Flügeldeformationsvirus DWV-BVirusmutante bedroht Bienen und Hummeln weltweit
Pandemie unter Bienen nimmt Fahrt auf: In Populationen auf der ganzen Welt, breitet sich eine neue Variante des tödlichen Flügeldeformationsvirus aus, die deutlich ansteckender und aggressiver als der Ursprungstyp ist.
Darum gehts
Bienen sind für die Bestäubung von Pflanzen unverzichtbar. Doch ihr Überleben gerät immer mehr in Gefahr. So ist eine gefährliche Variante des Krüppelflügelvirus (Deformed Wing Virus, DWV) weltweit auf dem Vormarsch. Das Virus befällt Honigbienen und sorgt dafür, dass ihre Flügel verkümmern und die Tiere sterben. Das RNA-Virus gilt als grösste Bedrohung für Honigbienen weltweit.
Die neue Variante (DWV-B), die in Europa den ursprünglichen Virenstamm (DWV-A) bereits abgelöst hat, breitet sich auch in anderen Regionen der Welt aus und führt zum Kollaps ganzer Völker. Das zeigt eine im «International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife» veröffentlichte Studie.
Nur Australien blieb bisher verschont
Für diese wertete ein internationales Zoologen-Team rund 3000 Datensätze von Honigbienen, Erdhummeln und Varroamilben aus der US-Biodatenbank NCBI aus, in denen sich Hinweise auf das Erbgut der Viren befinden. Zudem recherchierten sie für zahlreiche Länder die ersten wissenschaftlich dokumentierten Erwähnungen der DVW-B-Variante.
«Unsere Analysen zeigen, dass sich die neue Variante in Europa bereits durchgesetzt hat und dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die Variante überall auf der Welt dominant ist», so Paxton. In den 2000er Jahren wurde die neue Variante vor allem in Europa und Afrika gefunden. In Nord- und Südamerika entdeckte man sie Anfang der 2010er Jahre, 2015 in Asien. Mit der Ausnahme von Australien ist die Virusvariante auf allen Erdteilen nachgewiesen. Das könnte den Forschenden zufolge daran liegen, dass sich die Varroamilbe in Australien bislang nicht weiträumig ansiedeln konnte.
Möglichkeiten zur Unterstützung der Bienen
Die Forschenden wiesen die Virusvariante auch in den Proben von Erdhummeln nach. Was das für deren Bestand bedeutet, ist noch offen: «Ob das Virus bei Hummeln und anderen Wildbienen ähnlich verheerende Folgen haben wird, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen», so der an der Studie beteiligte Robert Paxton von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). «Bislang sterben kommerziell gehaltene Hummelvölker mit dem Virus immerhin nicht deutlich häufiger.» Für Honigbienen sei das Krüppelflügelvirus «die grösste Bedrohung.»
«Unsere Laborstudien haben gezeigt, dass die neue Variante Bienen schneller tötet und dass sie gleichzeitig besser übertragen wird.»
Der ursprüngliche Stamm des Virus wurde Anfang der 1980er-Jahre in Japan entdeckt, die neue Variante wurde erstmals im Jahr 2001 in den Niederlanden beschrieben. «Unsere Laborstudien haben gezeigt, dass die neue Variante Bienen schneller tötet und dass sie gleichzeitig besser übertragen wird», sagt Paxton. Es gebe jedoch verschiedene Mittel und Methoden, um Bienen vor der Varroamilbe und dem Virus zu schützen: «Das Wichtigste ist es, auf die Hygiene im Bienenstock zu achten. Hier können einfache Massnahmen helfen, nicht nur das eigene Volk vor Varroa zu schützen, sondern auch Wildbienen, um die sich sonst niemand kümmert.»
Die Tiere sind als Bestäuber vieler Wild- und Kulturpflanzen unverzichtbar für den Fruchtertrag und für den Erhalt der Artenvielfalt. Der Verlust von Bienenvölkern wird daher von Expertinnen und Experten weltweit mit Sorge beobachtet.