Wanderin brachte Émiles Schädel selbst zur Polizei

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Viele Fragen noch offenKleider des toten Émile (2) gefunden – das ist zum Fall bekannt

Eine Wanderin hat in einer Schlucht bei Haut-Vernet die Knochen des kleinen Émile entdeckt. Die Polizei alarmierte die Frau jedoch nicht – aus einem verständlichen Grund.

Seit dem 30. März 2024 herrscht traurige Gewissheit: Émile ist tot.
Am 8. Juli 2023 verschwand der Bub, als er bei seinen Grosseltern (rote Markierung) war. Neun Monate später wurde seine Leiche in der Nähe des Dorfes (gelbe Markierung) gefunden.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft machte eine Frau beim Spazierengehen den grausigen Fund in steilem Gelände.
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Seit dem 30. März 2024 herrscht traurige Gewissheit: Émile ist tot.

AFP

Darum gehts

  • Nach dem Fund von Knochen des kleinen Émile am Samstag arbeiten zahlreiche Forensiker in Haut-Vernet.

  • Insekten-Spezialisten wollen klären, wie lange die Knochen schon dort liegen.

  • Auch Spürhunde sollen die Frage beantworten, ob das Kind am Fundort starb oder die Leiche dort hingebracht wurde.

Der Tod des zweieinhalbjährigen Émile bleibt ein echtes Rätsel. Der Schädel und einige Zähne des am 8. Juli 2023 verschwundenen Kindes wurden am Samstag von einer Wanderin unweit von Haut-Vernet gefunden. Seither arbeiten zahlreiche Ermittlungsteams in Haut-Vernet in der französischen Provinz Alpes-de-Haute. Sie suchen nun nach neuen Hinweisen, um den Fall aufzuklären. Doch auch nach der Entdeckung der sterblichen Überreste sind noch viele Fragen offen.

1. Warum brachte die Frau die sterblichen Überreste zur Polizei, statt Alarm zu schlagen?

Die Wanderin entdeckte den kleinen Schädel in der Auches-Schlucht, ein steiler Abhang mit dichter Vegetation unterhalb von Émiles Familienhaus. Das Fundgebiet hatten die Polizei sowie auch Freiwillige in den vergangenen Monaten mehrmals durchsucht.

Links unten der Fundort bei der Auches-Schlucht, in der Mitte der Wohnort von Émiles Grosseltern.

Links unten der Fundort bei der Auches-Schlucht, in der Mitte der Wohnort von Émiles Grosseltern.

Google Maps

Die Frau, die nach Angaben von RTL nicht aus der Gegend stammt, soll die Knochenteile allerdings selbst zur Polizei gebracht haben. Weil sie beim Fundort, einem steilen und nicht leicht zugänglichen Gebiet, keinen Handy-Empfang hatte, hatte die Wanderin beschlossen, den Schädel zu bergen und ihn mit dem Auto zum etwa 20 Minuten entfernten Polizeiposten zu transportieren. Von dort wurden die Reste per Helikopter zum Institut für Kriminalforschung der Gendarmerie (IRCGN) gebracht.

2. Hat es einen Einfluss auf die Ermittlungen, dass der Schädel von der Frau berührt wurde?

Nein, das habe keinen Einfluss auf die forensischen Untersuchungen, gaben Experten gegenüber Bfmtv bekannt.

3. Ist der Fundort auch der Tatort?

Die erste Frage, die die Ermittler klären müssen, ist, ob Émiles Schädel nach seinem Tod zum Fundort gebracht wurde - sei es auf natürliche Weise, unter Einwirkung einer dritten Person oder sogar eines Tieres - oder ob das Kind an dieser Stelle gestorben ist.

4. Welche Untersuchungen werden am Fundort durchgeführt?

Im Gebiet arbeiten derzeit 130 Menschen aus verschiedenen Bereichen: Polizisten, Forensiker und sogar Insekten-Experten. Caroline Rambaud, Forensikerin am Spital Raymond Poincarré in Garches, erklärt RTL: «Die Schwierigkeit wird darin bestehen, alle Knochen zu finden, um eine gründliche anthropologische Untersuchung durchzuführen und zu versuchen, traumatische Läsionen zu finden, die auf eine Todesursache hinweisen könnten.» Aber auch wenn die Polizei alle Knochenteile findet: «Wir sind nicht sicher, die Antworten zu finden. Wenn es sich zum Beispiel um Erstickung handelt, hinterlässt es keine Spuren auf den Knochen.»

5. Welche Information wollen die Experten gewinnen?

Zunächst wollen die Ermittler und Ermittlerinnen Datum und die Umstände von Émiles Tod ermitteln. Dazu wollen die Experten die Knochen analysieren, um herauszufinden, ob der Bub körperliche Gewalt - Schläge und Brüche - erlitten hat. «Wir wollen die Knochen zum Sprechen bringen», sagt die forensische Anthropologin Agathe Ribéreau-Gayon zu Gala.

Die Untersuchungen können aufwändig sein, «weil das Wetter den Erhalt oder Verfall eines Körpers beschleunigen kann», so die Expertin. Diese Analysen werden in Zusammenarbeit mit Insektenspezialisten durchgeführt. Tatsächlich werden die Entomologen versuchen, Insekten zu finden, die Informationen über die Zersetzung von Émiles Knochen liefern könnten. Gleichzeitig soll ein Hundeteam mobilisiert werden. Aufgrund der Gerüche können die Hunde herausfinden, ob der Körper des Buben bewegt wurde.

Ermittler finden T-Shirt und Schuhe

Die Staatsanwaltschaft von Aix-en-Provence informierte am Dienstagabend zum Fall: «Diese Knochen alleine ermöglichen es nicht, zu sagen, was die Ursache für den Tod von Émile war», sagte Staatsanwalt Jean-Luc Blachon. «Zwischen einem Sturz des Kindes, fahrlässiger Tötung und Mord können wir noch immer keine These als wahrscheinlicher erachten als die anderen, um das Verschwinden und den Tod des Kindes Émile zu erklären.»

Die Ermittler fanden am Schädel kleine Risse und Brüche an dem Knochen, die nach dem Tod entstanden seien. Auch Bissspuren, vermutlich von Tieren, waren zu sehen. Verletzungen vor dem Tod des Buben habe man nicht gefunden.

Die Gebeine seien am Fundort, etwa 25 Minuten Fussweg vom Dorf entfernt, nicht vergraben worden und lange Zeit über verschiedenem Wetter ausgesetzt gewesen. Man prüfe noch, ob die Knochen auch in verschiedenen Biotopen gewesen sein könnten.

An einem Bach unweit des Schädels fanden die Einsatzkräfte auch das T-Shirt, die Schuhe und die Unterhose, die Émile am Tag seines Verschwindens trug. Die Kleidung habe nicht an ein und derselben Stelle gelegen, sondern sei etwas verteilt gewesen. (DPA)

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Hier findest du Hilfe:

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Himmelskind.ch, für Akuthilfe und Trauerbegleitung

SIDS, nach plötzlichem Kindstod

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Mein-Sternenkind.ch, für betroffene Väter, Familien, Angehörige

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Appella, Telefon- und Onlineberatung bei früher Fehlgeburt

Pro Pallium, Trauergespräche und Trauertreffen

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

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