So stark sind die Menschen in der Schweiz verschuldet

Aktualisiert

Schuldenstatistik 2022Verschuldete Schweizer – der grösste Gläubiger ist der Staat

Private in der Schweiz sind vor allem beim Staat verschuldet. Das zeigt die neue Schuldenstatistik für das Jahr 2022 vom Dachverband Schuldenberatung Schweiz.

Mein Bargeld ist weg: Wann braucht man heute eigentlich noch "cash"? 11.10.2022 (SILAS ZINDEL)

Mein Bargeld ist weg: Wann braucht man heute eigentlich noch "cash"?

11.10.2022
(SILAS ZINDEL)

Silas Zindel

Darum gehts

  • Langjährig verschuldete Haushalte haben 57 bis 68 Prozent ihrer Schulden beim Staat.

  • Eine grosse Anzahl der Betroffenen bleibt lebenslänglich verschuldet.

  • Viele müssen mit dem betreibungsrechtlichen Existenzminimum leben.

Der Dachverband Schuldenberatung Schweiz hat neue Zahlen veröffentlicht: Letztes Jahr haben sich 5216 überschuldete Personen beim Verband gemeldet, weil sie ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können. Langjährig verschuldete Haushalte haben 57 bis 68 Prozent ihrer Schulden beim Staat.

«Eine grosse Anzahl der Betroffenen bleibt lebenslänglich verschuldet, ohne Perspektive, je wieder aus den Schulden herauszufinden», sagt der Verband. Die Überschuldung sei ein unterschätztes Problem: Nur wenige Betroffene könnten sich sanieren, viele müssten mit dem betreibungsrechtlichen Existenzminimum leben.

Diese Personen suchen Rat bei der Schuldenberatung

  • 43,4 Prozent sind alleinstehend.

  • 5,7 Prozent sind alleinstehend und haben eine Unterhaltspflicht für auswärtige Kinder.

  • 13,3 Prozent sind alleinerziehend.

  • 4,6 Prozent sind bei Eltern ohne Kind.

  • 0,4 Prozent sind bei Eltern mit Kind.

  • 12,5 Prozent sind Paare ohne Kinder.

  • 15,5 Prozent sind Paare mit ein bis zwei Kindern.

  • 4,5 Prozent sind Paare mit mehr als zwei Kindern.

Anteil Kinder bei den betroffenen Haushalten

So stark sind die Menschen verschuldet

  • Durchschnittlich haben die Verschuldeten 67’138 Franken Schulden.

  • Bei den unteren 25 Prozent beträgt der Schnitt 14’930 Franken.

  • Die oberen 75 Prozent haben durchschnittlich 78’222 Franken Schulden.

  • Der Medianwert für die Schulden beträgt 37’370 Franken.

Darum sind die Menschen verschuldet

Das sind die Gründe für die Verschuldung: (Mehrfachnennungen sind möglich)

  • Gesundheit/Unfall: 31 Prozent

  • Kühne Geldplanung: 28,8 Prozent

  • Adm./Kogn. Überforderung: 28,4 Prozent (enthält auch Sprachprobleme)

  • Trennung/Scheidung: 27,6 Prozent

  • Arbeitslosigkeit: 27,5 Prozent

  • Working Poor: 16,8 Prozent

  • Aufgabe Selbstständigkeit: 14,8 Prozent

  • Auszug Elternhaus: 13,2 Prozent

  • Geburt/Adoption: 13,1 Prozent

  • Schulden von Dritten: 12,1 Prozent

  • Unterstützung an Dritte: 10,9 Prozent

  • Hohe Fixkosten: 10,8 Prozent

  • Andere Süchte: 10,7 Prozent

  • Heirat/Haushaltsgründung: 10,1 Prozent

  • Spielsucht: 7,4 Prozent

  • Kaufsucht: 7,2 Prozent

  • Pensionierung: 6,6 Prozent

Der mit Abstand grösste Gläubiger ist der Staat

Das sind die wichtigsten Schuldenkategorien:

  • Steuern: 76 Prozent

  • Krankenkasse: 59 Prozent

  • Gesundheitskosten: 27 Prozent

  • Barkredite: 23 Prozent

  • Kreditkarten: 22 Prozent

  • Privatschulden: 18 Prozent

  • Bussen und Geldstrafen: 17 Prozent

  • Telekommunikation: 17 Prozent

  • Mietzins/Hypotheken: 13 Prozent

  • Gerichts- und Verfahrenskosten: 9 Prozent

  • Kontoüberzüge: 6 Prozent

  • Abzahlungskäufe: 6 Prozent

  • Unterhaltsbeiträge (Alimente): 6 Prozent

  • Kundenkarten: 5 Prozent

  • Geschäftsschulden (Selbstständigerwerbende): 4 Prozent

  • Rückerstattung Sozialhilfe: 4 Prozent

  • Leasing: 4 Prozent

Bist oder warst du schon mal stark verschuldet?

Schulden bleiben an Kantonen hängen

Ein grosser Teil der Schulden von privaten Haushalten bleibt laut dem Verband an den Kantonen hängen. Nicht nur die ausstehenden Steuern, sondern auch die Krankenkassenprämien und weitere Schulden, die die Kantone von Gesetzes wegen übernehmen müssen. In vielen Fällen seien die Schulden so für die Kantone nur noch ein virtueller Wert, schreibt der Verband – «weil sie nicht beglichen werden können».

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