AusschreitungenNato schickt zusätzliche Soldaten in den Kosovo
Nach Ausschreitungen im Norden des Kosovos kam es am Dienstag zu neuen Protesten von Serbinnen und Serben. Bei den Zusammenstössen am Montag gab es bereits über 80 Verletzte.
Ein Video zeigt Ausschreitungen im Kosovo.
AFP/KossevDarum gehts
Im Norden des Kosovos fordern die gewaltsamen Konfrontationen zwischen serbischen Demonstrierenden und der Polizei zahlreiche Verletzte.
Medienberichten zufolge gehen die Proteste am Dienstag weiter.
Derweil ruft China die Nato dazu auf, sich für Frieden in der Region einzusetzen.
Einen Tag nach den schweren Zusammenstössen zwischen militanten Serbinnen und Serben und der Schutztruppe KFOR mit rund 80 Verletzten auf beiden Seiten haben sich am Dienstagmorgen erneut Serbinnen und Serben im Norden des Kosovos zu Protesten versammelt. Demonstrierende fanden sich vor den Gemeindeämtern in Zvecan, Leposavic und Zubin Potok ein, die von der Nato-geführten KFOR gesichert werden, berichtete das kosovarische Nachrichtenportal Koha.net unter Berufung auf eigene Reporter vor Ort.
Zu den Zusammenstössen war es am Montagnachmittag in Zvecan gekommen, als die KFOR-Truppe eine gewalttätig gewordene Menge unter Einsatz von Tränengas auflöste. Die militanten Serben bewarfen die internationalen Ordnungskräfte mit Brandsätzen, Steinen und Flaschen.
Die Nato verstärkt die internationale Schutztruppe im Kosovo. Die Stationierung zusätzlicher Nato-Soldaten sei eine Vorsichtsmassnahme «um sicherzustellen, dass die KFOR über die Fähigkeiten verfügt, die sie zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gemäss unseres UN-Sicherheitsratsmandats benötigt», erklärte der Nato-Kommandeur Stuart B. Munsch am Dienstag. Er forderte zudem ein Ende der Gewalt.
Knochenbrüche, Verbrennungen und Schusswunden
30 Soldaten hätten Verletzungen erlitten, darunter Knochenbrüche und Verbrennungen durch Brandsätze, teilte die KFOR am Dienstag mit. Drei Soldaten hätten Schusswunden davongetragen, die aber nicht lebensbedrohlich seien. Verletzt wurden den Angaben zufolge elf italienische und 19 ungarische Soldaten.. «Die KFOR hat (...) auf die unprovozierten Angriffe einer gewalttätigen und gefährlichen Menge reagiert», hiess es in der Mitteilung. Laut dem Spital in der nahen Stadt Mitrovica wurden 53 Serben verletzt.
Swisscoy-Soldaten in Sicherheit
Die Angehörigen der Swisscoy, die im Rahmen der friedensfördernden Militärmission im Kosovo im Einsatz sind, sind in Sicherheit. Das teilte VBS-Chefin Viola Amherd via Twitter mit.
«Die Ereignisse in Kosovo zeigen, wie wichtig der Einsatz der KFOR für die Stabilität des Landes ist und ich danke allen, die sich dafür einsetzen», schreibt die Bundesrätin.
Serbinnen und Serben boykottierten die Wahlen
Im fast ausschliesslich von Serben bevölkerten Norden des Kosovos richten sich die Proteste der örtlichen Bevölkerung gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister, die aus Wahlen im Vormonat hervorgegangen waren und aus albanischen Parteien stammen. Die Wahlen waren von fast allen Serben boykottiert worden.
Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti machte das Nachbarland Serbien für die Ausschreitungen verantwortlich. Bei den Demonstrantinnen und Demonstranten im Norden handle es sich zum Grossteil um «einen Haufen Extremisten unter Anleitung des offiziellen Belgrads», sagte er am späten Montagabend nach Angaben seines Amtes in einem Gespräch mit westlichen Botschaftern.
Derweil hat sich China am Dienstag hinter Serbien gestellt. Die Nato sei aufgefordert, die Souveränität und territoriale Integrität der betreffenden Länder zu respektieren und sich für den Frieden in der Region einzusetzen, sagte die Sprecherin des Aussenministeriums in Peking, Mao Ning. China erkennt wie Serbien und Russland die Unabhängigkeit des Kosovos nicht an. Der heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hat 2008 seine Unabhängigkeit erklärt.
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