiz?
Der Verlust hat laut Junius kurzfristig keine direkten Auswirkungen auf die Menschen, die in der Schweiz leben. Das negative Ergebnis wirke sich aber auf die Finanzplanung von Bund und Kantonen aus.

Warum sind Bund und Kantone vom Verlust betroffen?
Weil sie Geld erhalten, wenn die SNB Gewinn macht und dieses oft fix einplanen. Dass Bund und Kantone das so handhaben, sei problematisch, kritisiert Junius – denn dieses Jahr falle die SNB-Ausschüttung wohl weg.

Dass Bund und Kantone mit einem SNB-Gewinn planen, ist …

Was hat das für Folgen?
Falle das SNB-Geld weg, gebe es Löcher in den Budgets, womit sich Bund und Kantone stärker verschulden müssen, sagt Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz. Es sei möglich, dass Bund und Kantone so weniger investieren oder am Ende die Steuerzahlenden die Lücke schliessen müssen.

Hat das Risikomanagement der SNB versagt?
Nein, das könne man so nicht sagen, so Geissbühler, weil man die Nationalbank nicht mit einer normalen Geschäftsbank vergleichen könne. Es sei nicht die Aufgabe der SNB, möglichst viel Gewinn zu erzielen, ergänzt Junius. Die Bank müsse stattdessen die Preise stabil halten. Das sei die beste Voraussetzung für einen hohen Grad an wirtschaftlicher Aktivität.

Hat die SNB einen schlechten Job gemacht?
«Nein», sagt Junius. Die SNB habe in den letzten Jahren einen sehr guten Job gemacht. Ihre Interventionen auf dem Devisenmarkt hätten mitgeholfen, dass sich die Einkommen in der Schweiz besser entwickelt haben als in den Nachbarländern. Dass die Schweizer Wirtschaft im internationalen Vergleich gut dastehe, sei auch ein Verdienst der SNB.

Muss jetzt die Politik eingreifen?
«Nein, im Gegenteil», sagt Geissbühler. «Es ist wichtig, dass die Politik der SNB nicht dreinredet.» Denn die Nationalbank sei unabhängig und müsse ihre Geld- und Währungspolitik eigenständig machen können.

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