Visperterminen VSSessel löst sich und rast ins Tal: Nun werden Bahnen überprüft
Ein Unfall im Kanton Wallis Anfang Jahr ging glimpflich aus. Um schwerere Unfälle zu verhindern, hat die Sust einen Bericht veröffentlicht.
Darum gehts
Wegen eines Unfalls in Visperterminen VS empfiehlt die Sust nun, Sesselbahnen zu überprüfen.
Am 3. Januar hatte sich ein Sessel gelöst. Er rutschte talwärts in den vorherfahrenden Sessel.
Die Untersuchung zeigte, dass die Klemmleistung am Seil verringert war. Ein Produktionsfehler könnte daran schuld sein.
Im Skigebiet in der Walliser Gemeinde Visperterminen ereignete sich am 3. Januar ein Unfall: Der Sessel Nummer 68 der Sesselbahn löste sich bei der Talfahrt, rutschte talwärts und kollidierte mit dem Sessel Nummer 67. Dabei wurden zwei Passagiere leicht verletzt.
Wie es nun aussieht, war dabei viel Glück im Spiel. Denn die Schweizerische Sicherheits-Untersuchungsstelle (Sust) eröffnete eine Untersuchung und publizierte nun einen Zwischenbericht. Und zwar aus Gründen der Dringlichkeit und zur Unfallverhütung.
Der Bericht richtet sich in erster Linie ans Bundesamt für Verkehr (BAV), das sicherstellen soll, dass Hersteller und Betreiber von Anlagen mit Tellerfedersystemen, wie sie in Visperterminen verwendet werden, ihre Bahnen überprüfen.
Auf Anfrage von 20 Minuten heisst es beim BAV: «Wir haben den Zwischenbericht der Sust heute erhalten und prüfen nun, wie wir die Empfehlung umsetzen.»
Plötzlich fiel die Klemmleistung ab
Das Problem waren gemäss Bericht die Tellerfedern im Sessel Nummer 68. Diese sind dazu da, über eine Klemme den Sessel am Seil festzuhalten. Jedes Mal, wenn der Sessel die Berg- oder Talstation verlässt, wird die Klemmkraft gemessen. Wenn die Werte nicht stimmen, wird die Sesselbahn automatisch angehalten.
Das passierte beim Sessel Nummer 68 nicht. «Dies lässt darauf schliessen, dass die Klemme des Sessels Nr. 68 beim Durchfahren der Bergstation die erforderliche Klemmkraft noch aufwies», heisst es im Sust-Zwischenbericht.
Im schlimmsten Fall: Absturz des Sessels
Trotzdem versagte die Klemme kurze Zeit später. «Das Versagen einer Seilklemme kann schwerwiegende Unfälle zur Folge haben», schreibt die Sust weiter. «Ein Verlust der Klemmkraft kann, wie im vorliegenden Fall, zum Rutschen der Klemme auf dem Förderseil und zur Kollision von Seilbahnsesseln oder im schlimmsten Fall zum Absturz eines Sessels führen. Die Aufrechterhaltung der Klemmkraft einer Seilklemme muss daher dauerhaft gewährleistet sein.»
Der Unfall am 3. Januar ging also noch glimpflich aus.
Hattest du schon einmal Schwierigkeiten mit Sessel- oder anderen Skiliften?
Tellerfedern kaputt und mangelhaft
Nun wurde die Klemme des Sessels untersucht. Dabei wurden Beschädigungen an den Tellerfedern festgestellt. Eine Feder war an zwei Stellen gebrochen. Ein Bruchstück konnte nach dem Unfall gar nicht mehr aufgefunden werden. Eine weitere Tellerfeder wies einen durchgehenden Riss auf, mehrere weitere Stücke eine «signifikante Korrosion».
Daraufhin wurde eine weitere Seilklemme eines Sessels untersucht (Sessel Nummer 131). Auch dort wurden eine kaputte und mehrere korrodierte Tellerfedern gefunden.
Zuletzt waren die Sessel 2020 gecheckt und revidiert worden.
«Es ist unüblich, dass Tellerfedern bereits knapp vier Jahre nach der Revision Korrosion, Risse und Brüche im vorgefundenen Ausmass aufweisen, die zu einem Versagen der Klemme führen», schreibt die Sust. «Risse, die im Bereich vom Innendurchmesser der Tellerfeder ausgehen, sind in eingebautem Zustand bei einer visuellen Kontrolle nicht erkennbar.»
«Mangelhafte Produktqualität kann nicht ausgeschlossen werden»
Auffällig auch: Die Tellerfedern weisen nicht alle dieselbe Wanddicke auf. Wenn in einer Federsäule Federn mit verschiedenen Wanddicken vorhanden sind, kann das dazu führen, dass die Klemmkraft verringert ist.
«Anhand dieser Erkenntnisse kann eine mangelhafte Produktqualität der Tellerfedern nicht ausgeschlossen werden», folgert die Sust.
Aufgrund dessen hat der Betreiber der Seilbahn nun alle Seilklemmen, die im Jahr 2020 letztmals revidiert wurden, und die Klemmen fünf weiterer Sessel ausser Betrieb genommen. Sie wurden dem Hersteller zur Kontrolle übergeben.

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